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“Einige werden nicht überleben” und dem Stadtrat scheint das egal zu sein

Auch die Oltner Kulturszene wurde und wird von Corona und den Massnahmen dagegen hart getroffen, wie eine Umfrage von Pro Kultur Olten zeigt. Dem Stadtrat scheint das egal zu sein. Anstatt der lokalen Kulturszene zu helfen, streicht er ihr sogar Gelder.
18. November 2020

Kabarett-Tage, Tanztage und Buchfestival sind abgesagt, ebenso unzählige kleinere Events, während Kulturschaffende die Engagements gestrichen werden. Auch in Olten wurde die kulturelle Agenda dieses Jahr durch Corona und den von Bund und Kantonen erlassenen Massnahmen leer gefegt. Die 23 Sternschnuppen, der mittlerweile traditionelle Oltner Kultur-Adventskalender, wird zwar stattfinden, doch vornehmlich digital. Das OK rechnet dabei bereits jetzt mit einem “grossen Defizit” (​OT vom 10.11.20​).

Finanzielle Einbusse und gleichzeitig Mehraufwand

“Die Kultur leidet unter den Coronamassnahmen wie kaum eine andere Branche”​ und das gilt auch für Olten​, wie eine Umfrage belegt, die Pro Kultur Olten, der Interessenverein der lokalen Kulturszene, im Sommer durchführte und an welcher 30 Kulturschaffende und -organisationen teilnahmen. Auch wenn die Umfrage im strengen Sinne nicht als repräsentativ betrachtet werden kann, so ist der Tenor unter den ganz unterschiedlichen Kulturprotagonist*innen doch deutlich: Laut Rückmeldungen sehen sich 2⁄3 der Teilnehmenden mit hohen finanzielle Einbussen bei gleichzeitig erhöhtem Arbeitsaufwand kontfrontiert. Wie hoch die Einbusse dabei sind, lässt sich nur schwer beziffern. Zählt man aber nur schon die Umfrage-Antworten zusammen, kommt man auf mehrere 100’000 Franken. Die Frage, wann mit einer Erholung der finanziellen Situation gerechnet wird, beantwortete rund die Hälfte mit “Später als Herbst 2021”.

Bereits im Sommer befand sich die Oltner Kulturszene also in einer leidigen Situation. Mittlerweile befinden wir uns mitten in der zweiten Welle. An Veranstaltungen sind derzeit maximal 30 Personen zugelassen, der Bundesrat ruft die Bevölkerung auf, zuhause zu bleiben. Es muss also davon ausgegangen werden, dass die Antworten zum jetzigen Zeitpunkt noch deutlich drastischer ausfallen würden.

Keine zusätzliche, sondern weniger Unterstützung von der Stadt

Kurzarbeit, Erwerbsersatz, Ausfallentschädigung und Covid-Kredite; im Frühling brachten sowohl Bund als auch Kanton umfangreiche Unterstützungsmassnahmen auf den Weg,

welche von einem Gros der Befragten auch in Anspruch genommen und grösstenteils positiv bewertet wurden (wobei sich die Situation auch hier in Anbetracht der zweiten Welle und den erneuten Einschränkungen wohl eher verdunkelt haben wird).

Und wie sieht es mit der Stadt Olten aus? Sowohl Pro Kultur Olten als auch den Umfrage-Teilnehmer*innen sind keine Hilfsmassnahmen der Stadt bekannt. Dabei gäbe es durchaus Möglichkeiten, wie andere Städte zeigen. Aarau beispielsweise leistet Überbrückungshilfe für Kulturschaffende​, während Baden nicht nur Mieterlasse für Mieter*innen städtischer Liegenschaften gewährt, sondern für 2021 einen grosszügigen Corona-Topf​ von mind. 1 Million Franken eingerichtet hat, der nicht nur, aber auch der Kulturszene offen stehen wird.

Miet- und Gebührenerlasse und Sofort-Hilfen wünscht sich laut Umfrage auch die Oltner Kulturszene von ihrer Stadt. Oder wenigstens die Auszahlung der für 2020 vereinbarten Gelder. Doch nicht einmal Letzteres scheint der Fall zu sein: Mehrere Oltner Kultur-Organisationen berichten übereinstimmend, dass die Stadt Olten sogar angekündigt hat, die gesprochenen Gelder fürs Jahr 2020 aufgrund der ausgefallenen Veranstaltungen höchstens teilweise auszuzahlen.

Ein Ideenwettbewerb gegen düstere Aussichten?

Bereits im Sommer gaben 60% der Befragten an, dass sie nicht davon ausgehen, dass sich die Situation vor Herbst 2021 normalisieren wird. Grössere Veranstaltung, so die Vermutung, würden auch dann noch schwierig umzusetzen sein. “Einige werden nicht überleben”, so die knappe Antwort eines Teilnehmenden, wie sich die Oltner Kulturszene verändern wird.

Doch sehen die Oltner Kulturmacher*innen nicht nur schwarz. Bereits im Sommer haben einige angegeben, die aktuelle Situation für das Entwickeln neuer kultureller Gefässe und Angebote, etwa im digitalen Bereich, nutzen zu wollen. Auch dass sich der Kulturbetrieb während der Monate noch mehr ins Freie verschieben wird, wird mehrmals prognostiziert.

Auch die Stadt könnte bei dieser Wiedergeburt der Oltner Kulturszene mithelfen. Bei einem städtischen Wettbewerb für innovative Kultur-Ideen würden laut Umfrage jedenfalls 2⁄3 der Befragten mitmachen.

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