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Der weite Wurf

Der Wunsch ist altbekannt: Mehr Basketballkörbe für Olten. Nur prellte die Forderung über Jahre durch die Oltner Verwaltung, bis sie irgendwo in den Winkeln des elfstöckigen Stadthauses verloren ging.
30. Juli 2021
Text: Yann Schlegel, Fotografie: Timo Orubolo

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die eine Stadt lebenswerter machen. Die kleinen Dinge, mit welchen Politiker etwas bewegen können. Aber oft scheitert die Politik an eben diesen kleinen Dingen. Oder viel Zeit verstreicht, bis sie endlich umgesetzt werden.

Ja, vielleicht ist die Geschichte über die Basketballkörbe eine, in der sich Alex Capus’ Metapher spiegelt. Kürzlich sprach der Oltner Schriftsteller im Interview mit dem Oltner Tagblatt vom «System Olten», auf das Menschen träfen, die in der Kleinstadt Initiative zeigen würden. Dieses System gebe zunächst weich nach wie ein feuchtes, altes Weissbrot. «Aber man darf sich nicht täuschen lassen: Dieses Weissbrot wartet nur ab, bis die Jungen ermüden und mit dem Druck nachlassen – und kehrt wieder in die alte Form zurück, als sei nichts geschehen.»

Basketball in der Agglomeration von Aarau.

Der vereinsamte Korb

Nun denn: Schon vor zwanzig Jahren wollte das Jugendparlament Region Olten mehr Basketballkörbe in der Stadt installieren. Auf dem Vorplatz der Oltner Schützi war damals ein Basketballkorb montiert. Doch anstatt dass ein zweiter Korb und ein Feld hinzukamen, schlug das Pendel in die andere Richtung um. Die Stadt entfernte den einen Korb im Laufe der Zeit. Ob aus Platzgründen oder wegen Lärmklagen ist offiziell nicht bekannt.

Wer dem Basketballsport nachgehen wollte, fand sein Glück fortan nur noch auf den roten Plätzen der Kantonsschule am Rand zum Hardwald. Als die Kanti zur Grossbaustelle wurde, wichen auch diese. Zumindest temporär bis voraussichtlich 2022. Ironischerweise steht heute der einzig verbliebene Basketballkorb auf der verlorenen Oltner Badiwiese. Jenem grünen Flecken, über den sich schon einige Schnitzelbänke schrieben liessen. Die Wiese ist ein Politikum, seit Parlamentarier verschiedentlich forderten, die Stadtregierung solle sie freigeben. Der Stadtrat kam diesem Wunsch im Wahljahr nach und öffnete die Wiese übers Winterhalbjahr, was einer kleinen Farce gleichkam. Im Sommer nun beansprucht das Schwimmbad die eingezäunte Wiese. Durch die Pandemie bedingt, erweiterte die Badi ihre Liegewiese. So weit die Geschichte zum letzten verbliebenen Korb auf dem Badiareal.

Ein Basketballkorb inmitten der Hochhäuser einer Grossstadt in Nordamerika.

Ein Polit-Marathon

Weil also nur noch dieser blieb, wollte der SP-Parlamentarier Luc Nünlist schon 2017 das entstandene Vakuum füllen. In einer Motion forderte er Basketballkörbe am früheren Standort in der Schützi zurück. Die Vorlage verkam im Parlament zum Prellball der Links-rechts-Blockade. Die Bürgerlichen brachten die Forderung zu Fall. Es sei nicht bekannt, was zwei Basketballkörbe kosten würden, argumentierten sie.

Zwei Jahre später insistierte Luc Nünlist und wählte eine Abkürzung: Er brachte die Basketballkörbe in der Budgetdebatte von neuem ins Spiel. An diesem Abend im Dezember 2019 war das Parlament spendierfreudig und sprach 12’000 Franken für Basketballkörbe und Tischtennistische.

Das Warten auf die Körbe zieht sich aber auch eineinhalb Jahre danach hin. «So einfach ist das mit den Basketballkörben nicht», sagt die Grüne Iris Schelbert am Telefon. Die abtretende Direktorin für Bildung und Sport hätte gerne auf den Schulplätzen in den Quartieren die Basketballkörbe zurückgebracht. «Das ist nun leider etwas, was ich nicht mehr in meiner Amtszeit geschafft habe», sagt sie. Wegen Lärmklagen verschwanden die Körbe auf den roten Plätzen über die Jahre allmählich. Etwa beim Froheimschulhaus besteht bis heute ein richterliches Verbot, das ein betagter Mann über ein Gerichtsurteil erwirkt hatte. «Ich würde mir wünschen, dass wir dieses Verbot aufheben können», sagt Schelbert. Der Rechtskonsulent der Stadt prüfe dies nun.

Immerhin: Im Stadthaus tut sich was bezüglich Basketballkörben in der Schützi, wie wir bei Oltens Verwaltung erfahren. Wir fragen bei Thomas Marbet, dem Stadtpräsidenten in spe, nach, der die Baudirektion diesen Sommer an Marion Rauber übergibt. «Wir haben die Direktion für Bildung und Sport gemeinsam mit der Baudirektion beauftragt, in Absprache mit der Schützi einen konkreten Standort festzulegen», sagt Thomas Marbet. Geplant sind zwei Basketballkörbe und ein einfaches Nutzungsreglement, wie der Baudirektor sagt. Er wolle dies gleich nächste Woche, wenn die neue Legislatur losgeht, nochmal mit seiner Nachfolgerin Marion Rauber besprechen. «Wenn wir Menschen eine Freude machen können mit einem Basketballkorb, müssen wir dies machen», sagt Marbet. Warum hat’s die Politik denn nicht schon vor zwanzig Jahren gerichtet? Wir sind gewarnt, wenn wir an Capus’ Weissbrot-Metapher denken.


Wo würdest du dir einen Basketballkorb oder – allgemeiner – einen öffentlichen Spielplatz in der Stadt wünschen?

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