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Diese Webshops versorgen dich mit Vitaminen aus deiner Region

Die Krise und ihre Sonnenseite: Der Einkaufskorb der Schweizer Bevölkerung ist während der Corona-Pandemie regionaler geworden. Verschiedene Onlineplattformen buhlen derweil um die wachsende Zahl digitaler Marktgängerinnen.
8. März 2021
Text: Adrian Portmann, Fotografie: Timo Orubolo
Regionales Einkaufen, Webshops
Das kommt uns nur zu gern in die Tüte: Regionale Lebensmittel, ob vom Markt oder im Internet bestellt.

Chicorée, Rüebli, Nüsslisalat, Randen, Rucola, Spinat, Wirz, Zuckerhut: Die Liste an saisonalem Gemüse aus der Schweiz ist lang und bietet eine reichhaltige Auswahl für Gerichte, die nicht nur dem Gaumen schmeicheln, sondern auch der Umwelt einen Dienst erweisen. Kurze Transportwege, perfekt gereiftes Obst und Gemüse, Wertschätzung und Support der Landwirte in deiner Umgebung: Die Gründe, welche für Lebensmittel aus der Nähe sprechen, sind mindestens so vielfältig wie das Angebot an saisonalen Leckereien aus der Region.

Gewiefte Feinschmeckerinnen wissen: Dank kurzer Transportwege können Früchte und Gemüse exakt zu jenem Zeitpunkt geerntet werden, wenn sie am besten schmecken. Im Vergleich mit der Konkurrenz aus fernen Anbaugebieten enthalten lokal angebaute Produkte deshalb nicht nur mehr Nährstoffe, sondern haben auch geschmacklich die Nase vorn. Wer sein Gemüse aus der Nähe bezieht, darf sich ausserdem über eine längere Haltbarkeit freuen, denn je schneller die Lebensmittel vom Feld in den heimischen Kühlschrank gelangen, desto länger bleiben sie knackig, frisch und appetitlich.

Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich, heisst es so schön. Wer trotzdem nicht dazu kommt, sich seine Gemüse- und Früchteration für die nächsten Tage frisch bei den Marktfahrern an den Wochenmärkten im Bifang oder auf der Kirchgasse zu besorgen oder einen Zwischenstopp bei einem der zahlreichen Hofläden in der Region einzulegen, setzt auf das Angebot im Internet. Eine nicht abschliessende Übersicht verschiedener Onlineshops und Verzeichnisse, die dich mit saisonalen Zutaten für deine Küche versorgen, haben wir an dieser Stelle für dich zusammengetragen.

#1 Der jüngste Sprössling auf dem Markt: franzz.ch

Franzz hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Verzeichnis von Schweizer Hofläden auf dein Smartphone zu bringen. Die App ist für iOS und Android verfügbar, lässt sich spielend leicht bedienen und macht einen professionellen ersten Eindruck. Doch noch steckt Franzz in Kinderschuhen. Die gelisteten Hofläden befinden sich grösstenteils in der Region Bern. Dies soll sich in Zukunft ändern, wie einer der Gründer, Nino-Leandro Colombo auf Anfrage zu verstehen gibt: «Unser Ziel ist es, die Marketingplattform Nummer eins zu werden für alle regionalen Anbieter in der Schweiz.» Die Idee zum zurzeit noch in der Freizeit betriebenen Projekt hatte Colombo 2019 zusammen mit zwei Kollegen. Keiner der dreien arbeitet in der Landwirtschaft, stattdessen verfügen sie über Erfahrung im Marketing, Maschinenbau und in der Programmierung.

Im Herbst 2020 erst das Licht der Welt erblickt, will Franzz in den nächsten Monaten das Land erobern.

Seit vergangenem Oktober wurde die App 1500 Mal bei Google Play und im App Store heruntergeladen. Währenddessen soll Franzz aus den Kinderschuhen wachsen. «Zurzeit arbeiten wir zusammen mit einer Fachhochschule an einer Funktion, mit der sich die Einkäufe im Hofladen direkt in der App bezahlen lassen.» Ob und wann Franzz in der Region Olten durchstartet, entscheidet, wie viele Hofläden die Initianten für sich gewinnen können. Diese bezahlen wahlweise einen monatlichen Betrag oder lösen ein Jahresabo, um auf der Plattform präsent zu sein. Auf der Suche nach regionalen Produzentinnen statteten die Gründer dem Wochenmarkt im Bifang jüngst einen ersten Besuch ab.

