«Olten ist keine Weltstadt, die 24 Stunden am Tag Halligalli bieten muss»
Mittendrin zu wohnen, hat vielerlei Vorteile. Die Wege könnten kürzer nicht sein, das gesellschaftliche Leben spielt unmittelbar vor der eigenen Haustür und die Stimmung in der historischen Altstadt ist einmalig. Doch wo viele Menschen sich treffen und unterwegs sind, kommt es vor, dass die Geräuschkulisse den behaglichen Pegel übersteigt.
Seit zwanzig Jahren lebt Claude Schoch gemeinsam mit seiner Frau in der Oltner Altstadt. An schöner Lage im Oberen Graben besitzen sie ein Altstadthaus, das sie als alleinige Partei bewohnen. Im Erdgeschoss vermieten sie ein Ladenlokal, das als Coiffeursalon genutzt wird. Nach drei Jahrzehnten mit eigener Firma in den Bereichen Organisations- und Teamentwicklung ist Schoch vor zwei Jahren in den Ruhestand getreten. Die Wohnung in der Altstadt sei schon immer als Alterswohnsitz gedacht gewesen. Vor dem Umzug an den Oberen Graben wohnte das Paar auf der rechten Stadtseite nicht weit von der Friedenskirche.
Bis vor vier Jahren amtete Schoch als Leiter der Oltner Kabarett-Tage; heute ist er Mitglied des Programmteams, das jeweils im Frühling bereits bewährte, aber auch neue Künstlerinnen aus der deutschsprachigen Kabarettszene auf die Oltner Bühnen holt. Schoch sass eine Zeit lang im Gemeindeparlament und war auch in der Fasnacht aktiv. «Wenn du Politik machst, kennst du die eine Hälfte in Olten, wenn du Fasnacht machst die andere Hälfte», blickt er zurück. Die Chancen, dass man jemanden kennt, der einem bei einem Problem oder Anliegen weiterhelfen kann, stehen gut. Trotzdem gibt es auch für den bestens vernetzten Oltner Angelegenheiten, die sich nicht so einfach aus der Welt schaffen lassen. Die Rede ist vom Lärm, von dem Schoch ein Lied singen kann, wo er doch einen ruhigen Schlaf bevorzugen würde.
Herr Schoch, wie lebt es sich im historischen Zentrum von Olten?
Meine Frau und ich sind Freunde kurzer Wege. Wir schätzen es, dass wir die meisten Dinge im Alltag problemlos zu Fuss erledigen können. Vom Einkaufen auf dem Markt bis zum Besuch des Theaters oder eines Restaurants. Kaum ist man aus der Wohnung, ist man so gut wie am Ziel. Einfach spontan vor die Tür gehen, um im Café Grogg einen Kaffee zu trinken, das ist wunderbar. Uns gefallen dieses Überschaubare und die Nähe zu allem Wichtigen. Darum wohnen wir gern mittendrin. Als wir noch am Pfarrweg auf der anderen Stadtseite zu Hause waren, kam es nie vor, dass wir spontan etwas trinken gingen, und für den Theaterbesuch nahmen wir das Auto. Heute müssen wir zusehen, dass wir unser Fahrzeug von Zeit zu Zeit bewegen, damit kein Standschaden droht.
Wo Licht ist, ist auch Schatten.
Spontan fällt mir der fehlende Garten ein, den die Wohnlage hier halt nicht hergibt. Umso mehr schätzen wir unseren Mini-Balkon, der gross genug ist, um zu viert draussen am Tisch zu sitzen. Ach, und manchmal wird es uns zu laut in den Nächten.
Wie hat sich die Altstadt in den letzten Jahren verändert?
Wenn man den Zeitraum etwas grösser fasst und ein paar Jahrzehnte zurückblickt, wird der Wandel sichtbar. Als ich Kind war, gab es in der Altstadt noch grosse Ladengeschäfte. Beim heutigen Optiker Bartlomé war der Möbel Lang einquartiert, und zwar bis ganz runter an die Dünnern. Ich denke auch an das Warenhaus Victor Meyer, wo heute die Suteria beheimatet ist. Neben weiteren Grössen wie Bernheim und PKZ gab es zahlreiche kleinere Geschäfte. Im Erdgeschoss wurde eingekauft, während in den Stockwerken darüber gewohnt wurde. Das war die Uridee der Innenstadt. Auch als wir unser Haus umbauten, haben uns die Behörden ans Herz gelegt, im Erdgeschoss wieder Platz für ein Gewerbe zu schaffen. Das haben wir dann auch so gemacht. Und dann gibt es noch die Beizen, von denen die meisten bis heute existieren.
