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Eintritt in die farbglühende Atmosphäre von Maya Rochat

Im November wirds farbig in der Stadt. Die Lausanner Künstlerin Maya Rochat verleiht mit der Ausstellung «Language of Color» einem verwaisten Ladenlokal einen Neuanstrich, der es in sich hat.
19. Oktober 2020
Text: Adrian Portmann, Bild: zVg

Die Werke der Lausanner Künstlerin Maya Rochat lassen sich nur schwer fassen beim Vorbeisurfen auf Facebook und Instragram. Das reicht höchstens, um ein paar Däumchen und Herzchen dazulassen. Wer Rochats Werke erleben will, muss erst einmal aufbrechen, ankommen und eintreten. Nähertreten, Abstand nehmen. Sich auch einmal im Kreis drehen. Je weniger man verharrt, umso mehr lässt sich entdecken. Die Gelegenheit dazu bietet die Ausstellung «Language of Color», welche von Anfang November bis Mitte Dezember an der Baslerstrasse zu sehen sein wird. Und ausschliesslich dort. Denn Maya Rochat gibt in Olten ein exklusives Gastspiel.

Maya Rochats jüngstes Projekt «Breathe Mother» im Quartier Général in La-Chaux-de-Fonds

Die Bühne für ihr Farbenuniversum bietet das derzeit leerstehende Ladenlokal des Kleidergeschäfts «Zebra Fashion». Wo früher unter schwarz-weissem Logo Fast Fashion fürs schmale Portemonnaie vertickt wurde, erhält Rochat eine Carte blanche, oder vielmehr eine Carte colorée. Die Ausstellungsfläche umfasst 188 Quadratmeter. Ein kreativer Spielraum für Rochat, in einer Dimension, die Museen und Galerien der Künstlerin nur in den seltensten Fällen bieten können. Bei einem Vorabbesuch an der Baslerstrasse hat sie die Raumstimmung auf sich wirken lassen. Denn Rochats Kunst beansprucht den Raum in all seinen Ausprägungen. Wände, Boden, Decke. Selbst einfallendes Licht und den Schattenwurf nimmt sie in ihrer Arbeit auf. «Language of Color» soll sich dem verlassenen Kleidergeschäft anschmiegen wie ein massgeschneiderter Anzug, so das entworfene Schnittmuster.

Maya Rochat ist mit ihren 35 Jahren bereits eine international geachtete Künstlerin. Ihre Werke waren unter anderem in der Tate Gallery of Modern Art in London, im Palais de Tokyo in Paris und im Musée des Abattoirs in Toulouse ausgestellt. In einem Interview mit dem Tagesanzeiger aus dem vergangenen Jahr beschreibt sie die Motivation hinter ihren lebendigen Farbschöpfungen. Mit ihrer Kunst wolle sie Türen aufstossen, damit sich Menschen durch die Schönheit berühren lassen und wieder lernen, genauer hinzuschauen. Sie wolle aufrütteln und die Menschen aus ihrer Distanziertheit dem herrschenden Elend in der Welt gegenüber herausholen. Im Oltner Stadtzentrum darf die studierte Fotografin im Rahmen von «Language of Color» aus dem Vollen schöpfen und ans Limit ihrer Kreativität gehen. Sie erhält alle Freiheiten, die Räumlichkeiten nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Die Wände mit ihrer unterschiedlichen Beschaffenheit dürfen von ihr frei bearbeitet werden und eine grosszügige Schaufensterfront bietet sich für den Einbezug in das Projekt an.

Language of Color – Maya Rochat
Das Plakat zur Ausstellung wurde von Roger Lehner entworfen, der sich auch um den gestalterischen Auftritt des Kolt kümmert.

Hinter «Language of Color» steht der Ausstellungsmacher Christoph Oeschger und sein Kunstlabel «Nomadic Art Projects». Oeschgers Name ist aufmerksamen Oltnerinnen ein Begriff. Seine letztjährige Ausstellung «Spirit of Exploration» gastierte im ehemaligen Herren-Globus an der Kirchgasse. «Für meine Kunstprojekte suche ich nach offenem Geist und einem Mix aus Menschen, die sich für Kunst interessieren und begeistern. Olten ist eine kulturell wache Stadt», sagt Oeschger über den Grund, weshalb er in die Stadt zurückkehrt. Dieses Mal in Begleitung von Maya Rochat.

«Die Sprache und Schönheit der Farben sind universell verständlich. Unsere Ausstellung soll die Menschen glücklich machen.»

Christoph Oeschger, Ausstellungsmacher

Als Musiker wird Oeschger den musikalischen Teppich zu «Language of Color» kuratieren. Sphärische Sounds von Pink Floyd, Ronin und Boris Blank sollen das Eintauchen in Rochats Farbkosmos zu einem schwerelosen, allumfassenden Erlebnis machen und die Wirkung der Farben zusätzlich verstärken. «Die Sprache und Schönheit der Farben sind universell verständlich. Unsere Ausstellung soll glücklich machen», erklärt Oeschger. Das Publikum werde dazu angehalten, die Welt um sich herum nicht grau in grau zu sehen. Die Sprache der Farben will die Belastungen des Alltags vergessen lassen und die Ängste der Gegenwart sollen der Zuversicht weichen. Die Besucher sollen hoffnungsvoll und mutgestärkt aus der Ausstellung hinaus ins Leben treten können.  

Maya Rochat, Language of Color
Eröffnung: 31.10.2020, 17–20 Uhr
Ausstellung: 1.11.–12.12.2020, FR 17–19 Uhr, SA/SO 12–17 Uhr
Nomadic Art Space, Baslerstrasse 9, 4600 Olten

mayarochat.com
nomadicartprojects.com