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«Die Eröffnung eines weiteren Nagelstudios bringt keinen Mehrwert»

Seit kurzem hat die Stadt Aarau eine Citymanagerin. Sie soll sich für einen ausgewogenen Ladenmix in der Altstadt einsetzen. Was sind ihre Aufgaben und wie will sie die Ladenvielfalt fördern? Romana Waller im Interview.
30. Oktober 2020
Text: Adrian Portmann, Fotografie: Timo Orubolo
Die Stadt Aarau und das Gewerbe setzen auf eine Citymanagerin.

Romana Waller ist die erste Citymanagerin von Aarau. Mitte Oktober hat sie ihre Arbeit in einem Pensum von vierzig Prozent aufgenommen. Finanziert wird der Posten zu einem grossen Teil von der Stadt. Der Gewerbeverband sowie einzelne Detaillisten und Gastrobetriebe beteiligen sich. Die Stelle ist vorerst auf drei Jahre befristet.  

Frau Waller, wenn Sie an Olten denken, was kommt Ihnen da in den Sinn?

Ich kenne die Fachhochschule und die Stadt soll eine gute Adresse sein, wenn man fein essen gehen möchte. Das ist das, was ich zu hören bekomme, wenn es um Olten geht. Da ich mich vor allem in Aarau und Zürich bewege, bin ich in unserer Nachbarstadt leider selten zu Gast. Deshalb kann ich das nicht aus eigener Erfahrung beurteilen.

Vor kurzem haben Sie die Stelle als Citymanagerin angetreten. Welches sind die Herausforderungen in Aarau?

Wie in anderen Städten und auch in Shoppingcentern sind die Kundenfrequenzen in der Aarauer Altstadt in den letzten Jahren zurückgegangen, was mit einem veränderten Konsumverhalten zu erklären ist. Der Onlinehandel spielt hier eine tragende Rolle. Früher konnten Hauseigentümer ihre Mieter auswählen, für Geschäftsflächen an zentraler Lage gab es gar Wartelisten. Das ist heute anders.

Was sind die Aufgaben, die Sie als Citymanagerin übernehmen?

Zunächst stellen wir uns die Frage, in welche Richtung sich Aarau in den Bereichen Detailhandel und Gastronomie entwickeln will. Es gilt, eine Strategie und eine Vision für die Stadt zu entwickeln, die auf die nächsten fünf bis zehn Jahren ausgerichtet ist. Ein wichtiges Thema als Citymanagerin ist der Ladenmix, das heisst die richtige Mischung aus unterschiedlichen, sich ergänzenden Branchen. Dabei spielt auch die Gastrobranche eine wichtige Rolle. Sie bringt generell Menschen in die Stadt und Abwechslung in den Ladenmix. Unser Ziel ist es, mehr Leute dazu zu bewegen, in Aarau einzukaufen und zu verweilen. Als Citymanagerin sehe ich mich auch als Bindeglied zwischen Stadt, Detailhandel und Gastronomie sowie Immobilieneigentümern.

Welche Aspekte haben einen Einfluss auf den lokalen Ladenmix?

Zum einen sind es harte Faktoren wie die Infrastruktur, das Einzugsgebiet, die Erreichbarkeit, das bestehende Angebot, aber auch das Flächenlayout der Geschäftsräumlichkeiten. Gerade in einer Altstadt sind die Geschäfte naturgemäss klein und eher verwinkelt. Modeketten mit grossem Flächenbedarf zum Beispiel lassen sich hier nicht ansiedeln. Zum anderen sollen unsere Vision und Ziele für Aarau den Ladenmix in Zukunft beeinflussen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ladenvielfalt in Aarau?

Wir haben einen guten Mix aus grösseren, nationalen Unternehmen mit bekanntem Namen und lokalen, kleineren Fachgeschäften, die mit Charme und innovativen Konzepten ihre bescheidene Grösse wettmachen. Künftig möchten wir weitere gute Marken nach Aarau holen. Kunden sollen in unsere Stadt kommen, weil das Einkaufen hier sich von demjenigen im Shoppingcenter unterscheidet und mit den Facetten dieser schönen Stadt und Gastronomiemöglichkeiten ein einzigartiges Einkaufserlebnis bietet.

Welche Rolle spielen grosse Namen nationaler und internationaler Ketten?

Bekannte Marken und Ketten haben eine Magnetwirkung und bringen Menschen in die Stadt, die sonst vielleicht eher online einkaufen würden oder ins Shoppingcenter fahren. In Aarau gilt der City-Märt mit Manor, Coop, Migros und C&A als Magnet. Lebensmittelhändler sind wichtige Frequenzbringer, bei ihnen deckt man sich für den täglichen Bedarf ein.

Leere Ladenlokale sind in Schweizer Städten zum Alltagsbild geworden. Wie sieht die Situation diesbezüglich in Aarau aus?

Davon haben wir glücklicherweise relativ wenige. Wenn es einen Mieterwechsel gibt, ist es meiner Ansicht nach wichtig, darauf zu achten, dass die neuen Geschäfte eine gewisse Einzigartigkeit aufweisen. Die Eröffnung eines weiteren Nagelstudios bringt punkto Vielfalt keinen Mehrwert. Ziel muss es sein, den Mix nachhaltig zu gestalten, so dass es nicht zu viele Wechsel gibt.

Welchen Einfluss haben die Mietpreise auf die Vielfalt der Geschäfte?

Oft stehen sie für die Eigentümerin der Liegenschaft im Vordergrund. Wie viel das Gewerbe für die Fläche bezahlen kann, hängt jedoch stark vom erzielten Umsatz ab. Wir wissen, dass die Umsätze im Detailhandel rückläufig sind. Kleine Start-up-Unternehmen, die innovationsfreudig sind und Vielfalt in die Gewerbelandschaft bringen würden, haben gerade zu Beginn nicht die finanziellen Mittel, Marktpreise zu bezahlen. Hier können neue Mietmodelle Abhilfe schaffen. Anstelle einer Fixmiete kann beispielsweise ein umsatzabhängiger Mietzins treten. Auch eine Staffelung mit einem über die Jahre steigenden Mietpreis ist eine Möglichkeit, um die Vielfalt zu fördern.

Über welchen Trumpf verfügt die Einkaufsstadt gegenüber Shoppingcenter und Onlinehandel?

Sicherlich die Stimmung und das Ambiente, welche nur die hübschen Gassen und schönen Ecken einer historischen Altstadt bieten können. Aber auch die vielfältigen Gastromöglichkeiten für unterschiedliche Zielgruppen und Geschmäcker. Es geht auch darum, Plätze in der Stadt zu schaffen, wo sich Menschen treffen können. Wo es vielleicht einen Spielplatz gibt oder man sich über den Mittag, nach der Arbeit und in der Freizeit gern mit Freundinnen trifft. Die Menschen suchen in der Stadt den sozialen Kontakt, daran wird auch die Digitalisierung nichts ändern. Dieser menschliche Austausch fehlt beim Onlinehandel gänzlich. Damit sich Besucher wohlfühlen, muss die Stadt sich herausputzen, Gastfreundlichkeit ausstrahlen und Geschäfte bieten mit guter Beratung und Services.


Welches Geschäft fehlt dir in Olten?

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