So anders präsentiert sich die Lage in der Gegenwart also nicht.
Der entscheidende Unterschied: Früher ist die Stadt in den Nachtstunden zur Ruhe gekommen. Die Restaurants schlossen um halb zwölf ihre Türen und die Gäste begaben sich auf den Heimweg. Doch das Ausgehverhalten hat sich über die Jahrzehnte gewandelt. Aus Restaurants wurden Clubs. Die Öffnungszeiten wurden ausgedehnt und der Abend beginnt für einige heute erst um Mitternacht. Dazu gekommen ist so auch der Lärm zum Beispiel von lauter Musik.
Wie erleben Sie als Altstadtbewohner diesen Wandel konkret?
Ein Beispiel ist die heutige Bodega.* Zu Beginn war sie bis elf, halb zwölf offen. Heute ist sie zwar immer noch ein Restaurant und kein Club, aber die Öffnungszeiten wurden erweitert und es herrscht bis lange nach Mitternacht Betrieb. Das alleine ist nicht das Problem. Was ich kritisiere, ist die Lautstärke der Musik. Vielleicht bin ich zu alt, um das nachvollziehen zu können, aber ich frage mich halt schon, wie man gemütlich essen kann, während die Räumlichkeiten mit Musik von gefühlten 100 Dezibel beschallt werden. Gehen dann die Leute zum Rauchen raus und nachher wieder rein, schwappt der Schall ins ganze Quartier und sorgt für Unruhe und Ärger bei den Anwohnern. Es geht mir nicht darum, mit dem Finger auf die Bodega zu zeigen. Sie ist nur ein Beispiel von mehreren. Von Freunden weiss ich, dass die Anwohnerinnen des Musigchällers an der Marktgasse mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind.
Haben Sie das Gespräch mit den Betreibern gesucht?
Wir haben immer mal wieder mit den Verantwortlichen gesprochen. Diese haben jeweils auch verständnisvoll auf unser Anliegen reagiert. Man hat uns geraten, anzurufen, wenn wir uns gestört fühlten. Nur hört bei der Lautstärke dort niemand das Klingeln des Telefons. Leider blieb es bis anhin nur bei verständnisvollen Worten, die Situation mit der lauten Musik hat sich nie zum Positiven verändert. Hinzu kommen unappetitliche Zeugnisse des Nachtlebens, auf die wir als Anwohner am Morgen danach in unseren Hauseingängen treffen. Wobei ich auch sagen möchte, dass dies weniger mit den Bodega-Betreibern zu tun hat als vielmehr mit einzelnen Gästen, die nicht wissen, wann genug ist.
Wäre die Altstadt frei von Musik und Ausgang ein besserer Ort?
Ganz und gar nicht. Im Grunde genommen geht es mir nicht um die Musik als solches. Zum Problem wird diese nur dann, wenn man als Anwohnerin und gezwungene Mithörerin nicht abschätzen kann, wann Schluss damit ist. Es fehlt einem der Anhaltspunkt, wann wieder Ruhe einkehren wird. Das ist es, was den Ärger hochkochen lässt. Entscheidend meiner Meinung nach ist auch die Art, wie eine Veranstalterin mit den Anwohnern kommuniziert.
Das klingt so, als hätten Sie auch positive Erfahrungen gemacht?
Ein positives Beispiel ist das Café Grogg, das in unserer direkten Nachbarschaft liegt. Bevor Inhaber Klaus Kaiser seine Konzertserie im Oberen Graben lanciert hat, suchte er als Erstes das Gespräch mit uns Anwohnern. Er stellte seine Pläne vor und holte unsere Meinung dazu ein. Von Anfang an war klar, dass jeweils um 23 Uhr Schluss sein würde. Wenn ich mich recht erinnere, hatte damals niemand der Anwohnenden etwas einzuwenden. Die Konzerte haben heute ihren festen Platz. Jedes Jahr von neuem werden wir vorab über das Programm informiert, verbunden mit einer Einladung zu einem Konzert. Am Ende der Konzertsaison erhalten wir als Dank einen Getränkegutschein. Das sind kleine Gesten mit einer grossen Wirkung.
