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input: Man müsste unbedingt den Ladenmix in der Stadt verbessern

«Viele sind gehemmt, weil sie denken, bei uns nur ungewaschenes Zeugs zu kriegen»

Jedes Stück ist ein Unikat. Jedes hat seine eigene Geschichte. Viele bleiben verborgen. Einige erzählen die Menschen, die sich im Hinterhof von einem gebrauchten Kleidungsstück lösen. Da ist der Mantel, den eine ältere Frau in den Laden brachte. Innen ist er mit «Création Olten» angeschrieben. Ihre Urgrossmutter hatte ihn gekauft. Nun hat sie ihn auf die Reise gegeben. Ihn der Familie von Regina Graber (49) anvertraut.

Ihre Söhne Yannic (28) und Léon Aeschbacher (26) kennen ein paar Geschichten zu den Kleidern, die in ihrem neuen Laden hängen. Klein, aber fein kuratiert auf drei Etagen. Das verwinkelte Lokal im unscheinbaren Hinterhof könnte besser zum Ladenkonzept nicht passen. Die Spuren des ursprünglich angesiedelten Elektrofachgeschäfts sind geblieben und verleihen dem Lokal einen industriellen Charme. Da steht zum Beispiel ein Massivholzgestell, in dem früher Elektro-Ersatzteile verstaut gewesen sein müssen. Heute sind darin gebrauchte Turnschuhe und Birkenstocks zur Schau gestellt.

Wie ein kleines Museum

Im Untergeschoss hängen Fussballtrikots aus früheren Tagen, zeugen von einer Zeit, in der der Kommerz den populärsten Sport der Welt noch nicht komplett vereinnahmt hatte. Die Leibchen schlicht, die Werbung ebenso. Yannic schwärmt. «Gestern hab ich ein 25-jähriges Trikot von Paris verkauft.» Für Liebhaberstücke muss die Käuferin im Hinterhof etwas mehr Geld hinlegen. Aber weniger als auf den gängigen Online-Verkaufsportalen.

Aber Yannic sagt: «Wir haben hier für alle etwas. Auch jene, die weniger Geld haben, sollen bei uns Klamotten zu einem fairen Preis kriegen.» Neulich habe er drei Winterjacken an Flüchtlinge verschenkt, die noch immer in Jeansjacken unterwegs waren, erzählt er. Das Aus des Caritas-Ladens riss eine Lücke für Menschen mit weniger Ressourcen. Dies habe sie bestärkt, ihre Ladenidee in die Stadt zu bringen. Secondhand in einem Lokal, das ist die Antithese zum Onlinekaufwahn, zum Päckliboom, zur Generation Zalando. Anders als viele junge Menschen haben sich die beiden Brüder nie vom Konsumhype anstecken lassen. In einem Elternhaus aufgewachsen, in dem vieles selbst repariert oder umgestaltet wurde, hat ihre Sicht auf den Konsum geprägt. «Wir kauften immer schon secondhand ein», sagt Yannic. Im Laden bietet der Hinterhof zudem einen Reparaturdienst für Textilien und andere Materialien an.

Yannic (28) arbeitet neben dem Hinterhof-Projekt nach wie vor im Oltner Kinderhaus auf seinem angestammten Beruf als Fachmann Betreuer Kind.

Secondhand soll sexy sein

Was in grösseren Schweizer Städten und gerade auch in anderen Ländern schon länger ein Geschäftsmodell ist, gab’s in Olten in dieser Form noch nicht. Die vielen Brockenstuben sind mehrheitlich dezentral und präsentieren die Kleidungsstücke nicht, wie der Hinterhof dies tut. Andere Secondhand-Läden deckten eher ein anderes Segment ab und sind mittlerweile wieder verschwunden. Diese Lücke will die Familie Graber Aeschbacher füllen. «Obwohl ich glaube, dass die Menschen hier zusehends ökologisch eingestellt sind», sagt Yannic. Um Kundschaft anzulocken, will das Hinterhof-Team den verstaubten Ruf der Secondhand-Ware aufpolieren. Zeigen, dass gebrauchte Kleidungsstücke auch sexy sein können. Zuhause waschen sie jedes Kleidungsstück, das ihnen gespendet wurde oder sie zugekauft haben. Yannic weiss: «Viele, die noch nie in einem Secondhandladen waren, sind gehemmt, weil sie denken, bei uns nur ungewaschenes Zeugs zu kriegen.»

Ein bis drei Personen liefern pro Tag im Hinterhof gebrauchte Kleidungsstücke ab. In der Startphase kauft das Familiengeschäft auch Ware aus zweiter Hand zu. Wer seine Stücke nicht umsonst abgeben will, erhält einen Drittel des geschätzten Weiterverkaufspreises. Weil die Familie die Kleider aber vorab bezahlt, birgt dieses Modell für sie ein finanzielles Risiko. Darum sagt Yannic: «Unser grosses Ziel ist, dass Olten und Region uns über Spenden mit Kleidern versorgt.» Gelingt dies, könnten sie umso fairere Preise anbieten. Abgesehen von den Secondhand-Kleidern gibt’s im Laden ein Schauregal, auf dem kleine Kunsthandwerk-Labels eine Plattform erhalten. Wer selbstgefertigte Ware bei ihnen verkaufen möchte, kann einen Platz auf dem Regal mieten. Derzeit arbeitet der Hinterhof beispielsweise mit dem Label TheGreenWolf aus Zürich zusammen, der Mikrogarten-Workshops organisiert.

Dass ein grosses Potenzial für ein Ladenkonzept wie ihres besteht, merkte Regina Graber durch ihr privates Hobby. Mit einer Freundin organisierte sie im eigenen Keller über mehrere Jahre regelmässig Secondhand-Kleiderbörsen im Kleinformat. «Wir haben gemerkt, wie stark das zieht. Es machte wusch und wir hatten vier Kellerräume gefüllt», erzählt sie.

Konsumlust stillen, aber ökologisch

Vor einem Jahr lancierte sie mit ihren Söhnen das Secondhand-Ladenprojekt. Gemeinsam begaben sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Lokal. «Wir sagten, lass es uns versuchen. Vielleicht passt der Laden gerade in unsere Lebenssituation.» Alle drei führen trotz neuem Abenteuer ihre anderen Lebensprojekte weiter – der Laden bleibt zumindest vorerst eine Nebenbeschäftigung.

Regina (49) war viele Jahre Präsidentin des Vereins Pro Kultur Olten und ist als Lehrerin tätig.

Nicht ausschliesslich der karitative, auch der ökologische Gedanke ist für ihre Ladenidee zentral. «Wir leben in einem solchen Überfluss, wir alle haben daheim volle Schränke. Eigentlich muss gar nicht viel Neues produziert werden. Indem wir bereits produzierte alte Schätze wiederentdecken, können wir unsere Konsumlust stillen. Alle wollen ein wenig Veränderung in ihrem Leben», sagt Regina. Der Familie Graber Aeschbacher war es wichtig, den Aspekt des Rezyklierens vorzuleben. Deshalb ist auch die Ladeneinrichtung aus zweiter Hand. Sie stammt aus dem ehemaligen Oltner Kleiderladen «Casa Moda», die Kasse ist ein Überbleibsel aus dem Caritas-Laden. «Bis auf den Klebstreifen ist nichts neu hier», scherzt Regina.

Eigentlich hätte die Familie Graber Aeschbacher gerne ein Lokal auf der rechten Aareseite der Stadt gefunden. Alle drei wohnen in dieser Gegend und sie hätten, wie sie sagen, was zum Aufschwung beitragen wollen, der in den letzten Jahren auszumachen sei. Aber die Verhandlungen um das gewünschte Lokal versiebten im Nichts. An freien Ladenlokalen und Gewerbeflächen mangelts in der Kleinstadt bekanntlich nicht. Trotzdem gestaltet sich die Suche nach einem Lokal für ein Start-up-Projekt wie jenes der Familie Graber Aeschbacher als schwierig. Dies merkten sie bei den vielen Besichtigungen und Telefonaten bald.

Panorama der leerstehenden Ladenlokale

«Wir haben unzählige Lokale angeschaut, wussten über alle Mietpreise Bescheid», sagt Regina. Die Reaktionen der Verwaltungen waren vielerorts ähnlich, erzählt Léon. Unter anderem habe er zu hören bekommen: «Was, ich soll mit dem Preis runter?! Ihr macht mir den Laden ja sowieso kaputt.» Die Resonanz sei insgesamt sehr skeptisch gewesen. Beispielsweise bei einem Mietpreis von über 2000 Franken für 75 Quadratmeter hätte er maximal 100 Franken Mietreduktion herausschlagen können. «Dann lassen Sie es lieber leer?», habe er jeweils gefragt. Die Antwort: «Ja, wir lassen es lieber leer.» Vielleicht habe diese Haltung auch damit zu tun, dass die Eigentümer vielmals nicht Oltnerinnen sind und sich deshalb weniger mit dem Ort und den in Olten vorhandenen Ideen identifizieren, vermutet Regina.

Léon (26) machte eine Lehre als Konstrukteur und absolviert nun noch die Schule zum Umwelttechnologen.

Eine weitere grosse Hürde: Oftmals regelt ein Vertrag über fünf Jahre die Mindestmietdauer. Für Regina und ihre beiden Söhne aber war klar, dass sie ihr Ladenkonzept zunächst für ein Jahr ausprobieren wollen. Sie sagt: «Was ich ernüchternd finde: Die Allgemeinheit beklagt, in der Innenstadt gäbe es zu viel Leerstand, der Ladenmix sei schlecht, die Altstadt biete ein Trauerspiel und so weiter. Gleichzeitig geht es doch allen noch zu gut, sonst würde man schneller reagieren, würden die Lokale vereinfacht rausgegeben, um die Stadt mehr zu beleben.»

Hinter der verkehrsbefreiten Kirchgasse, wo das Leben dank Gastronomie stärker als früher pulsiert, fand die Familie Graber Aeschbacher doch noch, was sie suchte. Ein Lokal mit industriellem Charme, einen Einjahresvertrag und eine dialogfreudige Verwaltung. Erleichtert hat sich die Situation auch dadurch, dass sich eine kombinierte Mietlösung ergab. Die Cousine der Aeschbacher-Brüder eröffnet im oberen Teil der Liegenschaft ihr Bauplanungsbüro. «So haben wir neun Monate Zeit, unser Ladenmodell auszuprobieren und wir müssen nicht die ganze Miete tragen.» Sie glauben daran, mit ihrem Laden den Nerv der Zeit zu treffen. Über zwei Besucherinnen freuten sie sich in den Startwochen besonders: Zwei Teenies kamen extra aus dem Gäu, um den Hinterhof aufzusuchen.

Ladenmix, Regional einkaufen

3. Kolt Treffen – Oltens Ladenmix

Drei Gäste empfingen wir zu der Podiumsdiskussion im Kino Capitol:

Alain Bernheim, Modehaus Bernheim Aarau und Olten
Romana Waller, City-Managerin Aarau
Christina Schumacher, Architektursoziologin und Leiterin Forschung am Institut Architektur der FHNW in Muttenz

Ausserdem stellen wir euch ein kleines regionales Kulturprojekt und seine Protagonisten vor, geben euch nochmal ein kurzes Kolt-Inside und zeigen, woran wir gerade arbeiten.

Das ganze Gespräch siehst du mit einem Klick hier:

Du möchtest mehr zum Thema Ladenmix erfahren? Klick dich in unser Dossier!

