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Party machen!

Let’s talk about nightlife: Das war das 7. Kolt-Treffen im Terminus.
27. April 2022
Text: Jana Schmid, Fotografie: Timo Orubolo

Für einmal wurde im Terminus Club auf Stühlen Platz genommen, schwarzes Holz fürs Publikum, smaragdgrüner Samt auf der Bühne. Gedämpftes Licht, Discokugeln und eine reich bestückte Bar, das passt eigentlich nicht zu einem Montagabend. Auch nicht zu einer Podiumsdiskussion – ausser es geht dabei ums Feiern. 

Im einzigen Nachtclub der Stadt lud Kolt zu seinem 7. Treffen, um über das Oltner Nachtleben zu sprechen:

Läuft in Olten zu wenig? Wenn ja, warum? Und wie lässt sich das ändern?

Fünf Männer aus Gastronomie, Eventbranche und Stadtverwaltung wurden sich unter Moderation von Kolt-Concierge Finja Basan und Kolt-Verleger Yves Stuber mehr oder weniger einig: 

Ja, es könnte mehr laufen in Olten. Das Bekenntnis der Stadt für ein lebendiges Olten würde helfen. Und doch ist das hiesige Nachtleben auf keinem schlechten Weg. 

Kurz: Olten ist nicht tot, aber auch kein Partyparadies. 

Nun aber von vorn. 

«War früher alles besser?», fragte die Moderatorin einen, der es wissen muss: Aleks, der seit vielen Jahren hinter den Tresen der Stadt steht, früher im Magazin, im Sisième, in der U2 Bar, heute als Chef de Bar der Baroque Bars im Terminus. 

«Ob es besser war, weiss ich nicht», eröffnete er die Gesprächsrunde, «aber einiges war früher einfacher.» Die Ansprüche der Gäste seien gestiegen, ebenso die der Behörden. Ballungszentren seien heute grösser und die Menschen mobiler.

Dem stimmte auch August «Gusti» Burkart zu, der das Nachtleben in der Region während vieler Jahre mitgestaltete. «Die Ansprüche der Leute sind heute viel höher», sagte der ehemalige Betreiber der Kettenbrücke, der Opium Lounge und des Platzhirsches in Aarau sowie der früheren Oltner Clubs Metro und El Harem. «Früher hatten wir Freude an vier blinkenden Glühbirnen. Sowas zieht heute nicht mehr.» 

August Burkart, Mitgründer popart.ch

Mehr Professionalität ist gefordert und gleichzeitig konsumieren die Gäste weniger als früher, so der Tenor, etwa wegen der Rauchverbote und strengerer Regelungen bei Alkohol am Steuer. Deshalb sei es heute mit mehr finanziellem Aufwand und mehr Risiken verbunden, eine Bar oder einen Club zu betreiben, als noch vor 20 Jahren.

«Wenn du heute eine Bar eröffnest, muss die sensationell aussehen», meinte Dušan Nedeljković gar, für den die Veranstaltung ein Heimspiel war: Er ist der Geschäftsführer des Terminus Clubs. 

Dieser ist seit der Schliessung des Metro Clubs im Frühling 2010 der einzige kommerzielle Nachtclub in der Stadt Olten. Auf die Frage, ob er noch andere Möglichkeiten sehe für weitere ähnliche Betriebe, meinte Dušan: «Extrem schwierig. Entweder gibt es zu viele Anwohner oder der Standort wäre nicht zu Fuss erreichbar, wie etwa in der Industrie, oder aber er wäre zu düster, wie zum Beispiel in der Winkelunterführung.» 

Dušan Nedeljković, Geschäftsführer Terminus Club

Wo er aber Potential sieht, wäre in der Oltner Barlandschaft. «Mehr Bars wären toll. Davon würden wir als Nachtclub auch profitieren. Die Leute machen idealerweise eine Tour durch die Bars, und am Ende landen sie im Club.»

Das bestätigt auch Gusti Burkart: «Es ist schön, wenn man in einer Stadt alles kann: essen, trinken, clubben. Die Angebote von Bars, Clubs und Restaurants ergänzen sich. So entsteht ein lebendiges Nachtleben.»

Das sei es, was Aarau gegenüber Olten zu einer attraktiveren Ausgehstadt mache. Das Angebot an verschiedenen Bars und Clubs ist grösser, die Strassen abends belebter als hier. Die Aarauer Altstadt hat sich in den letzten Jahren zur beliebteren Wahl für Nachtschwärmerinnen gemausert. 

Woran liegt das?

Ein augenfälliger Unterschied zwischen den beiden Städten: die «Polizeistunde» für den Betrieb auf der Gasse. In Olten ist im Sommer draussen um 00:30 Uhr Schluss. Die Aarauerinnen dürfen hingegen laue Nächte bis um 2 Uhr mit einem Drink in der Gartenwirtschaft geniessen.