Eine lobenswerte Ausnahme unter den Lokalbetreibern?
Zum Glück nicht. Als zweites Beispiel kommt mir die Spittelschüür der Säli-Zunft in den Sinn. Man kann die Räumlichkeiten für Feiern mieten. Sie grenzen direkt an unsere Wohnung. Fast jedes Wochenende finden dort gewöhnlich Veranstaltungen statt. In den zwanzig Jahren, seit wir in der Altstadt wohnen, mussten wir nur einmal das Gespräch mit den Zünftlern suchen, weil ihre Mieterschaft bis morgens um sechs Party gemacht hatte. Rita Ledermann von der Waadtländerhalle ist für mich ein weiteres gutes Beispiel. Wird es einmal laut draussen, weist sie ihre Gäste freundlich darauf hin, dass im Quartier Menschen wohnen. Wenn es nicht anders geht, schickt sie auch schon mal jemanden weg.
Müsste die Stadt die Rolle einer Vermittlerin einnehmen, die zwischen den Anliegen der Lokalbetreiber und derjenigen der Anwohnerinnen vermittelt?
Es gibt Städte, die die Vorgabe machen, dass beim Eingang zwei Türen vorhanden sein müssen, wenn Musik gespielt wird. So ist beim Betreten beziehungsweise Verlassen des Lokals stets eine Tür geschlossen. Ich kenne die Reglemente von Olten diesbezüglich nicht. Die Stadt hat sich bisher nie öffentlich zur Problematik geäussert. Daher kann ich auch nicht sagen, ob allfällige Vorgaben eingehalten werden und ob die Polizei dies kontrolliert. Wir sehen in der Regel davon ab, die Polizei zu rufen.
Trotzdem mussten Sie schon zum Hörer greifen?
In diesen zwanzig Jahren kam das nur zweimal vor. Einmal hatten wir einen Rave vor dem Haus, der am Nachmittag startete und die Scheiben in unserem Haus zum Bass zittern liess. Nach zwölf Stunden habe ich morgens um zwei Uhr bei der Polizei nachgefragt, was da los sei. Beim zweiten Anruf ging es um eine wüste Schlägerei, bei der Flaschen flogen und man sich Sorgen machen musste, dass jemand ernsthaft verletzt werden könnte.
Wie erleben Sie das Vorgehen der Stadt beim Thema Veranstaltungslärm?
Ich habe den Eindruck, dass man die Bevölkerung mit dem Problem alleine lässt. Die Stadt hat es bisher verpasst, sich zur Situation zu äussern. Die Ereignisse beim Hammer Pub und bei der Stadtmix Bar hätten dazu Anlass gegeben. Mir ist schon klar, dass es für die Betreiber kein Leichtes ist, den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Sobald die Gäste ein Lokal verlassen und es draussen laut wird, sind sie ausserhalb des Einflussbereichs der Gastgeber. Eine Möglichkeit wäre es, wenn die Beizerinnen von der Stadt mehr in die Pflicht genommen würden. Die Betreiber könnten dazu angehalten werden, dass sie auch in der Umgebung ihres Lokals für Ruhe und Ordnung sorgen müssen. Das wäre ein anderes Signal, als die Dinge einfach laufen zu lassen, wie es zurzeit der Fall ist. Die Stadt hätte auch die Möglichkeit, Beizer der unterschiedlichen Quartiere und Anwohnerinnen an einen Tisch zu bitten, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Schliesslich muss sich die Behörde die Frage stellen, was sie wo zulassen will. Und sie muss sich im Klaren darüber sein, dass es auch zu Reaktionen kommt, wenn etwas zugelassen wird, das Emissionen mit sich bringt.
Lassen wir das Thema Lärm ruhen. Was schätzen Sie am kulturellen Leben in Olten?