«Im Herbst wollen wir etwas Neues wagen»

Im Jahr 2003 eröffnet, behauptet sich der Sälipark seit 18 Jahren als grösstes Einkaufszentrum auf dem Stadtgebiet. Das einstige Industrieareal, auf dem Maschinen und Apparaturen für Giessereien gebaut wurden, entwickelte sich zu einem Einkaufs- und Dienstleistungszentrum. Der Sälipark entstand zu einer Zeit, in welcher der Onlinehandel für viele noch Neuland bedeutete.

Durch das sich verändernde Einkaufsverhalten in den letzten Jahren gerieten Einkaufszentren zunehmend unter Druck. Die Umsatzzahlen sind seit einigen Jahren rückläufig, manche Zentren wie das Centro Ovale bei Chiasso sind einen leisen Tod gestorben und gelten heute als «Dead Mall». Andere kämpfen seit ihrer Eröffnung mit dem Überleben, zum Beispiel The Mall of Switzerland in Ebikon vor den Toren Luzerns oder das Stücki in Basel nahe an der Grenze zu Deutschland. Letzteres wird zurzeit zu einem «Wirtschaftspark» umgebaut, der Arbeitsplätze für 4000 Menschen bieten sowie ein Grosskino und ein Bowlingcenter beherbergen soll. Wie aber steht es um den Sälipark in Olten? Was hat sich in den letzten Jahren verändert und welche Trends zeichnen sich für die Zukunft ab? Das haben wir bei Vera Graf, Geschäftsführerin bei Giroud Olma, der Betreiberin des Säliparks, in Erfahrung gebracht.

Frau Graf, es heisst, in Sachen Umsatz pro Quadratmeter zähle der Sälipark zu den erfolgreichsten Einkaufszentren der Schweiz. Mythos oder Realität?

Zunächst müssen wir die Relationen klären. Von einem Einkaufszentrum spricht man ab einer Verkaufsfläche von 5000 Quadratmetern. Beim Sälipark sind es 13’000 Quadratmeter. Das mag im ersten Moment nach viel klingen. Im Vergleich mit anderen Zentren in der Schweiz gehören wir aber zu den Kleinen. Das Glattzentrum beispielsweise zählt 45’000, das Shoppi Tivoli gar 76’000 Quadratmeter. Die relativ hohen Umsatzzahlen erklären sich dadurch, dass der Sälipark mit der Migros und dem Denner über einen vergleichsweise hohen Lebensmittelanteil verfügt. Dies trägt dazu bei, dass die Umsatzzahlen auf das Ganze gesehen vergleichsweise hoch sind. Feststeht aber auch, dass der ganze Non-Food-Bereich im stationären Handel grundsätzlich unter Druck ist und das nicht erst seit der Pandemie. Experten gehen jedoch davon aus, dass durch den Lockdown die seit längerem zu beobachtende Entwicklung in Richtung Onlinehandel um fünf Jahre beschleunigt wurde.

«Als im September im Kanton Solothurn die Maskenpflicht in Läden eingeführt wurde, haben wir das massiv zu spüren bekommen.»

Wenn wir beim Thema sind: Wie hat sich die gesetzlich verordnete Ladenschliessung bei Ihnen im Zentrum ausgewirkt?

Der erste Lockdown im vergangenen Frühling kam für uns, wie für alle, überraschend. Nach dem ersten Schock hat man sich mit der Situation arrangiert, jedoch gab es zu diesem Zeitpunkt keine rechtliche Handhabe beispielsweise bei der Frage, ob der Vermieter dem Mieter mit dem Mietzins entgegenkommen muss. Wir haben uns deshalb so rasch wie möglich mit unseren Mietern zusammengesetzt und beschlossen, sämtlichen Betrieben, welche von der verordneten Schliessung betroffen waren, einen Mieterlass für den Monat April zu gewähren. Nach der Wiedereröffnung lagen die Besucherzahlen sofort wieder auf Normalniveau. Wie zu normalen Zeiten üblich liefen die Geschäfte über die Sommermonate eher lau. Die Leute verreisten wohl weniger ins Ausland, verbrachten ihre Ferien aber trotzdem nicht zu Hause, sondern irgendwo in der Schweiz. Als im September im Kanton Solothurn die Maskenpflicht in Läden eingeführt wurde, haben wir den «Kantönligeist» am eigenen Leib zu spüren bekommen, da die Kundschaft in den benachbarten Kanton Aargau ausgewichen ist. Alles in allem haben wir für das vergangene Jahr einen Umsatzrückgang von 20 Prozent zu verzeichnen.

Unabhängig von Corona: Wie hat sich der Sälipark in der Zeit seit seiner Eröffnung verändert?

Früher war es die Regel, langjährige Verträge abzuschliessen. Das gab einerseits dem Eigentümer eine Planungssicherheit, andererseits bedeutete es für den Mieter, dass er seine Investitionen über einen gewissen Zeitraum amortisieren konnte. Beim Grossteil unserer Verträge ist die Mietdauer auf zwanzig Jahre festgesetzt. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass die Diversität im Sälipark in der Vergangenheit gelitten hat. Das Angebot hat sich über die Jahre nur wenig verändert. Einerseits ist es für uns als Eigentümerin erfreulich, wenn die Mieter treu sind, andererseits verfügen wir dadurch über wenig Spielraum, das Angebot im Zentrum mit neuen Geschäften aufzufrischen. Für die Kundenseite ist es verständlicherweise eher langweilig. In der heutigen Zeit, in der das Retailgeschäft schnelllebiger geworden ist, gehören langjährige Verträge eher zur Ausnahme als zur Regel. Die vertraglich vereinbarte Mietdauer ist aber von Fall zu Fall verschieden. Einfach gesagt: Je grösser die Investitionen eines Mieters in sein Lokal, umso länger die Vertragsdauer. Für zwanzig Jahre unterschreibt aber heute niemand mehr. Dafür ist der Wandel zu tiefgreifend und zu rasant. Niemand weiss, was in zehn Jahren sein wird.

Eine einfache Rechnung: In zwei Jahren werden zahlreiche Verträge auslaufen. Werden wir 2023 einen leeren Sälipark vorfinden?

Die Verhandlungen mit den einzelnen Geschäftsinhaberinnen sind ein laufender Prozess und beginnen lange vor Vertragsende. Einige unserer Mieter konnten wir in den letzten Jahren dazu motivieren, ihre Räumlichkeiten durch Umbauarbeiten aufzufrischen. Eine solche Investition zieht normalerweise eine Vertragsverlängerung oder einen neuen Vertrag mit sich. Ich kann also beruhigen, es gibt keine Anzeichen, dass der Sälipark sich leeren wird.  

«Als stationäres Geschäft nebenbei einen Onlineshop zu betreiben, reicht nicht mehr.»

Sie haben zu Beginn das veränderte Einkaufsverhalten erwähnt. Wie spüren Sie dieses konkret?

Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Omnichannel. Dabei geht es um die Verzahnung des Onlinegeschäfts mit dem stationären Handel. Als stationäres Geschäft nebenbei einen Onlineshop zu betreiben, reicht nicht mehr. Ein Konzept, das sich bewährt, heisst Click and Collect, bei dem der Kunde seinen Kauf zwar online tätigt, die Ware aber später im Laden abholt. Oder die Möglichkeit für die Kundin, die im Laden ein Produkt sieht und sich beim jeweiligen Geschäft online über weitere Farben und Variationen informieren kann. Solche Kombinationen aus online und stationär werden künftig noch viel wichtiger werden. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Verkaufsflächen aus. Während früher grosse Flächen gefragt waren, um das gesamte Sortiment präsentieren zu können, sind heute durch die Verknüpfung mit dem Internet die Möglichkeiten auf kleiner Fläche viel grösser. Der stationäre Handel ist gefordert, sich neue Konzepte zu überlegen. Dabei geht es immer um dieselbe Frage: Was kann ich meiner Kundschaft bieten, das sie im Internet nicht geboten bekommt?

Welche Massnahmen können Sie als Betreiberin eines Einkaufszentrums hinsichtlich neuer Konzepte ergreifen?

Im Herbst wollen wir etwas Neues wagen. Auf einer freiwerdenden Fläche möchten wir die Möglichkeit für Geschäfte und Marken bieten, Pop-up-Stores einzurichten. Bei der Vermarktung dieser Fläche arbeiten wir mit einem jungen Schweizer Start-up zusammen. Die Ausschreibung erfolgt über die Plattform popupshops.com, auf der Pop-up-Mietflächen auf der ganzen Welt ausgeschrieben sind. Als Eigentümerin bauen wir die Fläche komplett aus, je nach Bedarf stellen wir auch das Mobiliar zur Verfügung. Der Mieter wählt die benötigte Quadratmeterzahl und muss nur noch mit seiner Ware kommen. Die Mietdauer kann ebenso flexibel gewählt werden wie der Platzbedarf.

Welche Mieterschaft stellen Sie sich vor für diese Pop-up-Flächen? 

Da sind wir grundsätzlich offen. Ich kann mir vorstellen, dass wir einen Brand für uns gewinnen können, der testen will, ob in Olten ein Zielpublikum für seine Marke vorhanden ist. Es ist aber auch denkbar, dass ein Ladenbetreiber aus der Altstadt einen Versuch wagt, um auf sich aufmerksam zu machen und zu sehen, wie sein Sortiment oder einzelne Produkte daraus beim Publikum auf der rechten Seite ankommt. Eine weitere Möglichkeit ist es, dass ein bestehender Mieter die Fläche für eine besondere Promotion nutzt. Der Vorteil des Pop-up-Konzepts ist es, dass es beiden Seiten, Vermieter wie Mieter, die Chance gibt, etwas Neues auszuprobieren. Unser Ziel ist es, das Angebot im Sälipark vielfältiger zu gestalten. Ein spannendes Wagnis, weil es von unserer Seite Investitionen erfordert und nur schwer vorauszusagen ist, wie sich das Projekt entwickeln wird.

Eine weitere Entwicklung, die sich vermehrt beobachten lässt, ist die Schaffung von Co-Working-Arbeitsplätzen. Ein interessantes Konzept für den Sälipark?

Das Co-Working-Konzept hat sich global vor allem in grossen Zentren durchgesetzt. Auch in Olten gibt es bereits solche Formen von temporärem Arbeitsraum. Wir planen aktuell auf dem Sälipark-Areal keine solchen Co-Working-Arbeitsplätze, da das derzeitige Angebot sicherlich grösser ist als die Nachfrage. Wir werden das aber hinsichtlich der veränderten Arbeitsweise durch Corona im Auge behalten.

Wie würden Sie den Beziehungsstatus zwischen den Geschäftsbetreibern auf der linken und jener auf der rechten Stadtseite beschreiben?

Für mich sind die beiden Stadtseiten ebenbürtig. Es ist anzunehmen, dass viele unserer Kundinnen auch in der Altstadt Einkäufe tätigen. Da ich selbst nicht in Olten aufgewachsen bin, kann ich diese vermeintliche Rivalität zwischen den beiden Seiten nicht wirklich nachvollziehen. Nicht zuletzt durch unsere Mitgliedschaft im Gewerbeverband pflegen wir gute Kontakte mit den Gewerbetreibenden in der Altstadt. Man trifft sich regelmässig und tauscht sich aus. Auch wenn es vereinzelt Befürchtungen gegeben hat, dass die rechte Seite mit dem Sälipark zu dominant wird, gibt es genügend Geschäfte, die sich bewusst für die Altstadt entscheiden und sich nicht vorstellen können, ihren Standort in einem Einkaufszentrum zu haben. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Im Einkaufszentrum profitieren die Geschäfte von den Besucherfrequenzen der anderen Unternehmen, hingegen fallen die Kosten für die Infrastruktur meist höher aus. Mit Besorgnis beobachten wir die einzelnen politischen Vorstösse in der Altstadt, noch mehr Parkplätze zu streichen. Damit macht sich die Politik zur Sterbehelferin des Einzelhandels und wird – wahrscheinlich ungewollt – den Trend zum Einkaufen im Internet noch beschleunigen.

