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«Keine simple Musik, aber sweet»

Der Oltner Gitarrist André Kunz hat eben sein neues Album «Sweet Soul» herausgebracht. Was es mit dem Titel auf sich hat und wieso er drei Jahre daran arbeitete, erzählt er im Gespräch.
21. Mai 2021
Text: Isabel Hempen, Fotografie: Timo Orubolo
André Kunz hat sein neues Album seinem Sohn gewidmet.

André, Soul als Musikrichtung höre ich aus deinem Album nicht heraus. Wie kam es zum Titel?

André Kunz: Das stimmt, der Titel hat einen anderen Hintergrund. Ich habe den Albumtitelsong meinem 10-jährigen Sohn gewidmet, der einfach die beste Seele der Welt ist. Jeder der Songs hat eine Geschichte. Keine simple Musik, aber sweet. Ich habe ein Flair für schöne Melodien mit Tiefgang, die Gänsehaut erzeugen sollen. Das gefällt auch vielen, die es sonst nicht so mit Jazz haben.

Jazz ist ja ein breiter Begriff.

Was den Stil angeht, ist die aktuelle CD speziell, da sie eher Mainstream ist. Klanglich bewegt sie sich zwischen Fusion, Smooth Jazz und Westcoast, das ist ein amerikanischer Sound zwischen Jazz und Pop. Ich wollte die Klangästhetik haben, die man auf amerikanischen Produktionen findet, deshalb habe ich das Album in den USA von Ron Bouestard mastern lassen, der schon mit Stars wie Prince oder Madonna gearbeitet hat.

Eigentlich nicht dein typischer Sound, oder?

Ich habe fünf Jahre in den USA gelebt und bin viel gereist, daher kommt auch meine Inspiration. Ich habe mit afrikanischen Musikern getourt, hatte lange ein Jazz-Trio, wo wir irres Zeug mit komischen Geräten machten, letztes Jahr habe ich für meine Frau eine Yoga-CD aufgenommen, da sie ein Yoga-Studio hat, und ein akustisches Solo-Gitarrenalbum herausgebracht. Ich habe Afropop, Funk und Gospel gespielt. Das ist mein Ding, ich mache gerne verschiedene Sachen. Meine Leidenschaft ist aber moderner Jazz mit viel Funk.

Wieso hast du drei Jahre für das Album gebraucht?

Das hat verschiedene Gründe. Ich wollte es mit Musikern aufnehmen, die ich kenne, und habe auch solche angefragt, mit denen ich noch nie gespielt habe. Viele von ihnen wohnen nicht in der Schweiz, und es wäre zu teuer gekommen, sie alle einzuladen. Ich schickte ihnen also die Tracks und musste dann warten, bis sie diese bei sich im Studio aufgenommen hatten. Ausserdem hatte ich gleichzeitig auch andere Projekte laufen und nicht immer Zeit für das Album. Das war auch gut, so hatte ich keinen Druck und das Projekt konnte wachsen. Ich bin nicht bei einem Label unter Vertrag. Deshalb konnte ich mir die Zeit nehmen, so lange daran herumzuschrauben, bis es klang, wie ich wollte.

Spielte die Pandemie da auch rein? Wie hast du diese Zeit erlebt?

Glücklicherweise habe ich finanziell okay überlebt, weil ich unterrichten konnte. Die Gigs sind natürlich alle weggefallen, was psychologisch schwierig ist, weil man auf die Bühne will. Aber ich will nicht jammern, anderen ist es viel schlimmer ergangen. Ich konnte die Zeit nutzen, um an dem Projekt weiterzumachen. Ich stellte das Schreiben und Komponieren in den Vordergrund.

Hast du Pläne für nach Corona?

Dann geben wir einen durch und machen Party! Nein, im Ernst: Ich hoffe, dass das ganze Live-Ding wieder losgeht. Jetzt mache ich erst mal Promozeug, ich habe ja keinen Vertrieb und kein Label und erledige alles selber. Nach drei Jahren Arbeit muss jetzt was gehen. Schliesslich soll das Album gehört werden, nicht nur in der Schweiz, sondern auf der ganzen Welt. Sobald es geht, werde ich auch versuchen, mit dem Album zu touren. Während der Produktion habe ich viele Leute kennengelernt, mit denen ich spielen will. Aber eben, Corona macht es schwierig, gross vorauszudenken. Konkrete Pläne habe ich derzeit nicht.

Hast du Ideen für dein nächstes Projekt?

Ich habe immer viele Ideen, aber ein neues Projekt ist noch nicht in der Pipeline. Das wird sich entwickeln.

Am 6. Juni verleiht dir die Stadt Olten für dein Schaffen einen Anerkennungspreis. Ein Lichtblick in dieser Zeit?

Klar, das ist toll. Speziell jetzt, wo ich jeden Batzen gebrauchen kann. Ich mache ja nicht Mainstream-Musik, sondern meist Jazz in all seinen Variationen. Es ist schön, wenn man merkt, dass das geschätzt wird.


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