Littering: Was tun gegen den Abfall im öffentlichen Raum?
Achtlos weggeworfene Takeaway-Kartons, PET-Flaschen, Zigarettenstummel. Überlaufende Mülleimer entlang der Aare und mitten in der Stadt. Veloleichen und alte Autoreifen irgendwo im Wald. Und Tresore, Waffen und Einkaufswagen, die im Fluss landen. Wo man auch hingeht, der Abfall ist schon da.
«Littering» nennt sich das Phänomen nach dem englischen Wort «litter» für Müll. Wann genau der Abfall hierzulande zum unübersehbaren Problem wurde, lässt sich nicht exakt datieren. Aufgerauchte Zigaretten wurden schliesslich immer schon weggeschnippt und der Kaugummi zu Boden geworfen. Aber die Verschmutzung des öffentlichen Raums hat zugenommen. Und das beileibe nicht erst seit Corona. Auch wenn die Pandemie das Problem verstärkt hat.
René Wernli, Leiter des Oltner Werkhofs, macht den vielen herumliegenden Abfall am Aufkommen von Takeaway-Angeboten vor rund 20 Jahren fest. Seither sei auch der Müll mehr geworden, mit dem wir täglich konfrontiert sind. Ein ganzes Dossier von Abfallbildern hat sich bei ihm angesammelt. Über die Jahre wurde mit verschiedensten Massnahmen und Sensibilisierungsaktionen versucht, des Problems Herr zu werden: 2010 führte der Kanton Litteringbussen ein. Davor wie danach wurden in der Stadt Mülleimer bemalt, Dreckspatz-Orden und Littering-Awards verteilt, Plakate aufgehängt, Kleber und Taschenbecher für Kippen verteilt. Ein Abfallmonster machte die Aare unsicher und Mülleimer begannen zu sprechen. Kürzlich wurde ein neuer Gebührensack aus rezykliertem Plastik eingeführt, der dank seiner gelben Farbe gut sichtbar ist. Und die aktuelle Kampagne «Stadtfüchse» will die Oltner dazu bewegen, ihre Abfallsäcke erst am Abholtag hinauszustellen, weil sich sonst Wildtiere daran gütlich tun. Die Bring- und Holtage, die Aareputzete oder das Plogging sind mittlerweile zu fast jährlich stattfindenden Events geworden, wo viele Leute motiviert Einsatz leisten.
Und doch liegt der Abfall nach wie vor da, wo er nicht hingehört.
Abfall zieht Abfall an
Mehr Mülleimer aufzustellen ist keine Lösung. Abfall zieht Abfall an, das stellen alle fest, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Ist ein Kübel voll oder verstopft, wird der Abfall einfach daneben gestapelt. Und wo er einmal am Boden liegt, da landet noch mehr davon.
Die Littering-Hotspots, die sich über die Jahre herauskristallisierten, sind bis heute dieselben: Es sind Orte, an denen sich Menschen in ihrer Freizeit gerne aufhalten, sei es über Mittag oder an einem schönen Wochenende. Oder eben auch solche, wo sich Kehricht ungestört entsorgen lässt. SVP-Parlamentarier Matthias Borner wollte Ende 2019 mit einer Interpellation vom Stadtrat wissen, an welchen Orten in Olten sich der Müll türmt. Dies sei der Fall «nicht nur an den Wertstoffsammelstellen, sondern auch in den Parkanlagen, dem Friedhof, an den Abfalleimern in der Aarauerstrasse, entlang der Aare an der Gösgerstrasse, dem Ländiweg und dem Schützenmattweg, in der Industrie im Hasli, im Naherholungsgebiet in Ruppoldingen und in der Innenstadt auf dem Platz der Begegnung und weitere», erhielt er zur Antwort. Seit die Restaurants wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind, wird ausserdem in der Kirchgasse viel Takeaway-Geschirr liegengelassen.
Aus der Antwort ging ebenfalls hervor, dass im Jahr 2018 rund 183’000 Kilogramm Abfall widerrechtlich entsorgt worden war, im Jahr davor waren es sogar fast 200’000 Kilogramm gewesen. Die Reinigungsgruppe, die in diesem Bereich tätig sei, setze etwa einen Viertel ihrer Arbeitszeit für die Beseitigung illegaler Abfälle ein.
