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Hallenbau: Die Agglogemeinden machen es vor

Ist der Hallenmangel ein Oltner Problem? Wir schauen nach Zofingen und Aarau – und in die Agglomeration: In Hägendorf und Schönenwerd entstanden in den letzten fünf Jahren zwei Vorzeigeobjekte. Für die Finanzierung fanden sie neue Wege.
21. Oktober 2020
Text: Yann Schlegel, Fotografie: Timo Orubolo
Heimstädte von Volley Schönenwerd: Die modernste Sporthalle der Region steht im Niederamt. Ihre Entstehungsgeschichte ist aussergewöhnlich.

Die Tage der grossen Fussball-Spielwiese im stark wachsenden Kleinholz-Quartier sind gezählt. Wo heute noch der FC Olten trainingshalber kickt, wird ein neues Schulhaus entstehen. Und auch gleich eine neue Dreifachturnhalle? Teil 2 unserer Serie zur Hallensituation in der Region.

Bevor Olten neben die Stadthalle eine zusätzliche Dreifachhalle baut, mag die Frage aufkommen: Könnten die Oltner Vereine nicht einfach vermehrt auf Nachbargemeinden ausweichen und deren Infrastruktur nutzen? «Wir haben etliche Male andere Gemeinden angefragt: Trimbach, Däniken, Lostorf und auch Wangen. Aber wir haben nichts gekriegt», sagte Kerem Yildirim, als wir den Handball-Verein Olten vor zwei Wochen im Training besuchten.

«Wir haben etliche Male andere Gemeinden angefragt: Trimbach, Däniken, Lostorf und auch Wangen. Aber wir haben nichts gekriegt.»

Kerem Yildirim, Co-Präsident Handball-Verein Olten

Die grossen Vereine schwärmen aus

Bereits heute weichen die Handballer mit ihren insgesamt siebzehn Teams oft auf Hallen ihrer Partnerklubs in Suhr/Aarau und Buchs aus. Damit ist der HVO nicht allein. Auch Unihockey Mittelland kann den Hallenbedarf mit seinen insgesamt 200 Mitgliedern nur stillen, indem der Klub auf andere Gemeinden ausweicht. Der Unihockeyverein bewegt sich nach einer Fusion der vormaligen UHC StaWi Olten und UHC Zofingen in einem grösseren Ballungsraum. Dies nahm der Klub auch im Vereinsnamen auf, der dadurch etwas umständlich ist: Unihockey Mittelland – Region Olten Zofingen. «Die Hallensituation ist grundsätzlich angespannt, vor allem wenn es um Grossfeldtrainings geht», sagt Markus Meier, Präsident von Unihockey Mittelland. Für die Kleinfeld-Spielform, die nur eine Einfachhalle benötigt, gebe es genügend Angebot. Allerdings: Unihockey Mittelland trainiert zusätzlich in Wangen und Strengelbach, um den Bedarf zu decken.

«Die Hallensituation ist grundsätzlich angespannt, vor allem wenn es um Grossfeldtrainings geht.»

Markus Meier, Präsident Unihockey Mittelland

Nicht bloss in den Agglomerationsgemeinden sind die grossen Sporthallen im Winterhalbjahr voll ausgelastet. Auch in den Nachbarstädten Aarau und Zofingen stösst die Infrastruktur abends an ihre Grenzen, besonders Dreifachhallen sind begehrt. Die Nachfrage nimmt in Aarau zu, wie Marylène Bellmann, Leiterin der Sektion Sport feststellt. Dies sei vor allem auf die gute Nachwuchsarbeit und die Erfolge des NLA-Handballvereins und des Unihockeyklubs zurückzuführen. In Zofingen gab es derweil in den letzten Jahren keine markanten Veränderungen. «Es besteht konstant eine relativ hohe Nachfrage», schreibt Sportkoordinatorin Patrizia Fussen. Das Vereinsangebot wuchs tendenziell – die einzelnen Vereine seien jedoch eher kleiner geworden.

In beiden Städten stehen neue Turnhallenprojekte an. In Zofingen werden zwei Einfach-Turnhallen zurückgebaut und durch eine Dreifachhalle ersetzt, welche die Stadt 2025 in Betrieb nehmen will. Aarau hat in seinem Politikplan 2020 zwei Turnhallenprojekte aufgenommen.

OltenAarau*Zofingen*
Einfach9148
Doppel020
Dreifach2*11
*Bemerkungen: In Olten ist die Stadt Untermieterin des Kantons der Giroud Olma (ausschliesslich Vereinssport). Aarau verfügt über zusätzliche Sporthallen auf dem Stadtgebiet, die der Kanton und Bund betreiben. In Zofingen sind vier Hallen im Miteigentum mit dem Kanton

Volley Schönenwerd: Der Alleingang

Nur wenige Kilometer von Aarau entfernt, steht eine der modernsten Turnhallen der Region. Die Betoncoupearena ist die Heimstätte von Volley Schönenwerd und wird durch eine eigens geschaffene Aktiengesellschaft geführt. Wie der Name verrät, ist das Projekt aus privater Hand finanziert. Ein Namenssponsor für ein Hallenprojekt in der Provinz? Was Privatpersonen aus dem Umfeld von Volley Schönenwerd initiierten, vollendete die BaS Immobilien AG. Nicht nur deswegen hat die Arena Leuchtturmcharakter.

