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Wie kam der Elefantenplatz zu seinem Namen und warum gibt es in Olten zwei davon?

Auf Antwortsuche via Behördendschungel und Dschungelbuch.
30. Mai 2022
Text: Rebekka Salm*, Fotografie: Timo Orubolo

In Oltens Wäldern sind viele Tiere heimisch: Eichhörnchen, Rehe, Vögel aller Art und unzählige Insekten, die durchs Unterholz kreuchen und fleuchen. Elefanten aber gehören nicht dazu. Warum also gibt es in Olten zwei Elefantenplätze – einer im Säliwald und einer im Bannwald?

In der Schweiz sind die Gemeinden für die Benennung von Strassen und Plätzen zuständig. Also richtete ich meine erste Anfrage an den Stadtplaner Lorenz Schmid. Wie, fragte ich ihn, kamen die Elefantenplätze zu ihrem Namen? «Beide Elefantenplätze», schrieb er mir umgehend zurück, «liegen im Wald und die Bewirtschafterin sei die Bürgergemeinde Olten.» Diese Antwort war zugegebenermassen nicht sonderlich ergiebig. Aber noch war ich guten Mutes.

Die zweite Mailanfrage ging also raus an die Bürgergemeinde Olten. Die Reaktion erfolgte prompt. Die Bürgerschreiberin Arlette Maurer wies mich darauf hin, dass ich mit meinen Fragen bei ihnen an der falschen Adresse sei und ich doch bitte im Stadtarchiv nachfragen solle.

Gesagt, getan. Auch hier musste ich nicht lange auf eine Antwort warten. Der Stadtarchivar Dr. Marc Hofer konnte mir aber ebenfalls nicht weiterhelfen. Immerhin erklärte er mir, wieso diese Frage so knifflig war. Die Bezeichnung Elefantenplatz sei nämlich keine offizielle Strassenbezeichnung und folglich gebe es keine entsprechenden Beschlüsse des Stadtrats oder einer Kommission. Er vermute, dass es sich um eine volkstümliche Bezeichnung handle, die sich irgendwann einmal eingebürgert habe. Auch das Solothurner Ortsnamenbuch helfe leider nicht weiter. Beim Elefantenplatz im Säliwald sei jedoch ein Bezug zum nahegelegenen Tierpark denkbar.

Ich war verwirrt. Gefühlte drölfzillionen Stunden habe ich bereits im Wildpark Mühletäli verbracht. Meist am Wochenende vor acht Uhr morgens. Die Hälfte meines Einkommens habe ich in Tierfutter investiert und ich bin mir trotz Stilldemenz und latenter Müdigkeit sicher, dem Kind kein einziges Mal dabei zugesehen zu haben, wie es einen Elefanten gefüttert hat. Damhirsche und Zwerggeissen: Ja; Elefanten: Nein. Dieser Hinweis schien mir eine Sackgasse.

Die nächsten beiden, bereits leicht verzweifelten Anfragen gingen raus an den Förster Georg Nussbaumer und die Stadtführerin Emma Anna Studer. Beide hatten keine Ahnung, wie die beiden Elefantenplätze zu ihrem Namen gekommen sind. Studer hatte aber einen Tipp für mich: Einer, der immer und auf alles eine Antwort wisse, sei der Alt-Stadtarchivar Martin Eduard Fischer. Ich solle ihn fragen. Und tatsächlich: Hier wurde mir geholfen.

«Der Elefantenplatz hat im Grunde nichts mit Elefanten zu tun», erklärte mir Fischer. Der Name sei vielmehr ein Verweis auf die Pfadfinder. Bei den «Wölfli» – einer Vorstufe der Pfadfinder – spielte das Dschungelbuch mit der Geschichte von Mogli dem Menschenkind, Balu dem Bären und Hathi dem Elefantenoberst eine wichtige Rolle. Samstags seien er und die anderen Pfadi-Kinder in den Wald gezogen, um auf dem Elefantenplatz im Bannwald zu spielen und zu bräteln. Dabei haben sie oft einen Tanz aufgeführt, bei dem jeweils ein Kind den Anfang machte.

«Es bewegte sich wie ein Elefant vor den Kameraden hin und her. Auf ein bestimmtes Wort hin fasste es ein anderes Kind an den Schultern. Und schon tanzten sie zu zweit. Dies ging so weiter, bis alle Kinder bei der Elefanten-Polonaise dabei waren.» Fischers Ehefrau erinnerte sich an den Text des Liedes:

Ei Elefant, dä tanzt e so
Imene Spinnefädeli noche.
Är findet das halt däwäg nätt,
Will är so gärn es Gspänli hätt!

Elefanten sind Herdentiere, die grossen Wert auf Gemeinschaft und Zusammenhalt legen. Dasselbe gilt auch für die Pfadfinder. So scheint es, als bestehe hier tatsächlich ein Zusammenhang. Dies bestätigt auch ein Eintrag auf der Webseite www.ortsnamen.ch: Der Begriff Elefant werde im Schweizerdeutschen ab und an als «Helfant» verballhornt, was wiederum zu «helfen» umgedeutet und in Olten mit der Pfadi in Verbindung gebracht wurde.

Somit scheinen Elefantenplätze schlicht und einfach Plätze im Wald zu sein, an denen sich die Pfadi in der Vergangenheit oft und gerne aufhielt. Ob dem Dschungelbuch und somit den Elefanten von den Pfadfindern heute noch immer eine so zentrale Rolle zugesprochen wird, kann ich nicht sagen. Ginge es allerdings darum, welches Tier die Pfadi-Mamis jeden Samstag am meisten beschäftigt, dann müssten die Elefantenplätze definitiv umbenannt werden – in Zeckenplätze.

*Rebekka Salm (42) wohnt seit einigen Jahren in Olten, arbeitet in Zürich im Asyl- und Flüchtlingsbereich, ist Autorin und Mutter einer Tochter. 


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