Einen Co-Working-Bereich wird es voraussichtlich auch im neu gestalteten Sälipark nicht geben.

Wie wichtig ist der Standort beziehungsweise die Erreichbarkeit für Velofahrer und Fussgängerinnen?

Die zentrale Lage sowie die direkte Nachbarschaft zur Fachhochschule und dem Bildungszentrum sorgen dafür, dass viele unserer Kunden zu Fuss, auf dem Velo oder mit dem Bus zu uns gelangen. Die 400 Parkplätze im Parking und vor dem Do-it sind aber nach wie vor äusserst wichtig für uns. Die ländliche Lage von Olten spielt da sicherlich eine Rolle. Dies wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern. Was wir eingerichtet haben, sind zwei Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Diese werden bisher aber noch relativ selten genutzt.

Welchen Stellenwert hat der Mietermix innerhalb des Einkaufszentrums?

Diesen erachten wir als sehr wichtig. Abwechslung macht es spannender für die Kundschaft. Als kleines Zentrum gelangt man jedoch schnell an Grenzen. Ein gesunder Mix zwischen Fashion, Dienstleistungsangeboten und Gastronomie ist aber entscheidend. In vielen Einkaufszentren ist der Fashion-Anteil noch immer sehr hoch, vielleicht zu hoch. Ein Risiko, weil dieser Bereich extrem unter Druck ist durch die Konkurrenz im Internet. Der Trend geht mehr in Richtung Dienstleistungen, unter anderem im Gesundheitsbereich, und Gastronomie. Gerade mit Cafés und Restaurants lässt sich die Aufenthaltsqualität in einem Zentrum erhöhen. Unser Ziel ist es, dass die Kundschaft möglichst viel unter einem Dach erledigen kann. Neben dem Lebensmitteleinkauf sollen die Menschen die wichtigsten Besorgungen bei uns machen können.

«Es gibt Stimmen, die längere Öffnungszeiten für den stationären Handel fordern. Doch dies löst das Problem nicht.»

Welche weiteren Trends für die Zukunft sehen Sie für Einkaufszentren?

Der Unterhaltungsfaktor gewinnt an Relevanz. Die Kundschaft ist anspruchsvoller geworden. Studien zeigen, dass heute mehr als Zweidrittel der Kundinnen sich vorab im Internet informieren, bevor sie in den Laden kommen. Der Mensch will nicht mehr einfach nur einkaufen. Das sieht man vor allem bei den jüngeren Generationen. Ein Mix aus angesagten Brands und guter Gastronomie, wo man sich gerne trifft, wird künftig sicherlich wichtiger sein. Das Thema Gesundheit ist auch ein solcher Trend. Grössere Einkaufszentren versuchen es mit Kino, Schwimmbad und Wellness. Damit versucht man wegzukommen vom reinen Einkaufen. Zuhause auf dem Sofa kann ich während 24 Stunden Ware bestellen. Es gibt Stimmen, die längere Öffnungszeiten für den stationären Handel fordern. Doch dies löst das Problem nicht. Wir sehen das beim Abendverkauf, der bei den Leuten nicht mehr gefragt ist. Auch die Sonntagsverkäufe sind weitaus weniger wichtig als früher. Viel entscheidender ist die bereits erwähnte Verzahnung von Internet und stationärem Handel, gerade auch um die jüngere Kundschaft zu motivieren, ins Einkaufszentrum zu kommen. Das Zentrum der Zukunft bietet lustvolles Einkaufen, Treffpunkte, um Gemeinschaft zu erleben, sowie persönliche Beratung durch fachkundiges Personal. Dinge, mit dem das Internet nicht aufwarten kann.

Was können Sie zum Stand der Dinge beim nicht mehr ganz so neuen Neubauprojekt Sälipark 2020 sagen?

Wir befinden uns nach wie vor in einem schwierigen Bewilligungsverfahren. Zuletzt lag das Projekt eineinhalb Jahre beim Kanton, der in der Zwischenzeit einen Formfehler der Stadt festgestellt hat. Deshalb musste ein Teil des Gestaltungsplans jüngst noch einmal neu aufgelegt werden. Dieser Gestaltungsplan ist für die Arealentwicklung entscheidend. Woran wir auch sieben Jahre nach der ersten Idee noch immer festhalten: Mit dem Sälipark 2020 wollen wir das Wohnen aufs Areal bringen. Zentrales Wohnen, Arbeiten und Einkaufen mit möglichst kurzen Wegen ist die Zukunft. Darin sehen wir das grösste Potenzial und da bleiben wir dran, auch wenn derzeit nicht absehbar ist, wann wir mit der Umsetzung unserer Pläne beginnen dürfen.

Wird es das verflixte siebte Jahr richten? Das Projekt Sälipark 2020, mit dem unter anderem siebzig Wohnungen auf dem Areal entstehen sollen, steckt seit 2014 noch immer in den Startlöchern.

Shopping, Einkaufszentrum, Ladenmix

Diese Webshops versorgen dich mit Vitaminen aus deiner Region

Chicorée, Rüebli, Nüsslisalat, Randen, Rucola, Spinat, Wirz, Zuckerhut: Die Liste an saisonalem Gemüse aus der Schweiz ist lang und bietet eine reichhaltige Auswahl für Gerichte, die nicht nur dem Gaumen schmeicheln, sondern auch der Umwelt einen Dienst erweisen. Kurze Transportwege, perfekt gereiftes Obst und Gemüse, Wertschätzung und Support der Landwirte in deiner Umgebung: Die Gründe, welche für Lebensmittel aus der Nähe sprechen, sind mindestens so vielfältig wie das Angebot an saisonalen Leckereien aus der Region.

Gewiefte Feinschmeckerinnen wissen: Dank kurzer Transportwege können Früchte und Gemüse exakt zu jenem Zeitpunkt geerntet werden, wenn sie am besten schmecken. Im Vergleich mit der Konkurrenz aus fernen Anbaugebieten enthalten lokal angebaute Produkte deshalb nicht nur mehr Nährstoffe, sondern haben auch geschmacklich die Nase vorn. Wer sein Gemüse aus der Nähe bezieht, darf sich ausserdem über eine längere Haltbarkeit freuen, denn je schneller die Lebensmittel vom Feld in den heimischen Kühlschrank gelangen, desto länger bleiben sie knackig, frisch und appetitlich.

Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich, heisst es so schön. Wer trotzdem nicht dazu kommt, sich seine Gemüse- und Früchteration für die nächsten Tage frisch bei den Marktfahrern an den Wochenmärkten im Bifang oder auf der Kirchgasse zu besorgen oder einen Zwischenstopp bei einem der zahlreichen Hofläden in der Region einzulegen, setzt auf das Angebot im Internet. Eine nicht abschliessende Übersicht verschiedener Onlineshops und Verzeichnisse, die dich mit saisonalen Zutaten für deine Küche versorgen, haben wir an dieser Stelle für dich zusammengetragen.

#1 Der jüngste Sprössling auf dem Markt: franzz.ch

Franzz hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Verzeichnis von Schweizer Hofläden auf dein Smartphone zu bringen. Die App ist für iOS und Android verfügbar, lässt sich spielend leicht bedienen und macht einen professionellen ersten Eindruck. Doch noch steckt Franzz in Kinderschuhen. Die gelisteten Hofläden befinden sich grösstenteils in der Region Bern. Dies soll sich in Zukunft ändern, wie einer der Gründer, Nino-Leandro Colombo auf Anfrage zu verstehen gibt: «Unser Ziel ist es, die Marketingplattform Nummer eins zu werden für alle regionalen Anbieter in der Schweiz.» Die Idee zum zurzeit noch in der Freizeit betriebenen Projekt hatte Colombo 2019 zusammen mit zwei Kollegen. Keiner der dreien arbeitet in der Landwirtschaft, stattdessen verfügen sie über Erfahrung im Marketing, Maschinenbau und in der Programmierung.

Im Herbst 2020 erst das Licht der Welt erblickt, will Franzz in den nächsten Monaten das Land erobern.

Seit vergangenem Oktober wurde die App 1500 Mal bei Google Play und im App Store heruntergeladen. Währenddessen soll Franzz aus den Kinderschuhen wachsen. «Zurzeit arbeiten wir zusammen mit einer Fachhochschule an einer Funktion, mit der sich die Einkäufe im Hofladen direkt in der App bezahlen lassen.» Ob und wann Franzz in der Region Olten durchstartet, entscheidet, wie viele Hofläden die Initianten für sich gewinnen können. Diese bezahlen wahlweise einen monatlichen Betrag oder lösen ein Jahresabo, um auf der Plattform präsent zu sein. Auf der Suche nach regionalen Produzentinnen statteten die Gründer dem Wochenmarkt im Bifang jüngst einen ersten Besuch ab.

Lokales Angebot 🥬
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️

www.franzz.ch

#2 Aussen ätschi-pfui, innen huiuiuiuiui: uglyfruits.ch

Auf die inneren Werte kommt es an. Das sehen auch die Betreiber von Ugly Fruits so. Deshalb bieten sie in ihrem Onlineshop Gemüse und Früchte an, die wegen ihres Äusseren mit Vorurteilen zu kämpfen haben und denen der Weg in die Auslage des Grossverteilers leider verwehrt bleibt. Getreu dem Firmenslogan «Wir liefern Ihnen bio, frisch, manchmal hässlich, aber immer gut!» kauft das Team von Ugly Fruits eigensinnig gewachsenes Gemüse und Obst, das keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würde, bei den Produzenten und organisiert die Lieferung an Kundinnen in der gesamten Schweiz.

Ganz schön hässlich: Das Angebot von uglyfruits.ch läuft im Schönheitswettbewerb ausser Konkurrenz.

Auch Hässlichkeit hat seinen Preis, dieser ist jedoch tiefer im Vergleich mit «normal» gewachsenem Gemüse und Obst. Das Unternehmen mit Sitz in Neuchâtel gibt sich in seiner Mission kämpferisch: «Wir demokratisieren den ökologischen Landbau dank reduzierter Preise und massgeschneiderter Lieferung.»

Lokales Angebot 🥬 (Angaben zu Produzenten fehlen)
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️🌶️

www.uglyfruits.ch

#3 Mit beiden Stiefeln auf dem Acker: buurontour.ch

Buur on Tour ist der smarte Name für ein Angebot aus saisonalem Gemüse und weiteren Lebensmitteln aus regionaler Produktion. Nach Eröffnung eines Benutzerkontos erscheinen mögliche Lieferdaten sowie die Angebotskategorien. Die Produkte werden nüchtern in einer bilderlosen Liste präsentiert. So füllt sich der digitale Einkaufskorb mit Rosenkohl, Gretzenbacher Fondue, Ziegensalami aus Lostorf und Honig ebenfalls aus der Region. Besonders am Konzept ist die Preisgestaltung. Die Kundin kann beispielsweise Pastinaken im Wert von 2.80 Franken bestellen. Die voraussichtlich gelieferte Menge wird mit zirka 500 Gramm angegeben. Wegen der stark schwankenden Preise bei saisonalen Produkten wird die exakte Liefermenge durch den Produzenten festgelegt.

Die Website von buurontour.ch konzentriert sich aufs Angebot. Präsentation scheint Nebensache.

Die Velokuriere von Collectors Olten liefern übrigens die vollen Einkaufstaschen auf dem Stadtgebiet bequem nach Hause. In den umliegenden Gemeinden werden die Bestellungen an ausgewählten Pick-up-Stationen zur Abholung bereitgestellt.