Baudirektor Thomas Marbet weiss: «Je mehr öffentlichen Raum es gibt, desto mehr nimmt das Littering zu.» Wo sich die Leute gerne aufhalten, dort wird mehr konsumiert – und mehr Abfall produziert. Das wird auf dem Ländiweg der Fall sein, der 2022 neu gestaltet wird, genauso wie auf den Sitztreppen, die beim Pontonierhaus entstehen. Takeaway-Behälter werden liegengelassen, Abfallkübel in die Aare geworfen. Die Grenze zwischen Vermüllung und Vandalismus sei fliessend, sagt Marbet. «Dagegen kämpfen wir.» Wenn der Alkoholpegel steigt, wird in einer Unterführung auch einmal eine Scheibe eingeschlagen. Oder Flaschen gehen zu Bruch, etwa auf dem Spielplatz im Stadtpark, der sich seit Corona zum Treffpunkt für Jugendliche entwickelt hat.
Ebenfalls ein Problem ist Haushaltsmüll, der zunehmend illegal entsorgt wird. «Es gibt Kübel, in denen wir jeden Tag Plastiksäcke voller Haushaltsabfall finden», sagt René Wernli. Und nicht mehr gebrauchte Möbel werden einfach an den Strassenrand gestellt. Auf einem daran befestigten Zettel steht dann «Gratis» oder «Zum Mitnehmen». Es seien Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die sich auf diese Art ihres Kehrichts entledigten, bemerkt Wernli.
Und das auf dem Boden der Stadt ebenso wie auf privatem Grund. Auf letzterem kann die Stadt Olten nichts ausrichten. Etwa wenn im Säliwald 50 Reifen illegal entsorgt werden, in der unteren Hardfluh diverse Metallstühle oder an der Tannwaldstrasse ein Berg benutzter Windeln. Das Wegräumen ist dann Sache der Bürgergemeinde, der dieses Land gehört. In ihrem Auftrag leistet der Forstbetrieb Unterer Hauenstein die buchstäbliche Drecksarbeit.
Die Kosten für die Beseitigung des Kehrichts im öffentlichen Raum – darin enthalten sind die öffentlichen Abfalleimer und Littering – belaufen sich in Olten auf 25’000 Franken im Jahr, Löhne nicht miteingerechnet.
Die Stadt hat Massnahmen getroffen, um den Müll im öffentlichen Raum zu reduzieren, doch hat die Corona-Pandemie einige ihrer Bemühungen verzögert. 2019 verfügte sie, dass bei Veranstaltungen ab 500 Personen fortan Mehrweggeschirr zum Einsatz kommen muss. «Der grosse Versuch wäre die Chilbi letztes Jahr gewesen», sagt Marbet, die dann allerdings nicht stattfand. Und im Eisstadion wird Bier im Mehrwegbechern verkauft, sofern Corona Publikum zulässt.
Mit privaten Unternehmern nahm die Stadt Kontakt auf, um diese dazu zu bewegen, sich an den Reinigungsarbeiten zu beteiligen. «Den McDonald’s konnten wir überzeugen, dass er um die Kirchentreppe herum zwei Kübel bewirtschaftet und den öffentlichen Raum sauber hält», sagt René Wernli. Der Betreiber des Döners in der Kirchgasse habe einen Mülleimer vor das Lokal gestellt. Migros und Coop im Säli brachte die Stadt dazu, die Kübel auf der Bifangwiese selbst zu leeren. Die Wiese war jeweils zugemüllt mit Döner- und Pizzaschachteln der Berufsschülerinnen, die sich in den Takeaways der beiden Detailhändler versorgten. Coop habe sich inzwischen zurückgezogen, da er seine Verkaufsfläche verkleinert habe.
Das Gespräch suchte die Stadt auch mit dem Multipoint an der Aarauerstrasse, Musikgehör habe man beim Betreiber – derselbe, der den Dönerimbiss in der Innenstadt führt – keines gefunden. Was die Kunden machen würden, sei nicht sein Problem, liess er verlauten. «Für uns ist die Handhabe schwer», sagt Thomas Marbet. «Weil wir ihn nicht büssen können, wenn der Kunde etwas liegengelassen hat.»
