Ladenschluss mit lustig
Laut populärem Kolt-Input würden grosse Läden wie H&M, Zara oder Manor die Kundenfrequenz in der Stadt merklich erhöhen und Olten als Einkaufsort attraktiver machen. Alle unsere Probleme wären gelöst! Wenn wir beispielsweise einen H&M hätten, würde Deville über Olten sicher keine Witze mehr machen. Aber es ist ja nicht so, dass wir gar keine bekannten Geschäfte hätten. Man denke an den McDonald’s an bester Lage – dieser internationale Gourmet-Tempel verleiht unserer Stadt überregionalen Glanz!
Dass bekannte Läden Leute in die Stadt locken würden, scheint plausibel. «Laden» kommt schliesslich von «einladen». Aber ich frage mich, brauchen wir tatsächlich Shops, die es schon in buchstäblich jeder Einkaufspassage der Welt gibt? Ist irgendjemand überhaupt noch beeindruckt von H&M, Swarovski, Starbucks und wie sie alle heissen? Und machen die grossen Ketten dem Gewerbe nicht eh bereits das Leben schwer? Schon viele lokale Läden mussten in Betreibung gehen. (Fun Fact: Der schnellste Betreibungsbeamte der Welt heisst Michael Zumacher.) Ich meinerseits bin kein Fan grosser Ketten. Wenn ich eine Kette will, gehe ich zum Juwelier.
Übrigens habe ich mir auch schon überlegt, selbst einen Laden zu eröffnen. Und zwar hatte ich die innovative Idee einer Brockenstube, die aber nur neue Sachen verkauft. Dann jedoch bemerkte ich, dass es das schon gibt: Das ist ein ganz normaler Laden. Verdammt! Hier eine unvollständige Liste weiterer origineller Ladenideen für die Oltner Innenstadt: Ein Ramschladen, der aber auch Essen anbietet: «Ramschnitzel». Oder «Sims-alabim», der Fensterladen-Laden. Oder «Pöbel-Möbel», Mobiliar für Hooligans. Oder ein Geschäft mit Laufschuhen für Bündner: «Schnäue Ursli». Oder ein Musikgeschäft für spezielle Saiteninstrumente: «Wenn-scho, Banjo». Liste unvollständig.
Momentan ist wegen Corona manch Schaufenster finster, aber wenn der Lockdown vorbei sein wird, sollte man als Einkaufsbummlerin in die Stadt und nicht online gehen. Denn egal, ob mit H&M oder ohne, Fakt ist, Oltner Geschäfte sind mit Herzblut dabei und brauchen jegliche Oltner-stützung. Sonst heisst es bald Ladenschluss. Und zwar für immer. Und dann steht in deinem Lieblingsladen vielleicht schon bald der nächste Barbershop.
Welches Angebot im Erdgeschoss wünschst du dir in Olten?
Schreiben Sie einen Kommentar Antworten abbrechen
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Mich würde mal interessieren, ob es evtl. andere Lösungen gibt, die Innenstädte zu beleben, als nur mit Läden? Evtl. gibt es Expertinnen zu dem Thema? Oder sogar Städte, die innovative Ideen umgesetzt haben?
Mich nervt diese Läden-Diskussion ein bisschen, weil ich sie für sehr rückwärtsgewandt halte. Der Trend, online einzukaufen, ist meiner Meinung nach nicht aufzuhalten, weils einfach bequemer ist und das grössere Angebot bietet. Vielleicht wäre es auch interessant, zu diesem Thema die Meinung von Joël Luc Cachelin zu lesen?
Der letzte Abschnitt hat Potenzial – oder noch präziser: Dieser Satz in Kilians Beitrag bringt’s auf den Punkt: «Oltner Geschäfte sind mit Herzblut dabei und brauchen jegliche Oltner-Stützung!» Dies trifft den Kern und man kann es nicht oft genug sagen.
Die Läden werden den Laden nicht mehr öffnen, die Beizen geschlossen bleiben. Nicht, weil es dahinter eine Verschwörung gäbe, sondern weil dem Konsumenten hinter all dem angehäuften und eingebildeten Schrott der Blick auf das Naheliegende verstellt ist. Und: Eine Regierung – ob in Bern, Solothurn oder anderswo spielt keine Rolle -, die angesichts einer angeblich existentiellen Bedrohung Nagel- und Tattoo-Studios zum täglichen Grundbedarf erklärt und deshalb offen lässt, dürfte auch noch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verspielt haben. Dazu mehr auf http://www.freystefan.ch
Der Online-Markt ist 2020 explodiert und bietet bereits den grösseren Absatzmarkt als stationäre Läden. Die Kosten sind auch entsprechend tiefer. Nun sind kreative Shops gefragt, die der Kundschaft die Produkte ihrer Wahl besorgen und nach Wunsch zu einem vereinbarten Zeitpunkt bereitstellen oder liefern lassen. Migros, Coop und alle grossen Detailhändler arbeiten hart an Delivery-Lösungen wie mit myMigros, das der Kundschaft alle Waren per Knopfdruck zugänglich macht. Shops müssen Erlebnisse bieten, ein Mehrwert gegenüber dem Online-Markt ist die persönliche Beratung. Es reicht halt wirklich nicht mehr, einfach Waren auszustellen und wie früher auf die Laufkundschaft zu hoffen. Das ist leider noch nicht bei allen angekommen. Ein Shop muss multifunktionell eingesetzt werden können und die Räumlichkeiten effektiver genutzt werden. Ein Mikro-Fulfillment-Center als Mini-Zwischenlager in der Innenstadt bietet zum Beispiel alle Basic-Produkte der umliegenden Shops an, mit digitaler Anbindung und Auslieferung nach Mass. Ich würde es sehr begrüssen, wenn sich das lokale Gewerbe für einen gemeinsamen Multi-Webshop entscheiden würde, um auch der digitalen Welt und Demokratie gerecht zu werden. Wovon ich nicht Freund bin, ist, dass überall die Lieferung kostenlos angeboten wird. Dies wird der Arbeit, die dahintersteht, nicht gerecht. Jedoch ist es für die Kundschaft zweitrangig, weil sie sich mittlerweile gewöhnt ist, alles All-in mit Lieferung zu erhalten. Diejenigen Shops, die kreativ bleiben, werden bestehen bleiben.