Der Brückenbauer
Wohin bestellt uns der Architekt zum Gespräch? Ins Arcafé. «Architektonisch ist dieser Ort doch ein kleines Ausrufezeichen für diese Stadtseite», sagt Beat Felber vor seinem Kaffee. «Und ich mag diesen Ort, weil Menschen, die ein wenig anders sind, hier eine Aufgabe erhalten.» Die Stiftung Arkadis führt das Café seit bald zwei Jahren. Beat Felber zählt zu den Stammgästen. Den Raum nimmt er nicht nur mit seiner Statur ein, auch mit seiner lockeren Art gewinnt er die Menschen für sich. Beat Felber weiss dies im Leben zu nutzen. «Menschen zu überzeugen, ist meine Stärke», sagt er. Als selbständiger Architekt ist dies ein zentrales Element seines Wirkens. Mit Behörden, Bauunternehmen und Bauherrinnen verhandeln, bis ein Objekt entsteht.
«Ich bin kein Mensch, der Szenarien hunderttausend Mal umdreht.»
Beat Felber
Warum also nicht an der Zukunft Oltens mitbauen, wird sich der 40-Jährige gefragt haben. Mit dem bevorstehenden Abgang von Stadtpräsident Martin Wey wird der CVP-Sitz vakant. Und so sitzt Beat Felber uns als Stadtratskandidat im Arcafé gegenüber. «Du kannst deinen Ort direkt beeinflussen», sagt Felber zu seiner Motivation als Stadtratskandidat. In den kommenden Jahren wird in Olten die Ortsplanungsrevision eines der zentralen Themen sein. «Da könnte ich mich mit meinen Erfahrungen einbringen.» Schafft Felber im kommenden Frühling die Wahl, würde ihm auf der lokalen Politbühne ein steiler Aufstieg gelingen. Erst bei den letzten Parlamentswahlen schaffte er die Wahl in den Gemeinderat. «Ich bin kein Mensch, der Szenarien hunderttausend Mal umdreht», sagt Felber. Oft verlässt er sich auf seine Intuition.

Diese hat ihn auch nach Olten gebracht. Einen weiten Weg musste er damals, nach der Lehre als Hochbauzeichner, nicht gehen. In Egerkingen wuchs er mit zwei Geschwistern auf. Ein Agglo-Kind mit dem Autobahnrauschen im Ohr? Nicht in seinem Fall, widerspricht Felber dem klischierten Bild. Er wohnte nicht am Hang, wo das Rauschen der Autos alltäglich ist, sondern unten in der Fläche. «Die Wohnqualität ist hier einiges höher», gibt er zu. In Olten geniesst der dreifache Familienvater in seinem Daheim oben im Säliquartier Aussicht und Ruhe in einem. «Wenn du abends von Solothurn nach Olten fährst, haben wir hier noch Abendsonne.»
Nach Olten gekommen, um zu bleiben
Beat Felber braucht die grossen Sprünge nicht. Im Dorf aufgewachsen, verspürte er den Drang, wenigstens dort rauszukommen. «Olten ist zwar auch ein kleines Dorf, wenn wir ehrlich sind», sagt er und lacht. Hier in der Kleinstadt schätzt er das Direkte, das Einfache. Dies merkte er, als er während des Architekturstudiums drei Jahre in Luzern wohnte. Und so zog es ihn wieder zurück: «Ich will nicht sagen, ich sei hier hängen geblieben, weil dies so negativ klingt.»
«Die Aussensicht des Pendlers, der als erstes den Ländiweg in seiner heutigen Form antrifft, ist verfälscht.»
Beat Felber
Seit er nach Olten kam, blieb sein Lebensraum stets die rechte Aareseite. Das sei eher zufällig so, erzählt er. In einer Wohngemeinschaft an der unteren Hardegg lebte er seine Jugendjahre. Damals schätzte er das Nachtleben in Kino, Vario, Hammer, Metro oder Terminus. Als Familienvater hat sich seine Perspektive auf die Stadt komplett verändert. Heute schätzt er die nahen Jurahügel mit ihren Wäldern und kennt die Spielplätze. «Die Aussensicht des Pendlers, der als erstes den Ländiweg in seiner heutigen Form antrifft, ist verfälscht», sagt Felber.