Und doch: Trotz der unschönen Abfallbilder, denen wir tagtäglich begegnen, ist der Kehricht im öffentlichen Raum zurückgegangen. René Wernli nennt Zahlen: Der Höchstwert sei 2018 verzeichnet worden, er betrug 199 Tonnen. 2019 seien es noch 182 Tonnen gewesen, im vergangenen Jahr 175 Tonnen. Die Mengen an Grüngut, Karton und Plastik hingegen seien gestiegen – was positiv sei, würden diese Stoffe doch weiterverwertet.
Das Zauberwort: Sensibilisierung
Das klingt eigentlich positiv. Doch Matthias Borner, der für die SVP im Oltner Parlament sitzt, findet in Sachen Littering: «Es passiert zu wenig.» Im März 2021 hielt er in einem Vorstoss fest, dass im Stadtbudget der vergangenen Jahre jeweils um die 70’000 Franken für den Posten «Abfallbeseitigung» aufgewendet worden seien, in denen die «Kosten für Honorare, externe Berater und Experten» enthalten seien. Er frage sich, wie wirksam diese finanziellen Mittel eingesetzt würden, wenn doch der finanzielle Aufwand über die Jahre gleich hoch geblieben sei. Oder, wie er es am Telefon ausdrückt: «Wohin verschwinden diese 70’000 Franken eigentlich?» Er verlangt, dass ergriffene Massnahmen hinsichtlich ihrer Wirkung überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden, und macht Vorschläge, wie das Geld «sinnvoller» einzusetzen sei – dazu später mehr.
«Das sind keine Honorarkosten, sondern die Kosten der gesamten Kampagne inklusive Bring- und Holtag, Broschüren, Aktionen und Aufklärung zum Thema Littering», hält Thomas Marbet fest. «In der Politik geht es eben auch um Aufmerksamkeit und die Bewirtschaftung von Empörung», meint er in Richtung Matthias Borner. Das Problem ist aus seiner Sicht ein anderes: Olten wachse, die Menge an Personal bleibe jedoch dieselbe. Der Werkhof verfüge über 44 Vollzeitstellen, die sich 45 Mitarbeitende teilen. Er habe eine gute Reputation, aber Stellenwachstum sei in der Stadt nicht gern gesehen. Zwar konnte 2019 eine 50-Prozent-Stelle für die Entfernung von Graffiti geschaffen werden – auch sie gelten als Verschmutzung des öffentlichen Raums. Seit 2013, als in der Stadt das Sparfieber ausgebrochen sei, habe der Werkhof insgesamt jedoch Stellenprozente reduzieren müssen.
In der Reinigung sind derzeit acht Personen beschäftigt – früher waren es neun. Die öffentlichen Toiletten werden von einer Person mindestens zweimal täglich geputzt, vier Personen sind jeweils in der Stadt auf Tour, leeren die Mülleimer und Robidogs, putzen die Plätze und sammeln Abfall auf. Drei Personen sind mit den Wischmaschinen unterwegs. Da die Stadt für den Kanton die Reinigung der Kantonsstrassen übernehme, habe das zur Folge, dass eine Person praktisch für den Kanton arbeite.
Der Oltner Werkhof tauscht sich mit Werkhöfen anderer Städte aus, etwa mit Aarau, Solothurn und Grenchen, deren Auslastung ähnlich gross ist. Auch mit den Nachbargemeinden Trimbach und Aarburg arbeite man stellenweise zusammen, da es auf den Grenzgebieten der Gemeinden ein hohes Müllaufkommen gebe, nicht zuletzt durch Verkehrsteilnehmer. «Wir haben den Radar offen und verfolgen, was anderswo unternommen wird», sagt René Wernli.
Im Niederamt etwa stellt der Verein «Öisi Aare» im Aareufergebiet grosse Tonnen zur Verfügung, in denen Abfall entsorgt werden kann – zum Beispiel, wenn grilliert wird. Der Oltner Stadtrat unterstützt den Verein seit einigen Jahren mit einem jährlichen Beitrag von 2000 Franken. «Wir gehen davon aus, dass sich dort im Naherholungsgebiet auch Oltner aufhalten», sagt Thomas Marbet. Er hält die regionale Zusammenarbeit für sinnvoll, denn die Gemeinden hätten gemerkt, dass man das Problem nicht allein in den Griff kriege. «Man kann sagen, das betrifft nicht Oltner Boden. Aber ich finde das Geld gut investiert», sagt Marbet.
