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Zukunftsmärkte für die Mitte

Im zweiten Teil meiner Kolumne zur Zukunft der Mitte werfen wir einen Blick auf ihre Wirtschaft. Wie wird sie ihr Geld verdienen? Drei Märkte scheinen mir besonders interessant: Vegane Alternativen, neue Technologien, um das Internet zu bedienen, sowie Instrumente, um die Gesundheit der Gesellschaft zu überprüfen.
6. Januar 2021
Text: Joël Luc Cachelin, Illustration: Karsten Petrat

Nicht einmal Trendforscherinnen besitzen eine Glaskugel, in denen sie die Zukunft klarsehen könnten. Ich bin kein Medium und habe weder Pendel noch Karten. Meine Zunft bemüht sich aber darum, genau zu beobachten. Wir übersetzen «schwache Signale» der Zukunft in Trends. Wir beschreiben, was in den nächsten Jahrzehnten zu- und abnehmen könnte. Die Märkte der Zukunft entwickeln sich dort, wo durch ökologische, wirtschaftliche, medizinische, gesellschaftliche und politische Trends neue Bedürfnisse entstehen beziehungsweise sich bestehende verstärken. Die drei hier besprochenen Märkte der Zukunft befinden sich nicht nur in der Mitte. Die künftige Mitte ist vernetzt und sie produziert für die ganze Schweiz, für Europa, Tokyo und New York. Die Mitte muss gross denken, will sie ihre Potenziale entfalten.

Vegan – Pflanzen statt Tiere

Tierische Produkte geraten aus drei Gründen unter Druck: Erstens zeigt uns die gegenwärtige Pandemie auf dramatische Weise, dass an den Schnittstellen der Lebensräume von Mensch und Tier Gefahren lauern – im gerodeten Dschungel genauso wie im landwirtschaftlichen Grossbetrieb. Zweitens ist Fleisch extrem ressourcenintensiv. Die Fleischproduktion braucht sehr viel Wasser und belastet das Klima durch CO2-Aussstoss. Schliesslich stören sich immer mehr Menschen am Leid der Tiere und fordern Rechte für diese ein. Die Zukunft vegan zu denken, heisst, die Landwirtschaft kleiner und pflanzenorientierter zu denken. Pflanzliche Varianten für Milchprodukte und Fleisch sind gefragt. Das Leder der Zukunft stammt von Pilzen. Die Mitte könnte eine Vorreiterrolle einnehmen und an diesen Zukunftsprodukten forschen – und damit frühzeitig den hohen Steuern aus dem Weg gehen, die einst auf Fleisch und CO2-Ausstoss erhoben werden.

Neue Interfaces – Die Zukunft des Internets

Die Digitalisierung wird weitergehen – auch in und für die Mitte. Durch die Corona-Hygienemassnahmen wie Contact-Tracing und QR-Codes, aber auch durch die «Sehnsucht» nach neuen Daten, die sich zum Beispiel in unserer Stimme und unserem Gesicht verstecken, entsteht ein Bedürfnis nach neuen Interfaces. In Zukunft greifen wir nicht mehr nur mit unserem Smartphone auf das Internet und seine Informationen zu. Es werden Geräte und Anwendungen wichtiger, bei denen wir mit unserer Stimme und Gesten durch das World Wide Web surfen. Podcasts gewinnen weiter an Bedeutung. Wird es schon bald Soziale Medien geben, die rein stimmbasiert funktionieren? Sollte die Mitte hierzu ein innovationsförderndes Laboratorium gründen? Ebenso vielsprechend sind Anwendungen der Augmented und Virtual Reality. Werden intelligente Brillen und Kontaktlinsen unser Leben verspielter, verrückter machen?

We Health – Die Gesundheit der Gesellschaft

Ein dritter Zukunftsmarkt ist die Gesundheit der Gesellschaft. Man kann sie sehr datenbasiert denken. Als Pionierin könnte die Mitte die Aare täglich auf mitschwimmende Medikamente, Drogen und Viren überprüfen. Im Bahnhof würde sie vermessen, wie schnell wir gehen, ob wir gestresst oder glücklich dreinschauen. Die Mitte könnte die Gesundheit der Gesellschaft aber auch ganz anders angehen und in ihre Parks und Schwimmbäder investieren – damit wir draussen gratis an Fitnessgeräten unseren Rücken stärken und für wenig Geld am Sonntag in eine schöne Saunalandschaft gehen können. Zur Gesundheit gehört gute, frische Ernährung. Warum kann man am Bahnhof Olten kein frisches Gemüse von den Bäuerinnen aus der Region kaufen, warum kein Gipfeli geniessen, das nicht von einer riesigen Kette angeboten wird? Vermutlich ist eine solche Präsenz am Bahnhof nur möglich, wenn sich viele kleine Anbieter zusammenschliessen. Wer initiiert und moderiert dieses Zusammenkommen?


Welchen Zukunftsmarkt fändest du für die Region Olten sehr geeignet und warum?

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