Mit der eingeschlagenen Stossrichtung, die städtischen Plätze mehr zu beleben, bin ich absolut einverstanden. Die Kirchgasse darf nach meinem Geschmack künftig noch mehr für Anlässe genutzt werden, welche die Menschen zusammenbringen und erfreuen. Die Lokale sollen rausstuhlen und das Publikum soll unsere schöne Altstadt geniessen dürfen. Ich freue mich über jeden kulturellen Anlass, der Olten bereichert. Es stellt sich einfach immer die Frage nach dem Mass und ob die Stadt irgendwann auch mal zur Ruhe kommen darf. Denn Olten ist keine Weltstadt, die 24 Stunden am Tag Halligalli bieten muss.
* In einer früheren Version des Artikels hiess es, dass in der heutigen Bodega einst das Restaurant Adler war. Dies ist falsch. Das Haus zum Adler ist ein Nachbarhaus der Bodega.
Welche Lösungen siehst du für die nächtliche Ruhe?
Schreiben Sie einen Kommentar Antworten abbrechen
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Als Mitbewohner der Oltner Altstadt sei es mir erlaubt, zu dem aufschlussreichen Interview mit Claude Schoch meinen Senf beizutragen, der auf http://www.freystefan.ch unter dem Titel «Requiem für Marcel» gewissermassen einen Nachschlag erhält: Olten in den «glorreichen» Siebzigern, speziell in der zum Parfumladen verdufteten «Spanischen».
Claude Schoch hat mit allem Recht und er spricht mir aus dem Herzen. Nur wird das leider nichts am Grundübel der Verlärmung unseres Lebensraumes – nicht nur der Altstadt – ändern. In Olten wurde und wird stehts allem nachgelebt, was andernorts schon gescheitert ist. Früh aufstehen, zu spät erwachen. Angefangen bei der Stadtplanung über die Verkehrspolitik hinüber zur urbanen Architektur. Und jetzt also die Spassgesellschaft. Wie andernorts – etwa der Clubhochburg Berlin, auf Mallorca oder im aufgeblasenen Weltdorf Zürich – ist auch hier eine gelangweilte Gesellschaft scheinbar trotzig dabei, sich zu Tode amüsieren zu wollen. Spätestens seit Neil Postmans aufrüttelnder Analyse Anfang der Achtzigerjahre könnte man wissen, wie es um die Reflektionsfähigkeiten einer ausschliesslich auf Konsum und Unterhaltung konditionierten Gesellschaft steht.
Wollte man zynisch sein, könnte man von einem virusbedingten Aufatmen schreiben und den behördlich verordneten gastronomischen Totschlag willkommen heissen. Da ja aber so gut wie niemand aus dem herrschenden Koma in einer solidarischeren Welt und schon gar nicht in einer zwar betulicheren, dafür aber menschlicheren Kleinstadt aufwachen will (das Nachher wird das Vorher sein), ist virusseitig keine Besserung der Situation zu erwarten. Im Gegenteil. Die bereits zum Standardverhalten gewordene Unsitte, mit einem Lärmrucksack durch die Stadt zu schlurfen, um in jedem gottverdammten Moment einem Parfum gleich eine persönliche Akustiknote seiner eigenen lächerlichen Existenz zu hinterlassen, wird uns noch mehr belästigen als eh schon. Jeder seine eigene Party in seinem eigenen Club zu jeder Zeit. (Dies, um auf die eingangs gestellte Frage eine konkrete Antwort zu geben.)
Das von Claude Schoch beschriebene Problem ist in der Tat keine Frage von Schallschutzmassnahmen, vermutlich nicht einmal von behördlichen Strategien. Es ist eine Frage von Anstand und Respekt. Also hoffnungslos.
http://www.freystefan.ch
Spannende Gedanken. Leider schliesslich mit wenig Optimismus. Wenn dem so wäre – Konjunktiv, weil ich es nicht weiss – dann gäbe es nur zwei Lösungswege:
a) Keine Wohnungen mehr in der Altstadt, nur noch Geschäftsräume – Nachtruhe spielt entsprechend keine Rolle mehr. Es wird nur noch in der Peripherie gewohnt.
a) Keine Clubs mehr in der Altstadt, nur noch Restaurants und Bars, die um z.B. 23.30 Uhr schliessen. Entsprechend entstehen Clubs an lärmtechnisch problemlosen Orten, z.B. Industrie- und Gewerbezone oder in the middle of nowhere.
