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Der Brückenbauer

Beat Felber hat in seinem Leben schon oft auf sein Bauchgefühl vertraut. Mit Erfolg. Auch als Stadtratskandidat?
23. Oktober 2020
Text: Yann Schlegel, Fotografie: Timo Orubolo

Wohin bestellt uns der Architekt zum Gespräch? Ins Arcafé. «Architektonisch ist dieser Ort doch ein kleines Ausrufezeichen für diese Stadtseite», sagt Beat Felber vor seinem Kaffee. «Und ich mag diesen Ort, weil Menschen, die ein wenig anders sind, hier eine Aufgabe erhalten.» Die Stiftung Arkadis führt das Café seit bald zwei Jahren. Beat Felber zählt zu den Stammgästen. Den Raum nimmt er nicht nur mit seiner Statur ein, auch mit seiner lockeren Art gewinnt er die Menschen für sich. Beat Felber weiss dies im Leben zu nutzen. «Menschen zu überzeugen, ist meine Stärke», sagt er. Als selbständiger Architekt ist dies ein zentrales Element seines Wirkens. Mit Behörden, Bauunternehmen und Bauherrinnen verhandeln, bis ein Objekt entsteht.

«Ich bin kein Mensch, der Szenarien hunderttausend Mal umdreht.»

Beat Felber

Warum also nicht an der Zukunft Oltens mitbauen, wird sich der 40-Jährige gefragt haben. Mit dem bevorstehenden Abgang von Stadtpräsident Martin Wey wird der CVP-Sitz vakant. Und so sitzt Beat Felber uns als Stadtratskandidat im Arcafé gegenüber. «Du kannst deinen Ort direkt beeinflussen», sagt Felber zu seiner Motivation als Stadtratskandidat. In den kommenden Jahren wird in Olten die Ortsplanungsrevision eines der zentralen Themen sein. «Da könnte ich mich mit meinen Erfahrungen einbringen.» Schafft Felber im kommenden Frühling die Wahl, würde ihm auf der lokalen Politbühne ein steiler Aufstieg gelingen. Erst bei den letzten Parlamentswahlen schaffte er die Wahl in den Gemeinderat. «Ich bin kein Mensch, der Szenarien hunderttausend Mal umdreht», sagt Felber. Oft verlässt er sich auf seine Intuition.

Diese hat ihn auch nach Olten gebracht. Einen weiten Weg musste er damals, nach der Lehre als Hochbauzeichner, nicht gehen. In Egerkingen wuchs er mit zwei Geschwistern auf. Ein Agglo-Kind mit dem Autobahnrauschen im Ohr? Nicht in seinem Fall, widerspricht Felber dem klischierten Bild. Er wohnte nicht am Hang, wo das Rauschen der Autos alltäglich ist, sondern unten in der Fläche. «Die Wohnqualität ist hier einiges höher», gibt er zu. In Olten geniesst der dreifache Familienvater in seinem Daheim oben im Säliquartier Aussicht und Ruhe in einem. «Wenn du abends von Solothurn nach Olten fährst, haben wir hier noch Abendsonne.»

Nach Olten gekommen, um zu bleiben

Beat Felber braucht die grossen Sprünge nicht. Im Dorf aufgewachsen, verspürte er den Drang, wenigstens dort rauszukommen. «Olten ist zwar auch ein kleines Dorf, wenn wir ehrlich sind», sagt er und lacht. Hier in der Kleinstadt schätzt er das Direkte, das Einfache. Dies merkte er, als er während des Architekturstudiums drei Jahre in Luzern wohnte. Und so zog es ihn wieder zurück: «Ich will nicht sagen, ich sei hier hängen geblieben, weil dies so negativ klingt.»

«Die Aussensicht des Pendlers, der als erstes den Ländiweg in seiner heutigen Form antrifft, ist verfälscht.»

Beat Felber

Seit er nach Olten kam, blieb sein Lebensraum stets die rechte Aareseite. Das sei eher zufällig so, erzählt er. In einer Wohngemeinschaft an der unteren Hardegg lebte er seine Jugendjahre. Damals schätzte er das Nachtleben in Kino, Vario, Hammer, Metro oder Terminus. Als Familienvater hat sich seine Perspektive auf die Stadt komplett verändert. Heute schätzt er die nahen Jurahügel mit ihren Wäldern und kennt die Spielplätze. «Die Aussensicht des Pendlers, der als erstes den Ländiweg in seiner heutigen Form antrifft, ist verfälscht», sagt Felber.

Das «C» ist nicht bloss Fassade

Den Bezug zu Olten erhielt Beat Felber früh durch seinen Vater, der als Amtsschreiber in Olten bekannt war. Auch das Gedankengut der CVP bekam er von zuhause aus mit. Die C-Frage stellt sich unweigerlich. «Jetzt wird’s heikel», sagt Felber und lacht. Ja, die christlichen Werte trage er in sich. Der Grossvater war Sakristan, als Bub war Beat Felber Ministrant. Heute besucht er die Kirche vorwiegend im feierlichen Rahmen. Der christliche Hintergrund habe ihn in gewissen Zügen geprägt: «Ich trage ein Urvertrauen in mir und gehe vom Guten im Menschen aus.» Diese Haltung prägt auch seine Politik – und so verortet er sich auch in der klassischen Mitte. «Die Pole zusammenhalten», wolle er, «auch wenn dies in der Aussenwahrnehmung eher unattraktiv erscheinen mag». Spektakel braucht er nicht.

Beat Felber ging stets seinen eigenen Weg und verliess sich immer wieder auf sein Bauchgefühl. So auch nach der Lehre als Hochbauzeichner. Damals, mitten in der Immobilienkrise, waren die Konjunkturprognosen schlecht. Felber war drauf und dran, sich fürs Studium als Wirtschaftsingenieur einzuschreiben. Aus dem Affekt entschied er sich doch für die Architektur, mit der er geliebäugelt hatte. «Willst du das wirklich machen?», habe ihn sein Umfeld gefragt. Ähnlich verhielt es sich, als er den Weg in die Selbstständigkeit wählte. «Was machst du, wenn …?», habe sein Umfeld gefragt. Er aber liess sich nicht beirren.

Zu jener Zeit hatte seine Frau Svetlana Felber das erste Kind geboren. Zehn Jahre später sind der Beruf und die Familie die beiden dominierenden Bausteine in seinem Leben. Nun will er der Politik mehr Raum geben. Das Wesen des Architekten trägt er in sich, wenn er den Blick auf die Stadt richtet. «Wenn du Richtung Aarau und Zürich fährst, fällt auf, dass wir städtebaulich nicht gleich weit sind.» Einige strukturelle Probleme bestünden in Olten, sagt er. «Die Zeichen stehen nicht schlecht. Es ist nichts Irreparables.» Beat Felber sieht Potenzial. Und er möchte gerne mit daran bauen.


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