Lokales Angebot 🥬 🥬 🥬 🥬 🥬
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️

www.buurontour.ch

#4 Die Ultralokalmatadore aus Olten: vooute.ch

Im Frühling 2020 gestartet, will die Website Produkten aus Olten und seiner Region ein Schaufenster im Internet bieten. Die auf vooute.ch präsentierten Artikel stammen aus den unterschiedlichsten Kategorien. Von der handgedrechselten Pfeffermühle über die Hornbrille aus Oltner Fertigung bis hin zum Foodtruck, der für Anlässe gemietet werden kann, findet sich ein ganzes Potpourri an verschiedenen Produkten und Dienstleistungen unter den Kleinanzeigen. Die Kategorie «Speis und Trank» wartet unter anderem mit Trimbacher Blütenhonig, Cupcakes aus dem Herzen der Stadt und Rindfleisch vom Hauenstein auf.

Was die Glasvitrinen am Bahnhof und in der Winkelunterführung im analogen Leben sind, präsentiert sich im Web auf vooute.ch.

Das ehrenamtlich geführte Projekt soll auf die Vielfalt an Produkten aufmerksam machen, welche das lokale Gewerbe und Produzenten aus der Region zu bieten haben. Dass es sich bei der jetzigen Version erst um einen Anfang handelt, deutet ein Vermerk zur Zukunft von vooute.ch an: «vooute.ch darf von seinen Nutzer*innen gestaltet und weitergeformt werden. Dies wird sobald wie möglich in der Organisationsstruktur so verankert werden.» Dürfte man in diesem Zusammenhang einen Wunsch anbringen, wäre es die Funktion eines Warenkorbs, den man sich bequem auf der Seite füllen könnte, um anschliessend seine Bestellung mit einem Klick abzuschicken. Damit würde aus dem Verzeichnis ein richtiger Onlineshop wachsen. Das Potenzial dazu wäre vorhanden.

Lokales Angebot 🥬 🥬 🥬 🥬 🥬
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️

www.vooute.ch

#5 Der dickste Fisch im Netz: farmy.ch

Vor sieben Jahren von zwei Zürchern als kleines Start-up gegründet, hat sich Farmy nach eigenen Angaben mittlerweile zum drittgrössten Lebensmittel-Onlineshop (hinter Migros Online und coop.ch) der Schweiz entwickelt. Auf der Plattform sind rund 15’000 Produkte von 1’200 Produzentinnen bestellbar. Das Sortiment deckt neben Lebensmitteln wie Früchte und Gemüse, Brot, Milch und Eier, Fisch und Fleisch auch Produkte aus den Bereichen Drogerie und Kosmetik sowie Kinder- und Babyartikel ab. Neben den regionalen Produkten von Schweizer Bäuerinnen und Kleinproduzenten sind auch Waren ausländischer Hersteller auf der Seite zu finden.

Auf Wachstumskurs: farmy.ch ist den Grossverteilern auf der Ferse.

Logistikzentren in Zürich-Altstetten und in Ecublens dienen Farmy als Drehscheibe, über welche die angelieferte Ware der Produzenten direkt an die Kundschaft in der gesamten Schweiz gelangen. Die Auslieferung erfolgt unter anderem mit eigenen Elektromobilen. 2020 sei das mit Abstand erfolgreichste Geschäftsjahr in der jungen Geschichte gewesen, schreibt das Unternehmen in einer Medienmitteilung. Der Umsatz betrug demnach 26 Millionen Franken.

Lokales Angebot 🥬 🥬 🥬
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️

www.farmy.ch

#6 Schwarm gesucht: marktschwaermer.ch

Für einen etwas anderen Ansatz als der reine Handel über das Internet haben sich die Initianten der Marktschwärmerei entschieden. Die Idee entstand vor zehn Jahren in Frankreich und findet inzwischen auch in Deutschland, Italien und weiteren Ländern Europas immer mehr Anhänger. Marktschwärmer sind Menschen, die ökologische Produkte von regionalen Produzenten kaufen möchten. Gewillte Gastgeberinnen können sich auf marktschwaermer.ch anmelden, um einen neuen regelmässig stattfindenden Markt in der eigenen Region zu organisieren. Zunächst gilt es einen geeigneten Standort dafür zu finden. Gemäss Website kann das ein Gemeindesaal, eine Schule, aber auch ein Café oder Restaurant sein.

In Lostorf soll «bald» eine Schwärmerei entstehen. Mehr ist leider nicht zu erfahren.

Die Aufgabe des Gastgebers ist es, passende Produzenten und Verkäuferinnen zu finden, den eigenen Markt zu bewerben und schliesslich den Abholmarkt zu organisieren und durchzuführen. Die Angebote werden vorab mit einer kurzen Vorstellung des Produzenten auf der Internetseite der jeweiligen Marktschwärmerei veröffentlicht. So entsteht ein Online-Marktangebot, von dem sich der «Schwarm» bedienen kann beziehungsweise die Produkte online bestellt und später abholt. Derzeit befindet sich gemäss Website eine Schwärmerei in Lostorf im Aufbau. Leider blieb eine Anfrage bei der Initiantin unbeantwortet.

Lokales Angebot 🥬 (Lostorf, was läuft?)
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️

www.marktschwaermer.ch

Regionales Einkaufen: Das meint die Statistik

Was den Onlineplattformen im Bereich regionales Einkaufen in die Hände spielen dürfte, ist die Corona-Pandemie beziehungsweise die vom Bundesrat verhängten Massnahmen zu deren Eindämmung. Die Hochschule Luzern befragte im Frühling sowie im Sommer vergangenen Jahres jeweils 1000 Personen zu ihrem Einkaufsverhalten. Die Resultate zeigen einen klaren Trend zum verstärkten Kauf von regionalen und Schweizer Produkten, wie die Studienmacher schreiben. Ob dieser Effekt auf lange Sicht anhalten wird, muss sich erst zeigen. Dies möchten die Studienorganisatoren in weiteren Befragungen untersuchen, die bis in den Frühling 2022 wiederholt werden sollen.

Zur selben Zeit hat die Hochschule für Wirtschaft Zürich in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Post mehr als 13’000 Personen zum Thema Onlineshopping befragt. Satte 77 Prozent der Teilnehmenden gab an, monatlich und häufiger im Internet einzukaufen. Zu den über das Internet meistgekauften Gütern zählen Reisen, Eventtickets, Medien wie Bücher, Musik und Filme sowie Bekleidung und Computer beziehungsweise Elektrogeräte. Lebensmittel werden gemäss Studie nur von 10 Prozent der Befragten online bestellt. Trotz des geringen Marktanteils sind Lebensmittel aus regionaler Produktion aber nicht nur in der Auslage der Grossverteiler, auf Wochenmärkten und im Hofladen deines Vertrauens zu finden, sondern auch in immer mehr Onlineshops bestellbar.

Onlineshops, Regional einkaufen

«Schmunzeln musste ich, als ich las, dass Amazon nun auch auf physische Ladengeschäfte setzt»

Spätestens mit der Eröffnung des Schriftstellerweges vor fünf Jahren hat sich Olten als Literaturhochburg unter den Schweizer Städten positioniert. In Olten ist nicht nur die Dichte an hier lebenden Autorinnen und Autoren verhältnismässig hoch, die Stadt darf auch heute noch zwei unabhängige und inhabergeführte Buchhandlungen ihr Eigen nennen. Neben der Buchhandlung Klosterplatz, die auf eine rund hundertjährige Geschichte zurückblickt, kämpft eine Häuserzeile weiter der Schreiber Kirchgasse um die Gunst der Leserschaft.

1926 vom deutschen Carl Schreiber eröffnet, veränderte sich das Sortiment seit der Übernahme durch Urs Bütler im Jahr 2000 und wurde mit Papeterie- und Geschenkartikeln, Musik und Filmen sowie Kaffee und Schokolade erweitert. Schliesslich wurde in der Vergangenheit der Handel mit gedruckten Büchern immer wieder totgesagt. Um im harten Marktumfeld bestehen zu können, sind neue Konzepte gefragt. Wiebke Steinfeldt vom Schreiber Kirchgasse erzählt, wie man als stationäre Buchhandlung gegen die Konkurrenz aus dem Internet besteht, was die Beratung damit zu tun hat und wie sie den hiesigen Ladenmix beurteilt.

Frau Steinfeldt, wie hat sich der Buchhandel in den vergangenen Jahren verändert, wie macht sich die Onlinekonkurrenz bemerkbar?

Zu Beginn, als die grossen Buchhandlungen im Internet ihre Shops eröffneten, haben wir das schon zu spüren bekommen. Einen Teil der Verkäufe hat sich seither ins Netz verlagert. Es macht aber den Eindruck, als hätte sich das Volumen des Onlineshoppings eingependelt. Die Konkurrenz im Internet ist da und sie wird bleiben. Für uns heisst das, dass wir uns anstrengen müssen, damit wir uns abheben können. Zum Beispiel mit Veranstaltungen, bei denen wir Autoren in die Stadt bringen, die ohne unsere Einladung nicht nach Olten finden würden. Wir können dazu die Bühne bieten. Schmunzeln musste ich, als ich las, dass Amazon in den USA nun auch auf physische Läden setzt. Sie haben erkannt, dass sie damit näher am Kunden sind. Da sind wir ja schon einen Schritt voraus.

Hat der Onlinehandel den Druck erhöht, sich als herkömmliches Ladengeschäft neue Konzepte auszudenken?

Sicherlich gab es Zeiten, in denen die Geschäfte so gut wie von alleine liefen. Ich denke an die 80er-Jahre und an unseren Vorgänger, Herrn Ihle. Wie die Fotos aus jener Zeit eindrucksvoll bezeugen, war sein Laden an der Kirchgasse bis unter die Decke gefüllt mit Büchern, der Eingang so zugestellt, dass schon ein Kinderwagen das Betreten des Geschäfts verunmöglichte. Auf eine ansprechende Präsentation wurde gänzlich verzichtet, die Bücher verkauften sich dennoch wie von Zauberhand. Heute sind mehr Ideen gefordert und man muss achtgeben, dass man am Puls der Zeit bleibt.

Früher war nicht alles besser, aber anders: Zusammen mit seinem Team hat Urs Bütler den Schreiber ins digitale Zeitalter geführt.

Was bietet sich an, um den Kundinnen einen Mehrwert zu verschaffen, den das Internet nicht bieten kann?

In pandemiefreien Zeiten veranstalten wir zweimal im Monat Autorenlesungen. Es ist etwas Tolles, Autorinnen hautnah erleben zu können. Sebastian Fitzek, der heute grosse Säle füllt, war bei uns zu Gast, als niemand ihn kannte. In Olten las er vor einem Publikum von vielleicht zehn Personen, die sich anschliessend mit ihm unterhalten konnten und teilweise noch heute von dieser einmaligen Begegnung erzählen. Wir versuchen auch internationale Autoren in die Stadt zu holen, wobei dies in den letzten Jahren schwieriger geworden ist. Viele wollen nur noch nach Hamburg, Wien und vielleicht noch nach Zürich. Die Kontakte durch meine frühere Arbeit in verschiedenen Verlagen in Deutschland kommen uns zugute und mit dem Besuch an der Frankfurter Buchmesse pflegen wir unsere Beziehungen. Erfreulich ist, dass, wer einmal nach Olten gekommen ist, in der Regel wiederkehrt. Wenn wir Glück haben, wecken wir mit unseren Anlässen das Medieninteresse, was für uns gute Werbung bedeutet. Unabhängig von unseren Veranstaltungen hatten wir übrigens kürzlich die Schweizer Illustrierte im Haus, die darüber berichtete, wie wir den Schreiber während des Lockdowns zum Take-away-Buchshop machten.

