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«Ich will eigentlich immer in allem die Beste sein. Das ist meine Mentalität»

Am Oltner Wandelbar Festival Ende Mai wird die Zürcherin Naomi Lareine der grosse Shootingstar sein. Ein kurzes Telefongespräch über Aufstieg, Erfolg und Mobbing.
22. April 2022
Text: Yann Schlegel, Fotografie: zVg

Kurz vor Redaktionsschluss klingelt das Telefon doch noch. Naomi Lareine ruft an – wir kriegen ein kurzes Interview mit ihr. «La Reine» – die neue Königin der Schweizer Musikszene. Zuletzt ging bei der Zürcherin alles ziemlich schnell. Hunderttausende hören ihre Songs im Netz. Auftritte in der TV-Sendung «Sing meinen Song». Eine Homestory in der Schweizer Illustrierten. Indizien dafür, dass sie auf dem Weg nach oben ist, in den Schweizer Musikolymp.

Zuvor war sie ambitionierte Fussballspielerin bei GC. Nun erreicht sie die Massen mit ihren Rhythm & Blues-Klängen. Die Medien haben sie unlängst zur verheissungsvollsten Stimme unter den Schweizer Musikstars ernannt. Vor zwei Jahren schon hätte Naomi Lareine nach Olten zum Wandelbar Festival kommen sollen. Die Pandemie verhinderte ihren Auftritt. Damals war Lareine erst in der Musikszene bekannt, galt als talentierte Newcomerin.

«Schon zwei Jahre?!», fragt sie ungläubig und lacht. Viel hat sich seither getan in ihrem Leben. Ihre Musikerinnenkarriere wurde durch Corona kaum gebremst. Trotzdem holt Naomi Lareine das Konzert im kleinen Olten nach und beehrt am 28. Mai das Wandelbar Festival.

Weshalb hast du für die «kleine» Bühne am Wandelbar Festival zugesagt?

Naomi: Für mich kommt es nicht darauf an, wie gross die Bühne ist. Ich geniesse einfach jeden Auftritt, den ich nach der Coronazeit haben kann. Mir spielt es keine Rolle, ob ich 100 oder 1000 Menschen eine Freude machen kann.

Du bist mittlerweile eine gefragte Sängerin – was hat die neue Berühmtheit mit dir gemacht?

Persönlich hat es bei mir nichts geändert. Als Künstlerin hatte ich während Corona extreme Existenzängste. Nachdem ich bei den Swiss Music Awards nominiert gewesen war, kam ein Loch. Aus dem grossen Hype fiel ich plötzlich ins Nichts. Ich hatte Angst, als Künstlerin vergessen zu werden. Umso schöner ist für mich, dass trotzdem alles gut kam. Ich bin extrem dankbar.

Zur Person

Naomi Lareine – die 28-Jährige stammt aus Wallisellen und ist Tochter einer aus Senegal stammenden Französin und eines Schweizer Ex-Eishockey-Profis. Lareine heisst mit richtigem Namen Naomi Bruderer. In ihrer Kindheit spielte sie Eishockey, dann Fussball. Der albanische Rapper Noizy entdeckte ihr Musiktalent und förderte sie. 2019 begann ihr rascher Aufstieg.

Was lehrt dich dein eigener Weg zur Musikerin, die den Durchbruch geschafft hat?

(Lacht) Auch wenn du im Radio läufst und gewisse Dinge richtig gemacht hast, werden die Hürden nicht kleiner. Die Ziele werden immer grösser und schwieriger zu erreichen. Du kannst dich nicht ausruhen. Die richtige Arbeit beginnt erst richtig. Auch jetzt ist das Musikerin-Sein kein einfacher Weg.

Wie hast du die Existenzängste der Pandemie weggekriegt?

Da waren einfach viele negative Gedanken und eine grosse Traurigkeit, keine Konzerte mehr spielen zu können. Als Musikerin ist das so essenziell. Es wird dir weggenommen. Phasenweise kämpfte ich mit Panikattacken. Nach solchen Momenten raffst du dich wieder auf.

Ich habe gelesen, dass du eine schlechte Verliererin bist. Hat das auch mit deiner sportlichen Vergangenheit zu tun?

Das ist ein Charakterzug von mir. Schon als Kind war ich eine kompetitive Person. Ich will eigentlich immer in allem die Beste sein. Das ist meine Mentalität. Nur ist das nicht möglich. Aber ich brauche diesen Ansporn, um Gas zu geben. Ich muss nicht über etwas oder jemandem stehen. Aber voll gut sein bei dem, was ich mache.

Wie schmeckt dieser «Sieg» für dich, nun «oben» zu stehen?

Ich bin mega glücklich darüber, was ich alles erreicht habe. Doch es fühlt sich nicht wie ein Sieg an. Wenn man weitergeht in einer Karriere, will man immer irgendwie mehr. Darum stellt sich nie das Siegesgefühl ein wie nach einem Match. Wenn ich glücklich dorthin komme, wohin ich mich sehne, bin ich erfüllt.

In fast allen Porträts zu deiner Person ist zu lesen, dass du in der Schule viel Mobbing erfahren musstest. Was wäre heute dein Ratschlag an eine von Mobbing betroffene Person?

Ich würde auf jeden Fall empfehlen, mit einer vertrauten Person darüber zu sprechen und es nicht in sich hineinzufressen. Bei mir war es in der Sek, weil ich im Sport extrem gut war. Das passte Gewissen nicht und gab Streit. Mein supergutes Umfeld hat mich gestützt. Ich konnte mit meiner Grossmutter und Schwester darüber sprechen. Mobbing muss man aussprechen.

Wie spielt deine eigene Geschichte in deine Musik rein?

Mein Ziel ist es, Musik zu machen, die authentisch ist. Ich schreibe die Texte so, wie ich mich gerade fühle. Das ist das Rezept, wie du die Leute am besten abholst. Zudem ist es mega selbsttherapierend. Also eine Win-Win-Situation (lacht).

Das Wandelbar Festival findet am Samstag, 28. Mai 2022, an verschiedenen Standorten in Olten statt. Mehr Informationen zu Künstlerinnen und Locations auf wandelbarfestival.ch


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