Er erzählt vom Winznauer Gemeindepräsidenten, der die Idee aufgeworfen habe, am Aareufer Ranger einzusetzen. In Aarburg wird dies bereits umgesetzt: Hier sind drei Personen regelmässig in stark vermüllten Gebieten in Stadt und Wald unterwegs, um die Bevölkerung für die Abfallthematik zu sensibilisieren und sie aufzufordern, ihren Müll doch bitte wieder einzupacken. Wäre das nicht auch eine Lösung für Olten? «Seit die Stadtpolizei aus Spargründen abgeschafft wurde, fehlt uns ein Ordnungsamt. Das ist ein Manko», sagt Marbet. Hoffnung setzt er auf die kürzlich gestartete SIP, die in erster Linie das Gespräch mit den Leuten sucht und so auf ihr Verhalten im öffentlichen Raum einwirken will. Eine eigentliche Abfallpolizei ist die SIP nicht. Ihre Aufgabe ist dennoch zentral, denn: «Wenn die öffentliche Ordnung verkommt, gibt es auch Littering», ist Marbet überzeugt.
In der Nähe von Schulen beispielsweise würden solche Ranger Sinn machen, findet Marbet, die Schulanlagen würden seit Corona stärker genutzt und die Hauswarte seien viel mit Aufräumen beschäftigt. Um die Schülerinnen für das Thema Abfall zu sensibilisieren, empfängt der Werkhof regelmässig Schul- und Kindergartenklassen sowie weitere Interessierte. Er ist gemäss einer Verordnung des Kantons Solothurn verpflichtet, die Bevölkerung über Littering und Recycling aufzuklären. Auch in den Schulen selbst ist Umwelterziehung im Rahmen des Fachbereichs Natur, Mensch, Gesellschaft ein Thema. Die Aufklärung der Kinder, so die Hoffnung, soll auch auf die Eltern überschwappen und damit eine breitere Wirkung erzielen. «Ich stelle allerdings fest, dass 12-Jährige oft besser Bescheid wissen als Teenager, die mit zunehmendem Alter das Interesse verlieren», sagt René Wernli.
Ein Bild, das Wernli häufig antrifft, sind Wertstoffsammelstellen, an denen unerlaubt Müll deponiert wird: Pfannen, Haushaltskehricht, Sperrgut. Alles Mögliche eben, das nicht dorthin gehört. In Trimbach wurden die Sammelstellen aus diesem Grund abgeschafft. Die Gemeinde hat nun eine mobile Wertstoffsammelstelle eingerichtet, wo zu bestimmten Zeiten Glas, Alu und Weissblech abgeliefert werden kann. In Olten will man diesen Schritt nicht gehen. «Das wäre eine qualitative Einbusse für die Einwohnerinnen», findet René Wernli.
Wie wäre es aber, an solchen Orten eine Kamera zu installieren? «Die Installation einer Videokamera wurde schon mehrmals diskutiert, bis jetzt aber immer wieder verworfen», sagt Thomas Marbet. Einerseits aus Kosten-, andererseits aus Datenschutzgründen. Denn überwacht werden dürfe nur der öffentliche Raum. Bei der Sammelstelle im Säli etwa würde sich das schwierig gestalten, da sich daneben ein privater Parkplatz befindet. Auch rechnet Marbet mit einem Ausweicheffekt: Wenn es an videoüberwachten Orten kein Littering gebe, dann entstünde es eben anderswo. «Dann wird das alte Sofa halt einfach am Waldrand abgestellt. Damit ist uns und auch der Bürgergemeinde als Waldbesitzerin nicht gedient.»
Nicht entgangen ist ihm, dass einige Gemeinden auf sogenannte Raumpatenschaften setzen, darunter Hägendorf, Aarburg oder Grenchen. Dabei sammeln Freiwillige – oder, wie im Fall von Aarburg, Sozialhilfebezüger – in einem definierten Gebiet regelmässig den herumliegenden Abfall ein. Auch Matthias Borner hatte sich in seinem Vorstoss für ein solches System ausgesprochen. René Wernli sagt, dass man in Olten diesbezüglich zurückhaltend geblieben sei. Es habe in der Stadt auch schon Projekte gegeben, wo am Schluss niemand mehr zuständig gewesen sei, weil die federführenden Personen weggezogen seien. «Wir wollten erst einmal schauen, welche Erfahrungen andere machen», so Wernli.
Sind Raumpatenschaften die Lösung?