Ich finde, dass Sie Ihre Ansichten sehr differenziert formuliert haben, Herr Schoch. Ein Grad an Differenziertheit, die die Anwohner betreffend Stadmix-Bar kaum hatten, schliesslich wohnen sie ja im obersten Stock (dazwischen sind ja keine Wohnungen, meines Wissens). Das Gleiche gilt wohl beim Hammer-Pub. Sie bringen auch Lösungsvorschläge mit den Doppeltüren, die meiner Meinung in Betracht zu ziehen sind.
Egoistisch – und das beziehe ich nicht auf Sie – ist es jedoch genauso, an zentralster Lage wohnen zu wollen und eine Ruhe zu erwarten, wie sie im Säli- oder Schöngrundquartier vorherrscht. Hier treffen zwei Egoismen aufeinander.
Mit was ich nicht einverstanden bin, ist die Aussage «Olten ist keine Weltstadt, die 24 Stunden am Tag Halligalli bieten muss» – wer fordert das ernsthaft? Niemand, nicht einmal Zürich ist das. Jedoch wüschen sich viele Oltner – von links bis rechts – eine lebendigere Stadt und nicht ein Freilichtmuseum, wie es Zofingen ganz bewusst sein will.
Darf ich Sie fragen: Ist es schlussendlich der Anspruch, im Sommer an jedem Samstag und Freitag bei offenem Fenster schlafen zu können?
Zu den geschlossenen Fenstern kann ich Ihnen gerne einen fachtechnischen Input geben. Ein gutes modernes Fenster kann den Lärm um ca. 30dB reduzieren. Bautechnisch und physikalisch ist dies eine Menge. Das hilft bei einer rauschenden Strasse und einem Schnellzug. Bei Musik, Geschrei und Gelächter sieht das anders aus. Das erste Problem ist der sogenannte Informationsgehalt. Strassenlärm hat den nicht. Musik oder Sprache aber sehr. Das menschliche Hirn ist darauf programmiert, Informationen wahrzunehmen. Das ist überlebenswichtig. Ständig wird hier also die Aufmerksamkeitsschwelle angesprochen oder neudeutsch getriggert. Das stört, weil auch mit 30dB weniger die Information noch erkennbar bleibt.
Das zweite Problem sind die Frequenzen. Jedes Schallschutzfenster hat Einbrüche bei gewissen Frequenzen. Oft vor allem im Bereich von 250Hz (wegen Eigenfrequenzen der Glasscheibe) und sowieso bei tiefen Frequenzen. Das ist Physik, lässt sich nicht verhindern. Einer Glasscheibe fehlt letztlich schlicht die Masse, welche die tiefen Frequenzen dämpfen könnte. Das können nur Betonmauern.
Das Bummbumm kommt halt immer durch.
Insofern sind geschlossene Fenster in der Regel keine ausreichende Lösung des Problems. Leider.
Vielen Dank für diese fachmännischen Ergänzungen. Vor allem der zweitletzte Satz it dem Bummbumm kann ich leider ohne Einschränkung bestätigen.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Zu einem Punkt eine Präzisierung: Ich habe gar, aber überhaupt gar nichts gegen eine lebendige Stadt. Meine Frage geht in eine andere Richtung: Welchen Stellenwert hat “Wohnen” und was bedeutet das für das Nachtleben? Oder anders gefragt: Wann gestehen Sie den Anwohnern denn Nachtruhe zu?
Und zu den offenen Fenstern ist bereits ein fachlich fundierter Kommentar weiter unten aufgeführt. Und auch hier eine Präzisierung: Uns stört nicht der “Menschenlärm” (so nennen wir es, wenn Leute miteinander reden, lachen, plaudern etc.) Uns stört in erster Linie die Musik resp. das Bumbum, das davon übrigbleibt und die “Kollateral-Emissionen”, die angetrunkene Nachtschwärmer hinterlassen (Grölen, Kotzen, Seichen und – bei uns zumindest auch einmal – auf die Treppe scheissen). Und dafür ist dann eben niemand zuständig – oder ist es doch nicht so einfach?