Kann man sagen, dass die jüngere Kundschaft ins Netz abgewandert ist, während an der Kirchgasse eher ein älteres Publikum einkauft?

Zum Glück ist es so, dass wir nicht nur eine ältere Kundschaft bedienen. Ein Bereich, der gut läuft, ist der Kinder- und Jugendbuchbereich. Wir beobachten, dass solche, die als Kind mit ihren Eltern bei uns Bücher ausgesucht haben, später wiederkommen, wenn sie selbst Kinder haben. Die Erinnerung an das Erlebnis im Buchladen bringt sie wieder zu uns. Ich denke, das Alter an sich entscheidet nicht darüber, ob jemand lieber online bestellt oder in ein Ladengeschäft geht. Es ist eher eine Typfrage. Und das eine schliesst das andere nicht aus. Hat man gerade keine Zeit, in die Stadt zu gehen, bietet sich das Internet an. Neben den Büchern verkaufen wir auch weitere Produkte. Ich denke, die Kundschaft schätzt es, einen Ort zu haben zum Stöbern und sich bei Bedarf beraten zu lassen.

Kaffee und Buch: Ein Duo, das auch bei der Kundschaft gut ankommt.

Ihre Mitarbeitenden müssen ganz schön mit Lesen beschäftigt sein, um sämtliche Bücher im Sortiment zu kennen. Ist die Beratung nicht ein Marketingversprechen, das sich nicht einlösen lässt?

Unsere Mitarbeitenden lesen sicherlich alle viel. Angesichts der 90’000 Neuerscheinungen jedes Jahr und den 70’000 Büchern, die wir an Lager führen, müssten aber auch sie kapitulieren. Ich selbst war viele Jahre im Verlagswesen tätig und habe Buchwissenschaften studiert. Ein Verlagslektor, der jeden Tag fünfzig Manuskripte auf den Tisch gelegt bekommt, liest in der Regel zehn bis zwanzig Seiten und weiss dann, ob die Geschichte funktioniert. Ist der Text gut geschrieben? Zieht es die Leserin in die Geschichte rein? Ähnliche Fragen berücksichtigt auch die Buchhändlerin, wenn sie eine Empfehlung abgibt. Zunächst ist es das erworbene Wissen durch die Ausbildung, das einen verstehen lässt, wie Bücher funktionieren. Hinzu kommt die Berufserfahrung. Nicht alle im Team kennen sich in jedem Genre aus. Unsere Mitarbeitenden haben unterschiedliche Interessen und Lesevorlieben. Die einen lesen eher gehobene Literatur, die anderen Krimis. Im Austausch profitieren wir voneinander und im besten Fall weiss der Kunde, wenn das Buch unserer Frau Zimmerli zusagt, dass auch er bedenkenlos zugreifen kann.

Das Onlinegeschäft ist somit zweitrangig für Sie?

Das würde ich so nicht sagen. Seit der Übernahme des Geschäfts durch meinen Mann vor 21 Jahren existiert ein Webshop. Dieser befindet sich schon länger in Überarbeitung. Der Lockdown verschaffte uns die Zeit, das Projekt nach vier Jahren abzuschliessen. Im Mai soll die Seite online gehen. Der neue Shop ist so konzipiert, dass unsere Bücher bei der Suche auf Google & Co. auf den oberen Plätzen präsent sein werden. Die Kundin kann in ihrem Account den Status ihrer Bestellung verfolgen, ihre bisherigen Bestellungen ansehen und ihre Rechnungen verwalten. Mit der neuen Website werden sich auch die Abläufe für die Mitarbeitenden verändern. Weiterhin wollen wir aber auch der persönlichen Beratung im Laden treu bleiben. Schliesslich bleiben die Kundenbedürfnisse verschieden.

Hinter dem Onlineshop steht der Anspruch, über die Region hinaus Kundschaft gewinnen zu können?

Richtig. Wobei wir dies bereits mit den erwähnten Veranstaltungen, zumindest gelegentlich, erreicht hatten. Ich denke an die Gastspiele des Philosophen und Schriftstellers Richard David Precht, der Publikum aus der ganzen Schweiz nach Olten lockt. Oder Klaus-Peter Wolf, der Erfinder des Ostfrieslandkrimis, für dessen Veranstaltung sogar Leute aus Deutschland den Weg in unsere Buchhandlung fanden. Einige haben uns auch später immer wieder besucht.

Neben den Büchern finden sich Geschenk- und Papeterieartikel im Sortiment sowie seit vergangenem Sommer auch die Confiserie-Produkte von Brändli. Entwickelt sich der Schreiber zu einem Gemischtwarenladen?

Das Schlimmste für uns wäre es, wenn die Kundschaft nicht mehr wissen würde, was sie bei uns kaufen kann. Wenn wir uns mit neuen Warengruppen auseinandersetzen, achten wir darauf, dass unser Hauptprodukt nicht in den Hintergrund rückt. Als wir beispielsweise die Brändli-Produkte ins Sortiment aufgenommen haben, war es uns wichtig, dass das Buch auch dort nicht in Vergessenheit gerät, wo wir Süsses verkaufen. Das Buch soll in unserem Laden stets im Rampenlicht stehen. In den nächsten Wochen werden wir zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens Osterhasen verkaufen. Der Reflex war da, diese zum Beispiel als Dekorationselement auf der Buchauslage zum Thema Ostern einzusetzen. Wir ziehen es aber vor, die unterschiedlichen Warengruppen etwas voneinander zu trennen. Dies macht es für den Kunden einfacher, sich zurechtzufinden, und für uns vermindert es die Gefahr, das Sortiment zu verwässern.

Ordnung muss sein: Bei der Präsentation wird darauf geachtet, dass die Warengruppen sich nicht vermischen.

Zu Ihrer Kundschaft zählen auch Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten. Was hat es damit auf sich?

Neben der Universität Basel zählt die Fachhochschule Nordwestschweiz zu unseren Kundinnen. Wir sind regelmässig vor Ort und verkaufen die Lehrbücher direkt an den Standorten der FHNW in Olten, Muttenz und Brugg-Windisch. Zu Beginn stand die Frage im Raum, wie wir die Lehrbücher am einfachsten an die Studentinnen bringen. Urs arbeitete in den 90ern in einer Buchhandlung in Michigan in den USA. Dort lernte er das System der Buchstrasse kennen, an der sich die Studenten die Bücher wie am Buffet eines Selbstbedienungsrestaurants auswählen konnten und am Ende der Strasse bezahlten. Eine solche Fassstrasse wurde 1997 das erste Mal an der alten Fachhochschule in Olten aufgebaut und dieses System wenden wir bis heute an. Ein anderes Beispiel ist eine Volksschule im Engadin, die wir über einen eigenen Shopbereich auf unserer Website mit Lehrmitteln beliefern. Dabei ist der Service entscheidend. Für Lehrpersonen ist es besonders praktisch, wenn die Bücher bereits bei der Lieferung auf die Anzahl Schüler einer Klasse abgestimmt sind und sie nicht einfach kartonweise Buchmaterial vor die Tür gestellt bekommen.

Kehren wir zurück aus dem Engadin an die Kirchgasse: Welche Rolle spielt die Geschäftslage?

Wir schätzen die Aufwertung der Kirchgasse durch die Verkehrsberuhigung. Die Lage ist optimal, gerade auch mit den Parkplätzen auf der Schützenmatte. Besonders die zahlreichen Veranstaltungen vor unserem Geschäft wie zum Beispiel das Streetfood Festival oder der 2-Stunden-Lauf bringen Menschen auf die Gasse und spülen uns Kundschaft in den Laden. Wir versuchen auch immer mit unserem Café Teil solcher Events zu sein.

Wie beurteilen Sie Oltens Ladenmix, fehlen hier die grossen Ketten?

Die Grossen in der Stadt zu haben, ist sicher nicht verkehrt, aber viele gute kleine Geschäfte können das Einkaufen genauso zu einem Erlebnis machen. Ich denke an Bern, wo es unter den Lauben und in den Kellern wunderbare kleine Läden zu entdecken gibt. Für uns als Buchhandlung ist es natürlich von Vorteil, wenn die Mischung an Läden reichhaltig ist und wir keine leeren Ladenlokale in unserer Nachbarschaft haben. Ich wohne seit fünfzehn Jahren in der Region und lebte vorher in München. Als ich nach Olten gekommen bin, war mein erster Eindruck, dass es hier alles hat, was man braucht. Im Grunde genommen fehlt es an nichts. Und trotzdem vermisst man ein paar Geschäfte, die ein spezielles Flair vermitteln. Ich denke zum Beispiel an den Gryffe, der es geschafft hat, seine Ecke mit einer besonderen Atmosphäre zu versehen, wo man gern vorbeiflaniert und auch mal Platz nimmt, einfach weil es gemütlich ist. Was mir persönlich fehlt, sind ein kleiner Spielwarenladen und ein paar Schuhläden, die nicht 08/15-Schuhe anbieten. Ach, und ein schöner Teeladen wäre auch wünschenswert.

Kurze Werbeunterbrechung: Ein ansehnliches Teesortiment gibt es im Pop-up-Store von Meinrad Feuchter, nur ein paar Schritte von hier.

Oh! Vielen Dank für den Tipp. Das habe ich ja gar nicht mitbekommen.

Schreiber könnte sein Sortiment erweitern, wenn Feuchter seine Zelte abbricht. Tee und Buch, das passt doch zueinander.

Das müsste man sich in der Tat einmal genauer überlegen. Bevor wir an eine Sortimentserweiterung denken, konzentrieren wir uns nun aber zunächst auf die Wiedereröffnung nach dem Lockdown. Wir freuen uns, die Kundschaft endlich wieder im Laden bedienen zu dürfen. 

Ladenmix, Altstadt

Aufgepoppt, um weiterzuziehen

Ein antik anmutender Holztisch, eine altertümliche Waage, dazu ein schlichtes Regal und eine grosszügige Sitzecke. Viel mehr Mobiliar ist nicht erforderlich in Meinrad Feuchters kleinem Geschäft hinter dem Coop City und dem Kino Lichtspiele. Das Augenmerk soll auf das Sortiment an Kräutertees gerichtet sein sowie auf die Werke regionaler Kunstschaffender, welche im vergangenen Herbst eröffneten Pop-up-Store eine Art Symbiose bilden. Links & Rechts, der Name des neuen Geschäfts, erwähnt die beiden Ladenhälften: Auf der einen Seite das Teesortiment. Die an der Wand angebrachten Palettenrahmen sind die Bühne für Weissen, Gelben, Grünen und Schwarzen Tee, daneben gibt es Kräuter- und Früchtemischungen. Rechter Hand die Ausstellungsstücke wechselnder regionaler Künstlerinnen. Yin und Yang auf knapp vierzig Quadratmetern. «In meinem Laden gibt es gleich zwei Kulturen zu entdecken», beschreibt Feuchter das Konzept.

Pop-up-Stores sind eine Erfindung des letzten Jahrtausends. Nach den USA, wo das erste derartige Geschäft 1997 eröffnet wurde, poppte die Idee vom zeitlich begrenzten Laden in den frühen Nullerjahren in Europa auf und sorgte für frischen Wind inmitten etablierter Warenhäuser und Fachgeschäfte. Bis das Konzept den Weg in die Region fand, dauerte es eine Weile. 2015 eröffnete Feuchter seinen ersten Pop-up-Store in Schönenwerd. Eine einfache, unbeheizte Holzbaracke, einst von Bally als Unterkunft für seine Gastarbeiter genutzt, diente Feuchter und seiner Partnerin Ursula Anderegg als passendes Lokal für einen Weihnachtsladen, den sie während dreier Jahre jeweils temporär betrieben. «Pop-up muss schnell funktionieren. Unter Weihnachten kann sich jeder etwas vorstellen. Es ist eine Zeit, die hohe Frequenzen in den Laden bringt. Gleichzeitig sind die Leute motiviert, Geld auszugeben. Sei es für sich selbst oder für Geschenke.»