Beno Meier auf der Tribüne der Betoncoupearena in Schönenwerd.

«Schöni», wie der Volleyball-Spitzenklub in der Region genannt wird, ist vor bald drei Jahren in die eigene Halle eingezogen. Sie ist zugleich auch das Leistungszentrum des schweizerischen Volleyballverbandes. Zuvor musste der örtliche Verein samt seinem Aushängeschild – der NLA-Mannschaft – für Trainings und Meisterschaftsspiele zwischen mehreren Turnhallen im Raum Olten/Aarau pendeln.

«Wir hören immer die Frage: Wie konntet ihr so günstig bauen?»

Beno Meier, Geschäftsführer Betoncoupearena

«Wenn ein grosser Verein Hallenkapazität benötigt, schauen die anderen Vereine schnell in die Röhre», sagt Beno Meier. Er hat das Schönenwerder Projekt von der Geburtsstunde an begleitet und vermarktet die Halle heute als Geschäftsführer. Was die Hallenbelegung in Schönenwerd betrifft, ist die Geschichte schnell erzählt: Der Volleyballverein beansprucht die Betoncoupearena über die gesamte Woche hinweg mit seinen zahlreichen Mannschaften hauptsächlich selbst. Jedoch kriegt auch Volley Schönenwerd die Halle nicht umsonst: Pro Einfachhalle bezahlen Sportvereine für eine halbstündige Einheit 24 Franken Miete. Über Mieteinnahmen und Sponsoring kann die Aktiengesellschaft die Betriebskosten decken, wie Beno Meier sagt.

Das Rezept für den tiefen Preis

Rund fünf Millionen Franken kostete die moderne Anlage. «Wir hören immer die Frage: Wie konntet ihr so günstig bauen?» Meier liefert die Antwort gleich selbst: «Wir haben keine Mehrzweckhalle gebaut, sondern eine Industriehalle mit Sportboden und Zusatzelementen», sagt der Geschäftsführer. Nur Volleyballfeld-Linien, kein Reck an den Wänden und auch keine Fenster, die bei Sonnenschein verdunkelt werden müssen – dafür Platz für bis zu 2000 Menschen und extra hoch angebrachte Duschbrausen für die Volleyball-Hünen.

«Bei uns redete niemand drein», sagt Beno Meier. Kein anderer Verein, keine Musikgesellschaft oder die Gemeinde. Letztere ist nur mit einem kleinen Aktienpaket beteiligt und stellt das Land im Baurecht zur Verfügung. Abends voll ausgelastet, verfügt die Halle tagsüber noch über Kapazitäten. Bloss die NLA-Mannschaft und eine Privatschule belegen sie regelmässig. Für längere Perioden ist jeweils Swiss Volley zu Gast.

Hägendorf: Hallennamen war Politikum

Bereits 2015 weihte die Gemeinde Hägendorf eine neue Mehrzweckhalle ein. Auch diese trägt den Namen einer Firma: Das Logo der Raiffeisenbank prangt an der Arena. Während dem Bau entwickelte sich dies im Dorf zum Politikum. Und zwar weil die Gemeindebehörden über die Details des Vertrags mit der Raiffeisenbank Untergäu schwiegen. Im Gegensatz zum Schönenwerder Modell finanzierte die Bank als private Geldgeberin nicht den Hallenbau. Bekannt ist, dass die Raiffeisenbank 150 000 Franken an das Mobiliar bezahlte. Zudem leistet sie während den ersten zehn Jahren einen Beitrag an die Gemeinde.

«Der Beitrag liegt keinesfalls in Millionenhöhe.»

Walter Müller, Bauverwalter Hägendorf

Das Stillschweigen währt noch heute. «Der Beitrag liegt keinesfalls in Millionenhöhe», sagt Bauverwalter Walter Müller. Den Grossteil der 13,25 Millionen Franken teuren Mehrzweckhalle stemmte also die Gemeinde selbst. 65 Prozent der Stimmberechtigten hatten 2012 dem Kredit zugestimmt. Bald fünf Jahre ist die Halle nun in Betrieb. «Wir sind zu hundert Prozent ausgelastet und können nicht einmal alle Anfragen stemmen», sagt Walter Müller.


Modell Schönenwerd oder Modell Hägendorf: Soll die Stadt mit privaten Investoren zusammenarbeiten?

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