Ursula Rüegg, die für die SVP im Oltner Parlament sitzt, stört sich schon lange am herumliegenden Müll. Sie sei nicht eine, die lange über die Dinge rede. «Der Abfall verschwindet nur, wenn wir uns bücken», ist sie überzeugt. Ihre mit dem Werkhof abgesprochene Raumpatenschaft ist erst wenige Wochen alt. «Aber privat mache ich das schon viel länger», sagt sie.
Dreimal in der Woche geht sie auf Tour: Im Vögeligarten und der Aare entlang von der alten Brücke bis zur Gäubahnbrücke hebt sie Weggeworfenes von der Strasse auf. «Natürlich könnte ich sagen: Ich räume doch nicht die Sauerei der anderen weg. Aber ich habe das Gefühl, dass ich eine Vorbildfunktion habe. Wenn die Leute mich beim Müllaufheben sehen, haben sie vielleicht mehr Hemmungen, den Ihren einfach liegenzulassen», sagt sie. Sie erhofft sich, dass sie mit den Leuten so ins Gespräch kommt. Und dass dabei «der Same der Verantwortung» aufgeht.
Ursula Rüegg kontaktierte den Werkhof aus eigenem Antrieb, da sie sich schon lange mit der Abfall-Thematik auseinandersetzte. Sie war eine von zwei Privatpersonen, die helfen wollten, das Projekt Raumpatenschaften mitzuorganisieren. Was dem Werkhof recht kam: «Wir haben nichts dagegen, wenn jemand die Leitung des Projekts übernimmt», sagt Wernli. Wichtig sei, dass es in geordneten Bahnen verlaufe.
Während der Werkhof Greifzangen, Handschuhe, Warnwesten und Kehrichtsäcke zur Verfügung stellt und den Kehricht entgegennimmt, wollen Rüegg und Gleichgesinnte die Leute zum Mitmachen motivieren. Rüegg machte Werbung im Bekanntenkreis und postete einen Aufruf auf Facebook. Die Rückmeldungen, die sie erhielt, seien durchwegs positiv gewesen. Etwa 20 Personen hätten ihr privat zugesagt. «Aber es haben sich noch längst nicht alle beim Werkhof gemeldet.» 7 Personen hätten bisher Interesse bekundet, sagt René Wernli. Nachdem die Aktion Ende April nun angelaufen sei, werde sie Anfang Juni im Werkhof-Magazin «Saubere Zeiten» offiziell kommuniziert.
«Es wird sich weisen, wie gross das Interesse der Leute ist», sagt Wernli. Er glaubt, dass sich längerfristig eine Projektgruppe der Sache annehmen solle. Mitmachen könnten alle, unabhängig von der Zeit, die sie aufwenden könnten. Ursula Rüegg erhielt vom Werkhof eine Karte, mit der sie den eingesammelten Müll bei einer der vier Presscontainer-Standorte der Stadt entsorgen könne. «Es ist wahrscheinlich nicht das Projekt, das alle Probleme beseitigt. Aber die Raumpatenschaften ergänzen die Arbeit des Werkhofs auf sinnvolle Weise», glaubt sie. Auch Thomas Marbet verspricht sich einiges von den Raumpatenschaften. «Das könnte die Leute zur Nachahmung animieren», glaubt er.
René Wernli klärt derzeit ab, ob man in Olten künftig die Schadenfinder-App der Swisscom nutzen will. Matthias Borner hält diese ebenfalls für ein probates Mittel zur Abfallbekämpfung. Via App könnten Einwohnerinnen sämtliche Schäden und Fälle von Littering melden, die sie in der Stadt entdecken. Auch könnte die Denkzettel-App der Stadt, welche die Kehrichtabholtermine meldet, in die App integriert werden. Der Haken: Sie ist nicht ganz günstig. 12’000 Franken kostet sie jährlich. Und sie macht auch nur Sinn, wenn verschiedene Akteure sich beteiligen, da manche Meldungen sonst ins Leere laufen. Kontakt aufgenommen hat Wernli etwa mit den Städtischen Betrieben Olten (SBO), denn für die Reparatur eines Beleuchtungsschadens beispielsweise wären sie verantwortlich. Auch die Bürgergemeinde und weitere stadtrelevante Stellen sollen angefragt werden.
Wie können wir der illegalen Müllberge Herr werden?