«Was ich in Olten schnell gemerkt habe, ist die Tatsache, dass die Leute hier sehr gwundrig sind und es sofort weitererzählen, wenn ihnen etwas gefällt.»

Nach drei Jahren in Schönenwerd drängte sich ein Standortwechsel auf. Der Vermieter hatte angekündigt, die Holzbaracke anderweitig nutzen zu wollen. Feuchter meldete sich auf einen Aufruf der Wirtschaftsförderung Region Olten, die mit der Initiative «Olten GO!» zwischen Eigentümern, Verwaltung und Interessentinnen vermittelt. So sollen auch unkonventionelle, zum Beispiel temporäre Projekte möglich werden. Das Lokal an zentraler Lage wurde «unkompliziert und ziemlich rasch gefunden». Geboren war der «Munzinger», den Feuchter im Herbst 2019 hinter der Stadtkirche eröffnete. Wiederum setzte er auf die Kauflaune der Kundschaft rund um die Weihnachtszeit. Der Name des Geschäfts sorgte für Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff bei den Einheimischen. «Nicht nur einmal kam jemand in den Laden und fragte mich, ob ich ein Nachfahre des bekannten Oltner Geschlechts sei», erinnert sich Feuchter amüsiert. Der Name erwies sich als gut gewählt, schliesslich machte er die Leute neugierig. «Was ich in Olten schnell gemerkt habe, ist die Tatsache, dass die Leute hier sehr gwundrig sind und es sofort weitererzählen, wenn ihnen etwas gefällt.»

Alles im Fluss

Eigentlich wäre Feuchter im vergangenen Jahr gern verreist. Aserbaidschan, die Südtürkei, Frankreich. Die Pandemie liess die Pläne platzen. Aber statt die Segel zu streichen, hissten Feuchter sie im damals verlassenen Lokal in der Nähe des Klosterplatzes und eröffneten im vergangenen Herbst kurzerhand einen neuen Pop-up-Laden. Auf das freie Lokal, das zuvor eine Kleiderboutique war, stiessen sie im Internet. Die Suche nach einem geeigneten Mietobjekt sei jedoch nicht einfach gewesen. Trotz des relativ grossen Angebots an freistehenden Ladenflächen. Auch in Aarau habe man sich umgesehen, musste aber feststellen, dass dort so gut wie keine freien Flächen verfügbar waren. «In Olten war das Angebot schon vielversprechender, wobei unsere ersten Anfragen auf Ablehnung stiessen, weil die Vermieter ihre Lokalitäten nicht für einen begrenzten Zeitraum vermieten wollten.» Es brauchte mehrere Anläufe, bei der fünften Anfrage klappte es und man wurde sich einig.

«Auf meine Bitte, für eine temporäre Geschichte den Mietzins zu reduzieren, ist der Vermieter eingegangen.» Den Vertrag, zunächst auf drei Monate beschränkt, konnte er in der Zwischenzeit um ein Jahr verlängern. Die Vereinbarung sieht vor, dass das Ladenlokal selber umgebaut und nach Ende der Vertragsdauer in seine ursprüngliche Form zurückversetzt wird. «Der Aufwand für den Vermieter ist somit minimal.» Grosse Umbauarbeiten seien ohnehin nicht nötig gewesen. «Wir haben eine Wand neu gestrichen und die bestehende Bürokabine rausgerissen. That’s it.» Über das Jahr verteilt sind zehn Kunstausstellungen geplant. Ab November soll der Laden auf der rechten Seite wiederum zu einem Weihnachtsshop umfunktioniert werden. Was danach mit dem Ladenlokal passiert, ist offen. Feuchter kann sich vorstellen, noch länger zu bleiben. «Die Lage passt, wir haben ein gutes Publikum hier und ich bekomme viele Komplimente für mein Geschäft», freut er sich. Trotzdem will er sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. «Pop-up heisst Veränderung. Alles ist im Fluss. Zum Teesortiment könnten Gewürze hinzukommen. Statt Kunst wäre es vorstellbar, Holzspielzeug oder Grünpflanzen zu verkaufen.» Auch sei theoretisch denkbar, das Lokal mit einer Gastronomie zu ergänzen.

Bei der Suche nach einem geeigneten Lokal war für Feuchter die Standortfrage zentral. «Mit einem Pop-up-Konzept muss man dorthin, wo die Leute sind und man gesehen wird.» Wichtig seien aber auch der Mietzins, die Lage im Erdgeschoss und die Grösse des Lokals. «Es darf nicht zu klein und nicht zu gross sein, so dass es für mich als One-Man-Show stemmbar ist.» Er ist überzeugt, dass Pop-up-Läden Vielfalt in den Ladenmix einer Stadt bringen und sie ein Instrument sind, um eine Einkaufsstadt aufzuwerten. Obwohl Pop-up im Grunde genommen ein alter Hut sei, mache es die Leute noch immer neugierig. «Früher war es so: je länger ein Geschäft an einem Standort vertreten war, desto renommierter war sein Ruf. Die Welt hat sich verändert und auch das Denken der Leute. Man ist flexibler geworden, viele sehnen sich nach dem Neuen und nach Veränderung.»

«Niemand will ein Leben lang das gleiche Cordon bleu essen.»

In Pop-up-Geschäften sieht Feuchter ein mögliches Puzzleteil, um eine Innenstadt zu beleben. Elementar seien aber auch stationäre Geschäfte, die sich nicht nach kurzer Zeit wieder aus der Stadt verabschieden. Als Pop-up-Store sei man auf diese angewiesen. «Wichtig ist ein vielfältiger Angebotsmix, der einerseits Beständigkeit ausstrahlt, andererseits temporäreren Playern es erlaubt, das Ganze etwas aufzumischen. Die Leute lieben die Überraschung und sie suchen nach dem Ungewöhnlichen.» Feuchter glaubt, dass der Lockdown die Abwanderung der Kundschaft in den Onlinehandel beschleunigt hat. Was der Onlinehandel heute, sei der Katalogversandhandel früher gewesen. «Ich erinnere mich an die Katalogzeiten. Gerade auf dem Land bestellte man gern via Katalog und ging vielleicht ein, zwei Mal pro Saison zum Einkaufen in die Stadt.» Der Onlineshopper setzt seinen Fuss nur noch in die Stadt, wenn es etwas zu erleben gibt. Das könne beispielsweise der Besuch einer Ausstellung sein oder das Essen in einem Restaurant. Gerade auch die Gastronomie eigne sich gut für das Pop-up-Prinzip. «Niemand will ein Leben lang das gleiche Cordon bleu essen.»

Auf klassische Werbung verzichtet Feuchter. Er wolle seine Energie in den Laden stecken mit Produkten, für die eine Nachfrage besteht. «Die beste Werbung ist es, wenn die Leute uns weiterempfehlen und man über uns spricht.» Kaum sind die Worte gefallen, betritt eine Kundin das Geschäft. «Endlich ein Teeladen in Olten!», meint sie, noch bevor sie einen Blick auf das Sortiment wirft. Das Geschäft läuft in erster Linie dank der Mund-zu-Mund-Propaganda. «Hinzu kommt ein bisschen Werbung, welche die Freundin meines Sohnes auf Instagram und Facebook für mich macht.»

Kunden, wo seid ihr?

Feuchter, der in unterschiedlichen Funktionen über vierzig Jahre lang im Detailhandel arbeitete, unter anderem als Leiter Gestaltung beim Berner Warenhaus Loeb, hat den Wandel hautnah miterlebt. Mitte der 70er-Jahre machte er die Lehre als Dekorationsgestalter im Oltner Warenhaus von Felbert. Gleich um die Ecke, wo heute Fielmann eine Filiale hat. Vor zwei Jahren ging Feuchter bei Loeb in Frühpension. Heute konzentriert er sich auf seine Pop-up-Projekte und eigene künstlerische Arbeiten. Das Interesse an der Entwicklung des Detailhandels ist aber ungebrochen. Das Kleidergeschäft verlagere sich nach und nach ins Internet. «Diese Entwicklung wird weiter anhalten dank neuer Technologien, mit denen man sich einmal vermisst und anschliessend auf Lebzeiten online mit Kleidern eindecken kann», sagt Feuchter und betont, dass er seine Kleider noch immer im stationären Handel kauft. «In Kleinstädten wie Olten werden es Modehändler zunehmen schwierig haben, gegen die Onlinekonkurrenz zu bestehen. Das elegante Kleidershopping in Paris, London oder Berlin wird bleiben.»

Olten ist nicht Paris, das Einzugsgebiet potenzieller Kundschaft vergleichsweise zierlich. «Es gab schon Tage, da hatte ich keinen einzigen Kunden im Laden.» Vor allem unter der Woche frage er sich ab und zu schon, wo die Leute bleiben würden. «Dann gibt es aber wieder Spitzentage wie beispielsweise letzten Samstag, als das Wetter gut war und die Menschen zum Flanieren in die Stadt trieb.» Samstag sei überhaupt der beste Tag. Feuchter überlegt sich, die Öffnungszeiten seines Ladens am Abend zu erweitern.

Was die kommenden Jahre bringen werden, will Feuchter nicht prophezeien. «Ich habe die Freiheit, keine Pläne machen zu müssen.» Alles befindet sich im Wandel. Wie der Detailhandel so hat sich auch der Monte Verità im Tessin verändert, von wo Feuchter einen Teil seiner Produkte bezieht. Einst der Hügel der Künstler, Philosophinnen, Revolutionären und Hort vielerlei alternativer Lebensformen wandelte er sich über die Jahrzehnte zu einem Touristenmagneten. Ausserdem gibt es dort oberhalb von Ascona heute einen Teegarten, in dem die Teepflanze Camellia sinensis angebaut wird. «Die Blätter und Knospen der Pflanzen werden von Hand gepflückt und vor Ort verarbeitet», erzählt Feuchter. «Ein echtes Schweizer Produkt.» Die Zahl auf der Preisetikette lässt keinen Zweifel aufkommen. Woher jedoch das Mangoöl stammt, das dem Tee aus der Schweizer Sonnenstube eine tropische Note verleiht, bleibt das Geheimnis der Tessiner. «Das verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht ganz», lacht Feuchter, während die Kasse den Beleg ausspuckt und auf der Gasse vor dem Laden jemand vorbeigeht, ohne zu ahnen, dass die Zeit endlich ist, um einzutreten und sich umzusehen.

Ladenmix, Pop-up

Ladenschluss mit lustig

Laut populärem Kolt-Input würden grosse Läden wie H&M, Zara oder Manor die Kundenfrequenz in der Stadt merklich erhöhen und Olten als Einkaufsort attraktiver machen. Alle unsere Probleme wären gelöst! Wenn wir beispielsweise einen H&M hätten, würde Deville über Olten sicher keine Witze mehr machen. Aber es ist ja nicht so, dass wir gar keine bekannten Geschäfte hätten. Man denke an den McDonald’s an bester Lage – dieser internationale Gourmet-Tempel verleiht unserer Stadt überregionalen Glanz!

