Inmitten von Schweizerkreuzen und Souvenirs in New York
Ich habe meinen Job gewechselt und arbeite nun seit einigen Monaten bei der ständigen Vertretung der Schweiz bei der UNO in New York. Die Vertretung ist ein kleiner Schweizer Mikrokosmos und manchmal vergesse ich fast, dass ich in New York und nicht in Zürich oder Bern bin, wenn ich am Abend das Gebäude an der Third Avenue verlasse.
Ich arbeite unter anderem an der Kampagne der Schweiz für einen nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat der UN. Zur Erinnerung: Der Sicherheitsrat hat fünf ständige und jeweils zehn nichtständige Mitglieder und befasst sich mit Fragen der internationalen Sicherheit. Die neuen nichtständigen Mitglieder werden dieses Jahr am 9. Juni von der UN-Generalversammlung gewählt. Wir befinden uns momentan also in der heissen Phase und buhlen mit unseren Vorzügen um die Gunst der anderen 192 Mitgliedstaaten. Dabei kommen neben dem starken Wahlprogramm und dem Slogan «A plus for peace» natürlich auch typische Schweizer Kampagnengoodies wie Schokolade oder die herzigen Holzkühe zum Einsatz.
Vor dem 9. Juni, dem Tag, an dem die Schweiz mit einem hoffentlich historisch hohen Wahlresultat zum ersten Mal in den Sicherheitsrat gewählt wird, feiern wir in etwas mehr als einem Monat am 3. März das 20-jährige Jubiläum eines weiteren historischen Ereignisses: Am 3. März 2002 sagte das Schweizer Stimmvolk mit 54 % in einem zweiten Anlauf Ja zum Beitritt der Schweiz zur UNO.
Interessanterweise, aber vielleicht wenig überraschend, ist die Schweiz das einzige Land, welches der UNO durch eine Volksabstimmung beigetreten ist. Das wird gerne hervorgehoben – aus Stolz, aber auch um den späten Beitritt zu erklären. Manchmal kommt es mir immer noch absurd vor, dass die Schweiz als Gaststaat der UNO und zuvor des Völkerbundes erst 2002 selber Mitglied dieser Weltinstitution wurde. Wenn ich mir das mit Verweis auf andere jüngere historische Momente wie zum Beispiel 9/11, als die Schweiz noch nicht UN-Mitglied war, veranschauliche, merke ich, dass dies noch gar nicht so lang her ist.
20 Jahre später kann die Schweiz sehr stolz auf ihren Beitrag und ihre Stimme in diesem Gremium sein. Ich freue mich nun auf die Schlussphase der Kampagne und dann natürlich auch den Einsitz im Rat, welcher die Schweiz nochmals signifikant voranbringen wird.
Sollte was von der Kampagnenschokolade übrigbleiben, spare ich mir während meiner nächsten Reise in die Schweiz wohl einen Besuch im Oltner Lindt-Fabrikladen – sonst jeweils ein obligater Stopp für den Vorrat an guter Schokolade.
*Anna-Lena Schluchter (32) lebt seit drei Jahren in New York und ist First Secretary bei der ständigen Mission der Schweiz bei der UNO. Wer sich für die erwähnte Kampagne interessiert, findet unter www.aplusforpeace.ch weitere Infos.