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Wir schätzen ja euer Interesse, aber …

Warum hat Olten einen so schlechten Ruf? Dominic Deville wollte es herausfinden und kam dafür nach Olten. Entstanden ist eine schiefe Liebeserklärung. Bitte nehmt unser Städtchen wieder ganz einfach aufs Korn, so wie ihr es sonst tut.
19. Oktober 2020
Autor: Yann Schlegel
Quelle: SRF

Eine geschlagene halbe Stunde Satire im Schweizer Fernsehen nur über Olten. Wird das nicht etwas gar langatmig? «Die Sendung wird von sich zu reden geben. Vor allem im Mittelland», versprach Dominic Deville. Eine kleine Wiedergutmachung sollte der Besuch des Comedians sein. Denn eines hat sich seit Giacobbo & Müller nicht geändert: Auch Deville zieht in seiner Late-Night-Sendung gerne immer wieder über Olten her.

Eigentlich haben wir uns daran gewöhnt. Ja, wir freuen uns fast schon ein wenig darüber. Die Aufmerksamkeit aus Zürich ehrt uns. Denn eines können die meisten Oltnerinnen: über sich selbst lachen.

Aus unerklärlichen Gründen befassen sich Schweizer Medien unglaublich gerne mit Olten. Schon die NZZ oder der Tagesanzeiger haben in den letzten Jahren die lobenden Töne für Olten bemüht und uns zu schmeicheln versucht. «Olten ist mehr als Umsteigen» – oder: «Olten: Lektionen in Demut». Darum: Muss es also sein, dass Deville in den Wiedergutmachungs-Chor einstimmt? Die Antwort, kurz und bündig: Nein. Seine Liebeserklärung hätte nicht sein müssen. (Obwohl dann unser geschätzter Kolumnist Kilian Ziegler nicht zu sehen gewesen wäre.)

Die versuchte Wiedergutmachung hat unsere Lachmuskeln nicht strapaziert. Wir hörten Sprüche über die Masse von Pedro Lenz («dem grössten Schriftsteller der Schweiz»), über den Schokoregen in der Oltner Industrie («die kaputte Lüftung hatte ein ‹Sprüngli›») und natürlich über den nackten Mann, der am Hotelfenster tanzt und die Boulevardmedien begeisterte. Das alles war ein wenig gar platt oder passte zu den üblichen Klischees zum schlechten Image Oltens. Auch das Stadtentwicklungsgebiet Olten Südwest – «es sieht aus wie ein Parkhaus» – fehlt in der Tirade über unsere Kleinstadt nicht.

Stapi Wey macht den besten Part

Der frischeste Moment der Sendung? Als Deville unseren bald scheidenden Stadtpräsidenten zu einem Spaziergang trifft. Hoch oben auf dem Stadthaus liefert Martin Wey die erste Steilvorlage: «Ich gehe nicht zu nah ans Geländer, weil’s mir sonst schlecht wird.» Deville erwidert: «Das kann ich gut verstehen. Aber nicht wegen der Höhenangst, sondern weil ich auf Olten runterschaue.»

«Jo höret uf.»

Martin Wey, Stadtpräsident von Olten

Durch die Innenstadt gibt sich Stapi Wey dann unverblümt, wie er es gegenüber den hiesigen Journalisten selten ist. Ja, Olten habe schon ein wenig italienisches Flair, denn auch in Italien gäbe es auf den Strassen nicht besonders viele Bäume. Und dann rühmt er vor den leerstehenden Ladenflächen an bester Lage den Mut der Oltner Liegenschaftsbesitzer, hier zu investieren.

Die Eingangsfrage, warum Olten einen schlechten Ruf hat, beantwortet die Satiresendung nicht. Wir nehmen’s Deville nicht übel. Das muss sie auch nicht. Auf der Suche nach einer Antwort findet Deville im «Blick»-Reporter Ralph Donghi einen Sündenbock. Möglich zwar, dass dieser mit seinen boulevardesken Beiträgen über Tötungsdelikte oder Unglücksfälle zum düsteren Bild des Mittellands beiträgt. Doch der satirische Angriff auf den Journalisten ist gar lang geraten.

Der Tanz durch die Stadt

Deville bilanziert: «Von aussen bist du dreckig und wüst, aber innendrin doch einfach schmuddelig.» Zum versöhnlichen Abschluss kommt mit dem «Olten-Song» Devilles persönliche Liebeserklärung an die Stadt. Für diese tanzt sich Deville unter anderem durch die schmuddeligsten Unterführungen der Stadt. Zugegeben, davon abgesehen ist der Song ganz ordentlich produziert.

https://www.facebook.com/srfdeville/videos/360902315026522

Ein Ziel hat Deville mit seinem Besuch in Olten erreicht. Zu reden gab die Sendung wie von ihm prognostiziert. Zuverlässig bot die Facebook-Gruppe Olten das Gefäss dazu. Das sei schlechte Satire gewesen, so der Tenor. Ein Nutzer schreibt aber:

«Mich musste man quasi nach Olten zwingen … Wer kennt den Film ‹Willkommen bei den Sch’tis›? Etwa so ging es mir. Oltens herber Charme mag sich dem Auge des hastigen Betrachters nicht erschliessen, aber wer Olten erleben will, muss die Augen schliessen und auf sein Herz hören.
Satire über Olten ist ein Geschenk. Zum Trost: Es gibt Orte, die so hässlich sind, dass nicht mal das SRF darüber berichtet. Danke fürs Asyl!»
Das ist mal eine wahre Liebeserklärung.


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