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Zwischen den Modewelten

Vom lokalen Modegeschäft zu den grossen der Modefotografie. Das fünfte Kolt-Treffen bot bewegende Geschichten und Bilder.
30. August 2021
Text: Yann Schlegel, Fotografie: Timo Orubolo
International Photo Festival Olten

Ob auf einer kleinen oder grossen Bühne, glücklich und erfolgreich kann der Mensch auf beiden sein. Zwischen den Extremen bewegte sich das fünfte Kolt-Treffen. Hier das traditionelle Oltner Modehaus Bernheim, das immer seinen Wurzeln treu blieb – dort die weitgereiste Französin Brigitte Lacombe, die mit ihrer Kamera die Grossen aus Hollywood und der Modewelt an alle Ecken der Welt begleitet und sie mit ihren Bildern zu Ikonen unserer Zeit macht. Eines haben Bernheim und Lacombe gemeinsam: Beide fingen sie klein an und beide gingen unbeirrt ihren Weg.

Im Fall vom Modehaus Bernheim begann dieser im Jahr 1931. Alain Bernheim erzählte auf der Dachterrasse des Geschäfts an der Kirchgasse, wie seine Grosseltern in einer denkbar schlechten Zeit ihr Unternehmen mit zwei Schneiderinnen und fünf Angestellten lancierten. Gleich zu Beginn hatten sie die Weltwirtschaftskrise zu überstehen. Erst als der Franken aufgewertet wurde und die Inflation gestoppt war, kam das Oltner Modehaus allmählich in eine stabilere Lage. Damals war der Laden noch an der Hauptgasse vis-à-vis der heutigen Kreuz-Apotheke stationiert. Ab den 70er-Jahren begann das Modehaus zu expandieren und wuchs kontinuierlich. Wie sehr die Familie auf die Kleinstadt Olten und die Region setzt, veranschaulichte Alain Bernheim anhand seiner persönlichen Vita. «Ich kam nie aus Olten weg», sagte er, der das Haus in dritter Generation führt.

In den letzten Jahren bekannte sich der Familienbetrieb mit einem grosszügigen Ausbau an der Kirchgasse zu seinen Wurzeln in der Stadt. Entstanden ist ein eindrückliches Modehaus, das in der Kleinstadt seinesgleichen sucht. Und dies in einer Zeit, in welcher der Onlinehandel innerhalb weniger Jahre etliche Ladenketten verdrängt und verschluckt hat. «Wir werden auch in Zukunft voll auf den stationären Handel setzen», sagte Alain Bernheim. «Wir glauben sogar, dass dieser irgendwann wieder an Bedeutung gewinnt.»

Zwischen den zwei Einblicken in die so weit auseinanderliegenden Modewelten blieb Zeit, um den Kopf zu lüften. Dazu eignete sich nichts besser als die verträumten Klänge der Indie-Band Ellas. Mit der gewaltigen Stimme von Leadsängerin Jorina Stamm füllte das Brugger Ensemble die Kirchgasse mit beeindruckender Intensität.

Vom steigenden Stern der Schweizer Musikszene zu den Weltstars auf Bildern

Im Stadttheater betrat Brigitte Lacombe mit ihrer unverkennbaren Schmetterlingsbrille die Bühne. Bereits über vier Jahrzehnte lang hat sie die Berühmtheiten mit ihrer Kamera aus ungewohnter Nähe festhalten dürfen. Mit ihren Fotografien machte sie sich in der Szene selbst zu einer Ikone. In Olten öffnete Brigitte Lacombe einen kleinen Teil ihres immensen Fotoarchivs. Wenn ihre Bilder um die Welt gingen und den Glamour von Hollywood zeigten, so bedingte dies drinnen auf dem Filmset eine tiefe Beziehung. Besonders verbunden ist Lacombe mit der US-Schauspielerin Meryl Streep, die sich am liebsten nur von der Französin ablichten liess. «Sie war immer sehr scheu und stand nie gerne vor der Fotokamera», sagte Lacombe mit ihrem französischen Akzent. Ihre Erzählungen blieben darüber hinaus weitestgehend an der Oberfläche. Die 70-Jährige liess ihre Bilder sprechen und zeigte neben Streep Fotos aus ihrer Arbeit an der Seite von Regisseur Martin Scorsese und der berühmten Modedesignerin Miuccia Prada.

Die Fantasiewelt von Erik Madigan Heck

In einem starken Kontrast zu Lacombe steht die Arbeit von Erik Madigan Heck, obwohl auch diese sich intensiv mit der Mode auseinandersetzt. Der 37-jährige US-Amerikaner aus Minnesota fand mit seiner Fotografie einen ganz eigenen Stil. Einen Stil, der ihm schon früh zahlreiche Auszeichnungen einbrachte. Eigentlich hatte Heck malen wollen, aber dann entdeckte er die grenzenlosen Möglichkeiten, mit der Fotografiebearbeitung zu spielen. Auf seinen Bildern schafft er Traumwelten, die surrealistische Elemente beinhalten. Oft dient seine Familie ihm als Modell, wie er mit seinem feinen Humor verriet. Heck transportierte seine Gedanken zur Fotografie in einem kleinen Plädoyer. Seine Maxime: Die Fotografie bilde nie die absolute Realität ab, sei dies auf die Farben oder Formen bezogen. Deshalb sollte seiner Ansicht nach nie danach gefragt werden, wie stark ein Bild bearbeitet sei. Heck sagt darum: «Fotografie ist eine technische Haltung.»

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