Lokales Angebot 🥬
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️

www.franzz.ch

#2 Aussen ätschi-pfui, innen huiuiuiuiui: uglyfruits.ch

Auf die inneren Werte kommt es an. Das sehen auch die Betreiber von Ugly Fruits so. Deshalb bieten sie in ihrem Onlineshop Gemüse und Früchte an, die wegen ihres Äusseren mit Vorurteilen zu kämpfen haben und denen der Weg in die Auslage des Grossverteilers leider verwehrt bleibt. Getreu dem Firmenslogan «Wir liefern Ihnen bio, frisch, manchmal hässlich, aber immer gut!» kauft das Team von Ugly Fruits eigensinnig gewachsenes Gemüse und Obst, das keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würde, bei den Produzenten und organisiert die Lieferung an Kundinnen in der gesamten Schweiz.

Ganz schön hässlich: Das Angebot von uglyfruits.ch läuft im Schönheitswettbewerb ausser Konkurrenz.

Auch Hässlichkeit hat seinen Preis, dieser ist jedoch tiefer im Vergleich mit «normal» gewachsenem Gemüse und Obst. Das Unternehmen mit Sitz in Neuchâtel gibt sich in seiner Mission kämpferisch: «Wir demokratisieren den ökologischen Landbau dank reduzierter Preise und massgeschneiderter Lieferung.»

Lokales Angebot 🥬 (Angaben zu Produzenten fehlen)
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️🌶️

www.uglyfruits.ch

#3 Mit beiden Stiefeln auf dem Acker: buurontour.ch

Buur on Tour ist der smarte Name für ein Angebot aus saisonalem Gemüse und weiteren Lebensmitteln aus regionaler Produktion. Nach Eröffnung eines Benutzerkontos erscheinen mögliche Lieferdaten sowie die Angebotskategorien. Die Produkte werden nüchtern in einer bilderlosen Liste präsentiert. So füllt sich der digitale Einkaufskorb mit Rosenkohl, Gretzenbacher Fondue, Ziegensalami aus Lostorf und Honig ebenfalls aus der Region. Besonders am Konzept ist die Preisgestaltung. Die Kundin kann beispielsweise Pastinaken im Wert von 2.80 Franken bestellen. Die voraussichtlich gelieferte Menge wird mit zirka 500 Gramm angegeben. Wegen der stark schwankenden Preise bei saisonalen Produkten wird die exakte Liefermenge durch den Produzenten festgelegt.

Die Website von buurontour.ch konzentriert sich aufs Angebot. Präsentation scheint Nebensache.

Die Velokuriere von Collectors Olten liefern übrigens die vollen Einkaufstaschen auf dem Stadtgebiet bequem nach Hause. In den umliegenden Gemeinden werden die Bestellungen an ausgewählten Pick-up-Stationen zur Abholung bereitgestellt.

Lokales Angebot 🥬 🥬 🥬 🥬 🥬
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️

www.buurontour.ch

#4 Die Ultralokalmatadore aus Olten: vooute.ch

Im Frühling 2020 gestartet, will die Website Produkten aus Olten und seiner Region ein Schaufenster im Internet bieten. Die auf vooute.ch präsentierten Artikel stammen aus den unterschiedlichsten Kategorien. Von der handgedrechselten Pfeffermühle über die Hornbrille aus Oltner Fertigung bis hin zum Foodtruck, der für Anlässe gemietet werden kann, findet sich ein ganzes Potpourri an verschiedenen Produkten und Dienstleistungen unter den Kleinanzeigen. Die Kategorie «Speis und Trank» wartet unter anderem mit Trimbacher Blütenhonig, Cupcakes aus dem Herzen der Stadt und Rindfleisch vom Hauenstein auf.

Was die Glasvitrinen am Bahnhof und in der Winkelunterführung im analogen Leben sind, präsentiert sich im Web auf vooute.ch.

Das ehrenamtlich geführte Projekt soll auf die Vielfalt an Produkten aufmerksam machen, welche das lokale Gewerbe und Produzenten aus der Region zu bieten haben. Dass es sich bei der jetzigen Version erst um einen Anfang handelt, deutet ein Vermerk zur Zukunft von vooute.ch an: «vooute.ch darf von seinen Nutzer*innen gestaltet und weitergeformt werden. Dies wird sobald wie möglich in der Organisationsstruktur so verankert werden.» Dürfte man in diesem Zusammenhang einen Wunsch anbringen, wäre es die Funktion eines Warenkorbs, den man sich bequem auf der Seite füllen könnte, um anschliessend seine Bestellung mit einem Klick abzuschicken. Damit würde aus dem Verzeichnis ein richtiger Onlineshop wachsen. Das Potenzial dazu wäre vorhanden.