Dass bekannte Läden Leute in die Stadt locken würden, scheint plausibel. «Laden» kommt schliesslich von «einladen». Aber ich frage mich, brauchen wir tatsächlich Shops, die es schon in buchstäblich jeder Einkaufspassage der Welt gibt? Ist irgendjemand überhaupt noch beeindruckt von H&M, Swarovski, Starbucks und wie sie alle heissen? Und machen die grossen Ketten dem Gewerbe nicht eh bereits das Leben schwer? Schon viele lokale Läden mussten in Betreibung gehen. (Fun Fact: Der schnellste Betreibungsbeamte der Welt heisst Michael Zumacher.) Ich meinerseits bin kein Fan grosser Ketten. Wenn ich eine Kette will, gehe ich zum Juwelier.

Übrigens habe ich mir auch schon überlegt, selbst einen Laden zu eröffnen. Und zwar hatte ich die innovative Idee einer Brockenstube, die aber nur neue Sachen verkauft. Dann jedoch bemerkte ich, dass es das schon gibt: Das ist ein ganz normaler Laden. Verdammt! Hier eine unvollständige Liste weiterer origineller Ladenideen für die Oltner Innenstadt: Ein Ramschladen, der aber auch Essen anbietet: «Ramschnitzel». Oder «Sims-alabim», der Fensterladen-Laden. Oder «Pöbel-Möbel», Mobiliar für Hooligans. Oder ein Geschäft mit Laufschuhen für Bündner: «Schnäue Ursli». Oder ein Musikgeschäft für spezielle Saiteninstrumente: «Wenn-scho, Banjo». Liste unvollständig.

Momentan ist wegen Corona manch Schaufenster finster, aber wenn der Lockdown vorbei sein wird, sollte man als Einkaufsbummlerin in die Stadt und nicht online gehen. Denn egal, ob mit H&M oder ohne, Fakt ist, Oltner Geschäfte sind mit Herzblut dabei und brauchen jegliche Oltner-stützung. Sonst heisst es bald Ladenschluss. Und zwar für immer. Und dann steht in deinem Lieblingsladen vielleicht schon bald der nächste Barbershop.

Ladenmix

«Die Eröffnung eines weiteren Nagelstudios bringt keinen Mehrwert»

Romana Waller ist die erste Citymanagerin von Aarau. Mitte Oktober hat sie ihre Arbeit in einem Pensum von vierzig Prozent aufgenommen. Finanziert wird der Posten zu einem grossen Teil von der Stadt. Der Gewerbeverband sowie einzelne Detaillisten und Gastrobetriebe beteiligen sich. Die Stelle ist vorerst auf drei Jahre befristet.  

Frau Waller, wenn Sie an Olten denken, was kommt Ihnen da in den Sinn?

Ich kenne die Fachhochschule und die Stadt soll eine gute Adresse sein, wenn man fein essen gehen möchte. Das ist das, was ich zu hören bekomme, wenn es um Olten geht. Da ich mich vor allem in Aarau und Zürich bewege, bin ich in unserer Nachbarstadt leider selten zu Gast. Deshalb kann ich das nicht aus eigener Erfahrung beurteilen.

Vor kurzem haben Sie die Stelle als Citymanagerin angetreten. Welches sind die Herausforderungen in Aarau?

Wie in anderen Städten und auch in Shoppingcentern sind die Kundenfrequenzen in der Aarauer Altstadt in den letzten Jahren zurückgegangen, was mit einem veränderten Konsumverhalten zu erklären ist. Der Onlinehandel spielt hier eine tragende Rolle. Früher konnten Hauseigentümer ihre Mieter auswählen, für Geschäftsflächen an zentraler Lage gab es gar Wartelisten. Das ist heute anders.

Was sind die Aufgaben, die Sie als Citymanagerin übernehmen?

Zunächst stellen wir uns die Frage, in welche Richtung sich Aarau in den Bereichen Detailhandel und Gastronomie entwickeln will. Es gilt, eine Strategie und eine Vision für die Stadt zu entwickeln, die auf die nächsten fünf bis zehn Jahren ausgerichtet ist. Ein wichtiges Thema als Citymanagerin ist der Ladenmix, das heisst die richtige Mischung aus unterschiedlichen, sich ergänzenden Branchen. Dabei spielt auch die Gastrobranche eine wichtige Rolle. Sie bringt generell Menschen in die Stadt und Abwechslung in den Ladenmix. Unser Ziel ist es, mehr Leute dazu zu bewegen, in Aarau einzukaufen und zu verweilen. Als Citymanagerin sehe ich mich auch als Bindeglied zwischen Stadt, Detailhandel und Gastronomie sowie Immobilieneigentümern.

Welche Aspekte haben einen Einfluss auf den lokalen Ladenmix?

Zum einen sind es harte Faktoren wie die Infrastruktur, das Einzugsgebiet, die Erreichbarkeit, das bestehende Angebot, aber auch das Flächenlayout der Geschäftsräumlichkeiten. Gerade in einer Altstadt sind die Geschäfte naturgemäss klein und eher verwinkelt. Modeketten mit grossem Flächenbedarf zum Beispiel lassen sich hier nicht ansiedeln. Zum anderen sollen unsere Vision und Ziele für Aarau den Ladenmix in Zukunft beeinflussen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ladenvielfalt in Aarau?

Wir haben einen guten Mix aus grösseren, nationalen Unternehmen mit bekanntem Namen und lokalen, kleineren Fachgeschäften, die mit Charme und innovativen Konzepten ihre bescheidene Grösse wettmachen. Künftig möchten wir weitere gute Marken nach Aarau holen. Kunden sollen in unsere Stadt kommen, weil das Einkaufen hier sich von demjenigen im Shoppingcenter unterscheidet und mit den Facetten dieser schönen Stadt und Gastronomiemöglichkeiten ein einzigartiges Einkaufserlebnis bietet.

Welche Rolle spielen grosse Namen nationaler und internationaler Ketten?

Bekannte Marken und Ketten haben eine Magnetwirkung und bringen Menschen in die Stadt, die sonst vielleicht eher online einkaufen würden oder ins Shoppingcenter fahren. In Aarau gilt der City-Märt mit Manor, Coop, Migros und C&A als Magnet. Lebensmittelhändler sind wichtige Frequenzbringer, bei ihnen deckt man sich für den täglichen Bedarf ein.

Leere Ladenlokale sind in Schweizer Städten zum Alltagsbild geworden. Wie sieht die Situation diesbezüglich in Aarau aus?

Davon haben wir glücklicherweise relativ wenige. Wenn es einen Mieterwechsel gibt, ist es meiner Ansicht nach wichtig, darauf zu achten, dass die neuen Geschäfte eine gewisse Einzigartigkeit aufweisen. Die Eröffnung eines weiteren Nagelstudios bringt punkto Vielfalt keinen Mehrwert. Ziel muss es sein, den Mix nachhaltig zu gestalten, so dass es nicht zu viele Wechsel gibt.

Welchen Einfluss haben die Mietpreise auf die Vielfalt der Geschäfte?

Oft stehen sie für die Eigentümerin der Liegenschaft im Vordergrund. Wie viel das Gewerbe für die Fläche bezahlen kann, hängt jedoch stark vom erzielten Umsatz ab. Wir wissen, dass die Umsätze im Detailhandel rückläufig sind. Kleine Start-up-Unternehmen, die innovationsfreudig sind und Vielfalt in die Gewerbelandschaft bringen würden, haben gerade zu Beginn nicht die finanziellen Mittel, Marktpreise zu bezahlen. Hier können neue Mietmodelle Abhilfe schaffen. Anstelle einer Fixmiete kann beispielsweise ein umsatzabhängiger Mietzins treten. Auch eine Staffelung mit einem über die Jahre steigenden Mietpreis ist eine Möglichkeit, um die Vielfalt zu fördern.

Über welchen Trumpf verfügt die Einkaufsstadt gegenüber Shoppingcenter und Onlinehandel?

Sicherlich die Stimmung und das Ambiente, welche nur die hübschen Gassen und schönen Ecken einer historischen Altstadt bieten können. Aber auch die vielfältigen Gastromöglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen und Geschmäcker. Es geht auch darum, Plätze in der Stadt zu schaffen, wo sich Menschen treffen können. Wo es vielleicht einen Spielplatz gibt oder man sich über den Mittag, nach der Arbeit und in der Freizeit gern mit Freundinnen trifft. Die Menschen suchen in der Stadt den sozialen Kontakt, daran wird auch die Digitalisierung nichts ändern. Dieser menschliche Austausch fehlt beim Onlinehandel gänzlich. Damit sich Besucher wohlfühlen, muss die Stadt sich herausputzen, Gastfreundlichkeit ausstrahlen und Geschäfte bieten mit guter Beratung und Services.

Ladenmix, Aarau, Stadtentwicklung

Man müsste unbedingt den Ladenmix in der Stadt verbessern, attraktiver gestalten, Firmen wie Manor, H&M, Zara anziehen, damit es mehr Kundenfrequenz gibt.

Ich bin der Meinung, man müsste unbedingt den Ladenmix in der Stadt verbessern, attraktiver gestalten, Firmen wie Manor, H&M, Zara anziehen, damit es mehr Kundenfrequenz gibt. Dies sind nur Beispiele. Nur wenn es mehr spannende Einkaufsmöglichkeiten gibt, ist der Standort Olten langfristig gesichert.

«Es ist unser aller Stadtparterre»

Christina Schumacher, zuerst müssen Sie uns erklären: Was macht eine Soziologin am Architekturinstitut?

Das ist tatsächlich auch vielen ArchitektInnen und PlanerInnen nicht so klar. Aber es macht Sinn: Die Zeiten, in denen man einfach auf der grünen Wiese oder einem grossen Industrieareal bauen konnte, sind vorbei. Unsere Gesetze verlangen, Dörfer und Städte nach innen zu entwickeln. Und je mehr Menschen auf gleichem Raum leben, desto mehr kann die Soziologie mithelfen, das Zusammenleben gewinnbringend zu gestalten.

Gewinnbringend?

Nicht im monetären Sinn. Was ich meine: Heute plant man praktisch immer in einem vorhandenen Bestand. Und Bestand ist nie nur räumlicher Bestand, sondern auch gesellschaftlicher, kulturellerer, historischer. Da braucht es Sorgfalt und jemanden, der die Interessen auseinanderdröselt; jemanden, der schaut, wie man die verschiedenen Interessen abholen und einbeziehen kann.

Dass es Sie braucht, bedeutet im Umkehrschluss, dass unsere ArchitektInnen zu wenig sozial denken?

Die ArchitektInnen, denen ich begegne, verfügen sehr oft über eine hohe Sensibilität für Sozialverträglichkeit – aber diese ist nicht ihr primäres Interesse. Raum- und Bauplanung sind längst interdisziplinäre Fachgebiete geworden. Aber was man noch zu selten fragt: Wer kann was genau beitragen? Dies finde ich aus der Perspektive der Soziologie gerade heraus.

Sie haben unter anderem zur Nutzung von Erdgeschossen geforscht. Welche Bedeutung hat das Erdgeschoss in einem Dorf- oder Stadtzentrum?

Plakativ gesagt: Das Erdgeschoss ist die grundlegende Ebene. Es befindet sich auf unserer Sichthöhe. Dementsprechend hat es eine sehr grosse Bedeutung. Und es ist sehr variabel einsetzbar: es kann öffentlich – etwa als Bibliothek –, halböffentlich – als Café oder Laden – oder auch privat genutzt werden.

Warum ist es für uns eine emotionale Angelegenheit, wenn ein Ladengeschäft im EG leer steht?

Das EG ist sozusagen unser aller Stadtparterre. Es ist ein Raum, in dem die Übergänge von öffentlich zu privat oft fliessend sind. Veränderungen nehmen wir sofort wahr. Zudem wurde an den Architekturschulen jahrelang gepredigt, halböffentliche und öffentliche EG seien die einzige Möglichkeit, um für ein attraktives Stadtleben zu sorgen. Daran haben wir uns gewöhnt.