«Ich glaube, diese Regelung mit 00:30 Uhr ist im Fall von Olten ein guter Kompromiss», meinte dazu Philipp Stierli, der als Leiter der Abteilung Ordnung und Sicherheit die Stimme aus der Stadtverwaltung ins Terminus brachte. «Eine Verlängerung bis um 2 Uhr wäre ein politischer Prozess, bei dem allen verschiedenen Interessen Rechnung getragen werden müsste. Die aktuelle Regelung ist bereits ein Mittelweg, der sowohl von den Anwohnenden als auch von den Gästen akzeptiert und toleriert wird.»

Philipp Stierli, Leiter Ordnung und Sicherheit der Stadt Olten

Auch Mike Zettel, der als Geschäftsführer der «Kein Ding GmbH» diverse Grossanlässe in der Stadt Olten, so etwa die MIO, organisiert, sieht die Öffnungszeiten nicht unbedingt als Problem. «Für uns als Grossveranstalter ist es nicht schlecht, wenn am Abend auch mal Schluss ist.»

Und die Bar- und Clubbetreiber? Auch für sie sind die Öffnungszeiten nicht das Zünglein an der Waage. Der Unterschied zu Aarau sei ein grundsätzlicherer: «In Aarau ist es spürbar, dass sich die Stadt ein lebendiges Nachtleben aktiv zum Ziel gesetzt hat», fasste Gusti Burkart zusammen. 

Er erzählte von einer Diskussionsrunde, zu der die Stadt Aarau Anwohnende und Vertreter aus Gastronomie- und Detailhandel eingeladen hatte, um über die verschiedenen Interessen in der Aarauer Altstadt zu beraten. «Daraus resultierte ein politischer Entscheid: In der Altstadt muss Wohnen genauso wie Kultur möglich sein. Die Stadt will beides. So wird es seither durchgezogen in allen Ämtern und Gremien. Als Gastronom bedeutet das: Du kannst, aber im Rahmen.»

Dieses Bekenntnis sei in Olten weniger spürbar. Und trotzdem wurde immer wieder betont: So schlimm wie in Zofingen ist es aber auch wieder nicht. Das Aargauer Städtchen wird regelmässig als besonders partyfeindlich bezeichnet. «Zofingen ist eine Schlafstadt», nannte es Dušan. «Das ist Olten nicht. Man wird hier nicht ausgebremst von der Stadt. Aber es ist eben auch nicht wie in Aarau, wo die Verwaltung für eine lebendige Stadt einsteht.»

«Die Stadt verhindert keine Veranstaltungen», meinte Philipp Stierli. «Wenn jemand eine Veranstaltung durchführen will, dann haben wir eine unterstützende, positive Haltung. Aber wir müssen immer die Waage halten.» Generell findet er, die Stimmung in der Stadt sei grundsätzlich gut. «Gerade seit der Attraktivierung der Kirchengasse floriert die Innenstadt vermehrt. Es fehlt vielleicht die eine oder andere Bar, aber es ist belebter.»

Dem pflichteten auch Dušan und Aleks bei. Mediterraner sei es geworden, hiess es immer wieder. Die Leute seien neuerdings vermehrt draussen auf der Strasse anzutreffen – eine gute Entwicklung, die auch auf eine progressivere und teilweise verjüngte Stadtverwaltung zurückzuführen seien. 

«Der Amtsschimmel von früher verschwindet langsam», unterstrich auch Mike Zettel und meinte damit, dass Prozesse wie Bewilligungsverfahren für Veranstaltungen heute von der Stadt effizienter und zuvorkommender behandelt würden als noch vor einigen Jahren. 

Mike Zettel, Geschäftsführer Kein Ding GmbH, und Aleks, Chef de Bar der Baroque Bars

Dass er einer progressiven Haltung zur Belebung der Oltner Innenstadt nicht abgeneigt ist, zeigte auch Philipp Stierli. So versprach er, dem Stadtrat ein Feedback aus dieser Runde zu geben. 

Nein, das Oltner Nachtleben ist nicht tot. Darin waren sich alle einig, und Mike Zettel sprach vielleicht dem gesamten Podium aus der Seele, als er sagte: «Ich glaube an Olten. Und ich werde hier auch weiterhin Events organisieren, die in Bern oder Luzern vielleicht besser laufen würden. Denn Olten ist Herz.» 

Dann kann es ja eigentlich nur gut kommen. Schön fühlte es sich deshalb an, nach der Diskussion das Konzert der Dulliker Sängerin Sury und das ein oder andere Bier zu geniessen – und dabei fast zu vergessen, dass Montagabend war.

Sury

Was wünschst du dir für das Oltner Nachtleben?

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