Das «C» ist nicht bloss Fassade
Den Bezug zu Olten erhielt Beat Felber früh durch seinen Vater, der als Amtsschreiber in Olten bekannt war. Auch das Gedankengut der CVP bekam er von zuhause aus mit. Die C-Frage stellt sich unweigerlich. «Jetzt wird’s heikel», sagt Felber und lacht. Ja, die christlichen Werte trage er in sich. Der Grossvater war Sakristan, als Bub war Beat Felber Ministrant. Heute besucht er die Kirche vorwiegend im feierlichen Rahmen. Der christliche Hintergrund habe ihn in gewissen Zügen geprägt: «Ich trage ein Urvertrauen in mir und gehe vom Guten im Menschen aus.» Diese Haltung prägt auch seine Politik – und so verortet er sich auch in der klassischen Mitte. «Die Pole zusammenhalten», wolle er, «auch wenn dies in der Aussenwahrnehmung eher unattraktiv erscheinen mag». Spektakel braucht er nicht.

Beat Felber ging stets seinen eigenen Weg und verliess sich immer wieder auf sein Bauchgefühl. So auch nach der Lehre als Hochbauzeichner. Damals, mitten in der Immobilienkrise, waren die Konjunkturprognosen schlecht. Felber war drauf und dran, sich fürs Studium als Wirtschaftsingenieur einzuschreiben. Aus dem Affekt entschied er sich doch für die Architektur, mit der er geliebäugelt hatte. «Willst du das wirklich machen?», habe ihn sein Umfeld gefragt. Ähnlich verhielt es sich, als er den Weg in die Selbstständigkeit wählte. «Was machst du, wenn …?», habe sein Umfeld gefragt. Er aber liess sich nicht beirren.
Zu jener Zeit hatte seine Frau Svetlana Felber das erste Kind geboren. Zehn Jahre später sind der Beruf und die Familie die beiden dominierenden Bausteine in seinem Leben. Nun will er der Politik mehr Raum geben. Das Wesen des Architekten trägt er in sich, wenn er den Blick auf die Stadt richtet. «Wenn du Richtung Aarau und Zürich fährst, fällt auf, dass wir städtebaulich nicht gleich weit sind.» Einige strukturelle Probleme bestünden in Olten, sagt er. «Die Zeichen stehen nicht schlecht. Es ist nichts Irreparables.» Beat Felber sieht Potenzial. Und er möchte gerne mit daran bauen.
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Die städtische Bauverwaltung (Baudirektion und Baukommission) hat in Olten nicht den besten Ruf. Bauherrn, Architekten, Investoren klagen über bürokratische Prozesse, zeitaufwändige (und damit teure) Prozesse und teils unverständliche Anordnungen. Was würde Architekt Beat Felber als Stadtrat Beat Felber in der städtischen Baudirektion verändern?
Lieber Urs
Vielen Dank für Deine Rückmeldung. Dein Interesse an meiner Person freut mich sehr und bitte entschuldige meine späte Antwort. (Hättest Du mir eine WhatsApp geschrieben, hätte ich diese bereits gestern gesehen:-)
Zur Ehrrettung der Baudirektion muss ich sagen, dass in den vergangenen Jahren die Anforderungen im Rahmen vom Baubewilligungsverfahren stark gestiegen sind. Neben der Einhaltung von materiellen Bauvorschriften wie Grenzabstände etc., müssen heute auch eine Vielzahl von kantonalen und eidgenössischen Auflagen erfüllt werden. Dies alles führt in der Summe zu zusätzlichen Kosten und zieht das Verfahren in die Länge.