Lokales Angebot 🥬 🥬 🥬 🥬 🥬
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️

www.vooute.ch

#5 Der dickste Fisch im Netz: farmy.ch

Vor sieben Jahren von zwei Zürchern als kleines Start-up gegründet, hat sich Farmy nach eigenen Angaben mittlerweile zum drittgrössten Lebensmittel-Onlineshop (hinter Migros Online und coop.ch) der Schweiz entwickelt. Auf der Plattform sind rund 15’000 Produkte von 1’200 Produzentinnen bestellbar. Das Sortiment deckt neben Lebensmitteln wie Früchte und Gemüse, Brot, Milch und Eier, Fisch und Fleisch auch Produkte aus den Bereichen Drogerie und Kosmetik sowie Kinder- und Babyartikel ab. Neben den regionalen Produkten von Schweizer Bäuerinnen und Kleinproduzenten sind auch Waren ausländischer Hersteller auf der Seite zu finden.

Auf Wachstumskurs: farmy.ch ist den Grossverteilern auf der Ferse.

Logistikzentren in Zürich-Altstetten und in Ecublens dienen Farmy als Drehscheibe, über welche die angelieferte Ware der Produzenten direkt an die Kundschaft in der gesamten Schweiz gelangen. Die Auslieferung erfolgt unter anderem mit eigenen Elektromobilen. 2020 sei das mit Abstand erfolgreichste Geschäftsjahr in der jungen Geschichte gewesen, schreibt das Unternehmen in einer Medienmitteilung. Der Umsatz betrug demnach 26 Millionen Franken.

Lokales Angebot 🥬 🥬 🥬
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️

www.farmy.ch

#6 Schwarm gesucht: marktschwaermer.ch

Für einen etwas anderen Ansatz als der reine Handel über das Internet haben sich die Initianten der Marktschwärmerei entschieden. Die Idee entstand vor zehn Jahren in Frankreich und findet inzwischen auch in Deutschland, Italien und weiteren Ländern Europas immer mehr Anhänger. Marktschwärmer sind Menschen, die ökologische Produkte von regionalen Produzenten kaufen möchten. Gewillte Gastgeberinnen können sich auf marktschwaermer.ch anmelden, um einen neuen regelmässig stattfindenden Markt in der eigenen Region zu organisieren. Zunächst gilt es einen geeigneten Standort dafür zu finden. Gemäss Website kann das ein Gemeindesaal, eine Schule, aber auch ein Café oder Restaurant sein.

In Lostorf soll «bald» eine Schwärmerei entstehen. Mehr ist leider nicht zu erfahren.

Die Aufgabe des Gastgebers ist es, passende Produzenten und Verkäuferinnen zu finden, den eigenen Markt zu bewerben und schliesslich den Abholmarkt zu organisieren und durchzuführen. Die Angebote werden vorab mit einer kurzen Vorstellung des Produzenten auf der Internetseite der jeweiligen Marktschwärmerei veröffentlicht. So entsteht ein Online-Marktangebot, von dem sich der «Schwarm» bedienen kann beziehungsweise die Produkte online bestellt und später abholt. Derzeit befindet sich gemäss Website eine Schwärmerei in Lostorf im Aufbau. Leider blieb eine Anfrage bei der Initiantin unbeantwortet.

Lokales Angebot 🥬 (Lostorf, was läuft?)
Nutzerfreundlichkeit 🥕🥕🥕🥕🥕
Gestaltung 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️

www.marktschwaermer.ch

Regionales Einkaufen: Das meint die Statistik

Was den Onlineplattformen im Bereich regionales Einkaufen in die Hände spielen dürfte, ist die Corona-Pandemie beziehungsweise die vom Bundesrat verhängten Massnahmen zu deren Eindämmung. Die Hochschule Luzern befragte im Frühling sowie im Sommer vergangenen Jahres jeweils 1000 Personen zu ihrem Einkaufsverhalten. Die Resultate zeigen einen klaren Trend zum verstärkten Kauf von regionalen und Schweizer Produkten, wie die Studienmacher schreiben. Ob dieser Effekt auf lange Sicht anhalten wird, muss sich erst zeigen. Dies möchten die Studienorganisatoren in weiteren Befragungen untersuchen, die bis in den Frühling 2022 wiederholt werden sollen.

Zur selben Zeit hat die Hochschule für Wirtschaft Zürich in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Post mehr als 13’000 Personen zum Thema Onlineshopping befragt. Satte 77 Prozent der Teilnehmenden gab an, monatlich und häufiger im Internet einzukaufen. Zu den über das Internet meistgekauften Gütern zählen Reisen, Eventtickets, Medien wie Bücher, Musik und Filme sowie Bekleidung und Computer beziehungsweise Elektrogeräte. Lebensmittel werden gemäss Studie nur von 10 Prozent der Befragten online bestellt. Trotz des geringen Marktanteils sind Lebensmittel aus regionaler Produktion aber nicht nur in der Auslage der Grossverteiler, auf Wochenmärkten und im Hofladen deines Vertrauens zu finden, sondern auch in immer mehr Onlineshops bestellbar.


Wie schmecken dir Lebensmittel aus dem Onlineshop?

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