Und heute?

Heute macht das nur noch bedingt Sinn. Lange war es Standard, im gleichen Haus zu wohnen und zu arbeiten. Heute sind die Belebung der Erdgeschosse und jene der oberen Etagen zwei verschiedene Angelegenheiten. Und wir können nicht mehr jedes EG öffentlich beleben.

«Nicht jede Ladennutzung im EG ist automatisch eine, die eine angenehme Öffentlichkeit schafft. Es gibt auch viele gesichtslose Geschäfte.»

Können Sie das näher ausführen?

Häufig reicht es, wenn an der Ecke einer Bebauung ein Kiosk, eine Beiz oder eine Bäckerei einquartiert sind. Was darüber hinaus geht, funktioniert wirtschaftlich in den meisten Fällen nicht mehr. Das hat es aber auch früher nicht: Es waren immer die Liegenschaften an Strassenecken, die ein öffentliches EG hatten. Das lückenlose Öffentlichmachen des EG wäre hingegen eine undifferenzierte, nutzlose Geste.

Was braucht es denn wirklich, damit man sich wohlfühlt in einer Innenstadt?

Das Leben muss spürbar sein, wenn man langsam verkehrt. Ich bin gerne dort, wo ich etwas Spannendes sehen, hören, riechen kann. Das ist auch der Grund, warum man die Frage nach der EG-Nutzung trennen sollte vom Problem des Lädelisterbens.

Das müssen Sie erklären.

Nicht jede Ladennutzung im EG ist automatisch eine, die eine angenehme Öffentlichkeit schafft. Es gibt auch viele gesichtslose, unlebendige Geschäfte. Mit Aufenthalts- oder Transitqualität hat das nicht immer so viel zu tun.

Und doch ist das Lädelisterben ein akutes Problem, auch in Olten. Aktuell sind es im Kern der Innenstadt handgezählt sechs leerstehende Lokale, zwei weitere werden für eine neue Nutzung umgebaut.

Das Lädelisterben zeigt: Was wir brauchen, sind Passantenströme. Diese müssen wir irgendwie wiederherstellen. Die Leute sollen sagen können: Ich gehe lieber in die Stadt, die mir eine Qualität bietet, welche ich beim Online-Shoppen daheim nicht erhalte. Und das können wir nicht allein durch öffentliche Erdgeschosse erreichen, sondern durch die Gestaltung der Zwischenräume.

Also ist nichts Falsches dabei, wenn ich in einem Schaufenster eine Wohnung einrichte?

Nicht, wenn Sie sich der Konsequenzen bewusst sind. Sie müssen sich im Klaren darüber sein, dass PassantInnen hineinschauen wollen und dürfen damit kein Problem haben. Ziehen Sie dann einfach immer den Vorhang zu, entstünde bloss ein weiteres unattraktives EG. Aber eine Wohnung ist sicher die viel bessere Nutzung, als wenn die Fläche leer stünde.

Welche Effekte löst ein leeres Schaufenster aus?

In erster Linie macht uns das Sorgen. Denn wir wissen genau: Das zweite und das dritte leere Lokal folgt sofort. Deshalb muss man ganz schnell reagieren. Die LiegenschaftsbesitzerInnen können das mit Solidarisierung erreichen, indem sie sich zusammenschliessen.

In Olten passiert genau das: «Gewerbe Olten» hat die Initiative «Olten GO» gegründet, unter anderem mit dem Ziel, ein übergeordnetes Ladenflächenmanagement einzuführen. Was halten Sie davon?

Das halte ich für eine gescheite Massnahme. Denn schon lange ist klar, dass das EG keine Cash Cow mehr ist, sondern es an vielen Lagen quersubventioniert werden muss. Gleichzeitig muss man Leerstände sofort beheben, etwa mit kreativen Zwischennutzungen oder Pop-up-Gastronomie. Es braucht schnelle Reaktion – und halt auch den langen Atem. Und das geht besser zusammen statt alleine.

«Schon lange ist klar, dass das EG keine Cash Cow mehr ist, sondern oft quersubventioniert werden muss.»

Worauf achten Sie, wenn Sie durch eine Stadt wie Olten gehen?

Schon zuerst auf die Erdgeschosse. Wie gross ist in den Erdgeschossen der Anteil an öffentlicher Nutzung? Und dann auf den Verkehr. Ich bin mit öV und zu Fuss unterwegs. Muss ich ständig aufpassen, oder kann ich mich frei bewegen? Gibt es öffentliche Plätze oder Grünflächen? Wo kann ich draussen ohne Konsumationszwang verweilen? In den Ferien schaue ich mir auch immer die Aussenquartiere einer Stadt an.

Wimmelt es dann vor Verbesserungsideen in Ihrem Kopf, oder beobachten Sie die Umgebung wertfrei?

Die Architektur begutachte ich durchaus, aber eher nebenbei. Ikonische Bauten etwa interessieren mich überhaupt nicht. Vielmehr, ob die Räume den Menschen entsprechen oder nicht, und ob es genügend Pufferzonen gibt.

Was sind Pufferzonen?

Räume, die abgrenzen: Das, was zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum ist. Sie sind essenziell für unser Wohlbefinden in einer Stadt. Das kann zum Beispiel ein Vorgarten sein oder ein möbliertes Trottoir. Dabei geht es gar nicht um die reellen Besitzverhältnisse.

Sondern?

Um das Empfinden, um die Wahrnehmung des Stadtparterres als halböffentlichen Raum. Nehmen wir das Hochparterre als Beispiel. Das private Wohnen, das nicht ganz bis auf die EG-Ebene hinuntergeht, sondern leicht erhöht bleibt und so nicht von Blicken der Öffentlichkeit tyrannisiert wird. Das lässt ebenfalls sehr angenehme Räume entstehen.Die Häuser müssen einander genügend Freiraum lassen. Ich nenne das «Platz zum Atmen». Das kann auch mit Details erreicht werden, etwa einer schönen Uhr an der Fassade, Blumenkästen unter dem Fenster oder Fensterläden statt Rollladen. Das sind schöne Gesten, die ein Haus der Öffentlichkeit schenken kann.

Wie sorge ich für Attraktivität, wenn ich nicht viel Geld habe?

Einfach gesagt: Indem Sie dem Raum einfach Sorge tragen und ihn über Ihre eigene Fassade hinaus wertschätzen.

Und wie, wenn ich Geld beiseite gelegt habe und investieren will?

Das ist eine Aufgabe, die man im Kollektiv lösen muss. Die InvestorInnen müssen zur Gestaltung des öffentlichen Raums beitragen, weil sie selber davon profitieren. Als Beispiel kann man die zwei grössten Neubauprojekte nehmen: Auf der Website von «Olten SüdWest» lese ich von einer «lebendigen Vielfalt», beim «Aarepark» heisst es, man befinde sich «mitten in der pulsierenden Stadt». InvestorInnen, die solche Worte benutzen, müssen sich bewusst sein, dass sie eine Mitverantwortung tragen, die Stadt zu dem zu machen, was sie beschreiben.

Kennen Sie positive Beispiele aus anderen Schweizer Städten?

Bei aller Kritik, die man an der Zürcher Europaallee üben darf: Der Mix wurde dort sehr gut gelöst. Die SBB haben eine Firma angestellt, die das Angebot im EG kuratiert. Die Mietflächen wurden also nicht einfach ausgeschrieben, sondern die Firma ging aktiv auf interessante Kleingewerbe und ProduzentInnen zu. Den SBB war auch bewusst, dass diese zu normalen Mietpreisen nicht zusagen würden, deshalb setzten sie ein abgestuftes Mietzinsmodell ein. Tiefe Einstiegsmieten, später zahlt man mehr. Zudem wurden viele kleine Lokale gebaut statt nur sehr grosse, die sich nur die grossen Ketten leisten könnten. Und zuletzt gibt es Pop-up-Flächen, in denen das Angebot stetig wechselt. Da bleibt man als PassantIn auch über längere Zeit neugierig und schaut immer wieder einmal rein.

Was machen die Kleinen besser als die grossen Ladenketten?

Sie kreieren ein persönliches Erlebnis. Früher hat man mit der Marktfrau einen Schwatz abgehalten. Wenn ich mein Stammgeschäft gehe, spreche ich manchmal auch über anderes als über das, was ich einkaufen will. Das Internet kann dies nicht ersetzen. Und gleichzeitig hat man doch eine angenehme Unverbindlichkeit: Die Geschäftsführerin im Buchladen ist ja nicht meine Freundin, ich muss nicht zu ihr gehen, aber wenn ich möchte, erhalte ich dadurch eine persönliche Verortung in meiner Stadt. Daran muss das Gewerbe ein Interesse haben: den Menschen ein Stück Identität zu geben.

Und was ist der Part der Stadtverwaltung? Wie sehr soll sie sich in die gewerbliche Stadtgestaltung einmischen?

Meiner Meinung nach sehr. Nicht, um mühsam zu regulieren, sondern um die grosse Chance zu nutzen, die gerade Olten hätte: Es ist kleinräumig, hat eine Eisenbahner- und Arbeitertradition. Man kennt sich, mag den direkten Draht zueinander und kann so eher unkompliziert gemeinsam an einen Tisch sitzen und kreative Ideen diskutieren als beispielsweise in Zürich.

Welche Branchen haben Zukunft im Stadtzentrum?

Alles, was man vor Ort besuchen muss. Personenbezogene Dienstleistungen wie Optiker, Hörgerätespezialist, Yogastudios. Sport generell, der wird sich nie digitalisieren lassen. Oder auch ein Schmuckgeschäft, das individuell berät.

Ist das nicht etwas monoton? In Olten gibt es schon heute drei Optiker auf engstem Raum.

Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Wer belebt in einer Stadt die Strassenräume? Es sind jene Menschen, die Zeit haben: SeniorInnen und Kinder. Für sie muss man mehr Angebote und Räume schaffen. Etwa mit betreutem Wohnen oder Alters-WGs im Zentrum, mit Tagesschulen und Kindertagesstätten. Auch das Gewerbe hat seine Chancen. Bei mir in der Nachbarschaft hat gerade eine Stiftung ein Gebäude bezogen, in dessen Erdgeschoss man durch grosse Fenster den Mitarbeitenden bei der Produktion von Esswaren zusehen kann. Das wird insgesamt eine völlig neue, spannende Durchmischung ergeben.

Und was ist die grosse Frage, auf die man die Antwort noch sucht?

Wie wir sogenannte Mehrfachnutzungen gut organisieren können. Was passiert mit Räumen, die eigentlich nur am Tag gebraucht werden, wenn es Abend wird? Da gibt es noch viel ungenutztes Potential.

Christina Schumacher (52) wuchs in Olten unterhalb des Hardwalds auf, absolvierte das Gymnasium an der nur wenige Schritte entfernten Kantonsschule und studierte später an Universität Zürich Soziologie. Seit 2010 ist sie als Dozentin für Sozialwissenschaften, seit 2014 als Leiterin Forschung am Institut Architektur der FHNW in Muttenz tätig. Ihre Fachgebiete sind die Architektur-, Wohn- und Siedlungssoziologie. Daneben wirkt sie in Jurys mit. Sie besuchte in ihrer Studienzeit auch einzelne Architekturvorlesungen – und Vater Philipp Schumacher war Oltens Baudirektor sowie von 1984 bis 1997 dessen Stadtpräsident. Obschon Olten einen festen Platz in ihrem Herzen hat, ist sie seit über 30 Jahren in Zürich zu Hause, heute mit Mann und drei Kindern.

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