Andererseits ist auch mir nicht entgangen, dass insbesondere auf verwaltungsebene Abläufe zum Frust der Bauherrschaft ins Stocken geraten. Das liegt meiner Meinung nach zum einen an der fehlenden Nähe zum Kunden. Wenn jemand zum Beispiel wissen will, ob eine Balkonverglasung möglich ist, will er nicht zuerst einen Situationsplan zeichnen müssen, um dann zwei Wochen später zu erfahren: «Sorry, geht nicht, bitte versuchen Sie es ein andermal». Hier muss die Verwaltung unkompliziert auftreten. Ein Telefonat oder ein Bild per Mail muss reichen. Zum anderen vermisse ich im Sinne der Kundenfreundlichkeit eine aktive Dossierführung. Die Baubehörde und nicht der Bauherr ist Verfahrensspezialist. Sie ist dafür verantwortlich, dass Fristen eingehalten werden können. Kurz, die Behörde muss den Bauherrn an die Hand nehmen und Ihm den schnellst möglichen Weg aufzeigen.
Als Stadtrat setze ich mich deshalb für ein Baubewilligungsverfahren ein, welches sich an den Kundenbedürfnissen orientiert.
Hoi Beat, ich kann mich dem Kommentar von Urs Knapp mit einem Beispiel anschliessen.
Für die kürzliche Instandstellung unseres Flachdachs (nur Schadenbehebung, kein neues Dach!) benötigten wir ein Baugesuch plus Energienachweis. Nach Auskunft diverser Fachleute braucht es seltsamerweise für dieses Vorhaben in Olten ein Baugesuch, was in andern Gemeinden selten oder nie der Fall sei. Baugesuch und Energienachweis kosteten schon im Vorfeld 3500.00, bevor wir mit der Sanierung beginnen konnten. Viel Erfolg und liebe Grüsse Doris
Hoi Beat, der vorherige Kommentar ist von mir, ich war bei Lilo eingeloggt, weil ich für sie das Kolt abonniert habe….
Alles klar… Liebe Grüsse, Beat
Im Gegensatz zur nationalen scheint die städtische Oltner CVP gerade im Begriff zu sein, eine starke eigenständige Mitte-Position aufzugeben. Wie ist unter diesem Aspekt Beat Felber zu verstehen, wenn er gemäss Kolt-Gespräch «die Pole zusammenhalten» möchte?
Ruedi Iseli
Grüezi Herr Iseli
Mir persönlich ist die Mitte-Position sehr wichtig. Darunter verstehe ich, dass man sich auf andere Sichtweisen einlässt und akzeptiert, dass es mehrere «Wahrheiten und Realitäten» gibt. Als Selbstständigerwerbender habe ich zum Beispiel Verständnis für einen Gewerbler, der für seinen Kundenparkplatz kämpft. Gleichzeitig habe ich als Familienvater den Wunsch, meine Kinder auf einer verkehrsberuhigten Strasse spielen zu lassen. Damit will ich nur sagen, dass wir doch alle verschiedene Hüte tragen und niemand die absolute Wahrheit für sich in Anspruch nehmen kann.
Gerade bei kommunalen Sachfragen geht es doch darum, unter verschiedenen Interessen den grössten gemeinsamen Nenner zu finden. Das meine ich mit «die Pole zusammenhalten». Ziel muss sein, das Verbindende zu suchen und nicht mit einer knappen Parlamentsmehrheit Extrempositionen durchboxen zu wollen. Wozu das führen kann, haben wir alle 2019 schmerzhaft mit dem Budgetreferendum erfahren müssen.
Eine gute Lösung berücksichtigt immer alle Sichtweisen und nicht nur die Eigene. Wenn Sie die CVP wählen, stärken Sie nach wie vor die politische Mitte und sorgen für ausgleichende Kräfte im Stadtparlament!
Herr Felber
Welche Vision haben Sie für Olten in 10 Jahren?
Wie wollen Sie die Bedürfnisse und Mitgestaltungsideen von Oltens Einwohner einbinden in eine lebendige Stadtentwicklung?